WANGEN – Eine Sternstunde des Chorgesangs haben am Samstagabend in der St. Martinskirche 500 Besucher erlebt. Der Kammerchor der Jugendmusikschule und der ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars Musica“ boten anspruchsvolle Notenliteratur und stimmliche QualitĂ€t auf höchstem Niveau.
So schön und beglĂŒckend kann Chormusik sein! Eineinhalb Stunden lang KlangfĂŒlle zum Niederknien, saubere Intonation und stilistische Sicherheit zum SchwĂ€rmen, schmiegsame Dynamik und feine Gestaltung gerade bei den sakralen GesĂ€ngen zum den Atem anhalten! Herz, was begehrst du mehr? Aber der Mensch ist nun einmal unersĂ€ttlich. Und so wirkte die AnkĂŒndigung, dass es auf jeden Fall ein Wiederhören geben wird, wenngleich Chorleiter Hubert Voigt nun in den Ruhestand gehen wird, wie ein Pflaster auf den Abschiedsschmerz.
14 Jahre lang war Voigt als Gesangslehrer und Chordirigent an der Jugendmusikschule tĂ€tig. AnknĂŒpfend an seine jahrzehntelange Berufserfahrung als Leiter des Knabenchores der Suhler Philharmonie baute er in dieser Zeit einen Nachwuchschor, einen Knaben- und einen MĂ€dchenchor auf. Aus Letzterem entstand 1998 der Kammerchor, dessen gesangliche FĂ€higkeiten 2005 beim internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb in Wernigerode mit dem „Silbernen Diplom“ ausgezeichnet wurden.
Dass dies keine auf ein einziges Ziel hingefĂŒhrte Leistung war, sondern sich wie ein kostbares Band von Auftritt zu Auftritt zog und zieht, dass bewiesen Voigt und die jungen Damen auch in Wangen. Ihr „Kyrie eleison“ von Sylke Zymbel wurde ebenso fein wie andĂ€chtig, die englische Hymne „Herr, bleib bei uns“ kam klar und ohne Makel, die Lieder von Robert Schumann und Johannes Brahms bestachen durch Liebreiz.
Im ersten Teil hatte „Ars Musica“ mit ebenso innig wie feierlich gesungenem Lobpreis Gottes aufhorchen lassen. Besonders kam diese Kunst der sakralen Liedinterpretation beim „Kyrie“ von Konstantin TĂŒrnpu zum Tragen. Oder bei Rolf Lukowskys „Ave Maria“, das so hingebungsvoll vorgetragen wurde, dass man eine Stecknadel hĂ€tte fallen hören können. Wie Hans Georg NĂ€gelis „Motette“ mit einem so hingehauchten „Amen“ endete, dass sicherlich so mancher eine GĂ€nsehaut bekommen haben dĂŒrfte.
Nachdem Ingeborg Kempter, langjĂ€hrige SchĂŒlerin von Hubert Voigt und nun an der Hochschule ausgebildete SĂ€ngern, bei einem wunderschönen Magnificat (John Rutter) von Georg Enderwitz an der Orgel begleitetet worden war, vereinten sich die Chöre zu einem Ganzen. Zart schmelzend kam „Die Nachtigall“ von Mendelssohn Bartholdy, das Herz berĂŒhrend das „Fahr‘ wohl“ von Brahms.
Freude fĂŒr Musik vermitteln
Die drei groĂen Chorwerke von Rachmaninow, Archangelski und Tschaikowski, die das Marienlob und die Verherrlichung Gottes zum Inhalt hatten, bildeten den strahlenden Abschluss des Konzertes. Es gab „Standing Ovations“ und die Zusicherung auf eine Zugabe: „Ave Maria“ von Anton Bruckner. UnĂŒbertroffen! „Sie sind die Perle im Kranz der JMS, die hoffentlich noch lange ihren Glanz behĂ€lt!“ Noch ganz unter dem Einfluss des „himmlischen Vortrages“ dankte Verbandsvorsitzender Josef Köberle Hubert Voigt wie allen SĂ€ngern fĂŒr ihr „Geschenk“. Und Mitwirkende Veronika Teufel bescheinigte dem Chorleiter: „Sie haben uns die Freude und das GefĂŒhl fĂŒr die Musik vermittelt und uns durch die Konzertreisen und die Treffen mit Ars Musica unvergessliche Erinnerungen ermöglicht!“
[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen in der SchwĂ€bischen Zeitung 26.06.2007[/message_box]