2011, Kritiken

Gesang, der ins Ohr und in die Herzen geht

Ein großartiges Weihnachtskonzert erlebten die Besucher beim traditionellen Auftritt von Ars Musica am vierten Advent in der Kreuzkirche. 900 Euro davon gehen an die Suhler Kindertafel.

Suhl – Immer dann, wenn Ars Musica zu ihrem Chorkonzert zum Advent einladen, dann strömen die Menschen in Scharen in die Kreuzkirche. So auch am Sonntag. Nur auf den hinteren Reihen der Emporen waren noch frei PlĂ€tze zu finden. Ansonsten durften sich die SĂ€nger ĂŒber grĂ¶ĂŸtes Interesse freuen. „Als ob es nichts Wichtigeres gĂ€be, als nur das Eine. Und da gibt es fĂŒr einen Nachmittag wirklich nichts Wichtigeres als das Eine“, freute sich Superintendent Martin Herzfeld ĂŒber die riesige Resonanz.

Die Besucher ihrerseits waren von der weihnachtlich geschmĂŒckten Kirche begeistert. Und spĂ€testens mit dem Einmarsch des 30-köpfigen Chores zog eine feierliche Stimmung ein. „Die Lieder gehen Wege, um die Ohren zu erreichen“, sagte Herzfeld und sprach damit den GĂ€sten aus den Herzen.

Ein Genuss fĂŒrs Publikum

Wieder einmal zeigte der Chor unter Leitung von Hubert Voigt, was in ihm steckt. Stimmlich ein Genuss fĂŒr jeden Zuhörer. Dass bei der Auswahl der Lieder eine musikalische Reise durch die Welt unternommen wurde, hatte einen zusĂ€tzlichen Reiz. Mit „O Messias“ einem Weihnachtslied aus Spanien, „Kommet ihr Hirten“ aus Böhmen, „Ein Kind ist uns geboren“ aus den Alpen, „Still o Himmel“ aus Bayern oder „Bajuschkij“ aus Russland konnte der Chor sich nachdenklich, mitreißend, besinnlich und stimmgewaltig prĂ€sentieren. Zwei Versionen von Ave Maria, die weniger bekannte von Jacob Arcadelt und die beliebte von Charles Gounod, waren ein faszinierendes Geschenk an die GĂ€ste. Gekonnt zeigten die Solisten Thorsten Weiß und Torsten Kullick, wie einfĂŒhlsam gerade das letztere Ave Maria interpretiert werden kann.

SpĂ€testens beim Klang von „Es ist fĂŒr uns eine Zeit angekommen“, gab es auch den einen oder anderen SĂ€nger im Publikum, der nicht mehr an sich halten konnte. Mit dem Lied „Heut ist ein Tag der Freude“ traf man den Nerv dieses einzigartigen Nachmittags. Insgesamt war das Konzert ein Grund zur Freude. Schwierig fiel es indes, nicht nach jedem einzelnen Einsatz in Beifall zu verfallen. Superintendent Herzfeld hatte darum gebeten, zwischen den StĂŒcken Ruhe zu bewahren.

Sein Können bewies einmal mehr Kantor Philipp Christ an der Orgel. Er spielte die Pastorale F-Dur BWV 590. Ein Höhepunkt war der Auftritt von Ines Becher mit „Bereite dich Zion“. Die KĂŒnstlerin hat seit ihrem siebten Lebensjahr an der Jugendmusikschule „WĂŒrttembergisches AllgĂ€u“ in Wangen unter der Leitung von Hubert Voigt gesungen. Seit drei Jahren erhĂ€lt sie bei ihm Einzelgesang. Welches Können in seiner Ausbildung und welches Potenzial in ihrer Stimme steckt, das konnte sie beeindruckend vorfĂŒhren.

Zum gemeinsamen Gesang forderte Hubert Voigt die GĂ€ste in der Mitte des Konzerts auf. „Die erste Zeile singen die Damen, die zweite die Herren und anschließend wird der MĂ€nnerchor einsetzen. Gestern haben wir das schon mal in Erfurt geprobt. Es ist ganz einfach“, versicherte er den Anwesenden. WĂ€hrend die Frauen zunĂ€chst etwas zögerlich einstimmten, ermutigte der Chorleiter mehrfach zum Mitmachen. Angesteckt davon fielen die MĂ€nner in den Gesang ein. Schließlich wurde die Kirche, bis hinauf unter das Dach, von einem vielstimmigen „Halleluja“ erfĂŒllt. Ein GefĂŒhl der Gemeinsamkeit machte sich breit. Nun schwand auch langsam das Licht, dass bis dahin durch die Fenster gefallen war und tauchte den Kirchenraum in eine anheimelnde AtmosphĂ€re.

Verdient großer Beifall

Genau der richtige Zeitpunkt, um noch einmal den GesĂ€ngen von Ars Musica zu lauschen. Auch wenn manch einer gerne noch einmal mit eingestimmt hĂ€tte. Denn bei „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“ bewegten sich fast alle Lippen im Publikum mit.

Die „Heilige Nacht“ zum Abschluss, sehr intensiv vorgetragen, war wie eine Botschaft in Richtung des bevorstehenden Festes. Nun endlich war der Zeitpunkt gekommen, den KĂŒnstlern den Beifall zu zollen, den sie sich wahrlich verdient hatten. „Das war wunderschön“, war anschließend immer wieder zu hören“. Und wie sagte eine Frau so schön: „Es ist eben doch etwas ganz anderes, als sich nur eine CD anzuhören“.

Zum Abschied versicherte Hubert Voigt, dass ein Euro aus jeder Eintrittskarte an die Suhler Kindertafel geht. Immerhin sind das 900 Euro, wie Alexander Vierling von Ars Musica die Freies-Wort-Lokalredaktion informierte. Das Ensemble hatte den Betrag zudem noch ein wenig aufgerundet.

Erschienen im Freien Wort 21.12.2011
Autor: Doreen Fischer
Foto: frankfoto.de