Suhl â Besser hĂ€tten die Suhler gar nicht auf den heutigen Heiligen Abend eingestimmt werden können, als mit diesem gelungenen Konzert des ThĂŒringer MĂ€nnerchores Ars Musica gestern, am vierten Advent, in der Kreuzkirche. Die war wieder â wie in den Jahren zuvor â bis auf den letzten Platz gefĂŒllt. Sogar StĂŒhle mussten in das Kirchenschiff hineingetragen werden, weil unten die SitzbĂ€nke all die vielen Besucher â trotz Aufforderung zum engeren Beieinandersitzen â nicht mehr aufnehmen konnten. Ein GedrĂ€nge, wie am Heiligabend. Der MĂ€nnerchor weiĂ eine groĂe Sympathiegemeinde in Suhl hinter sich. Dieses Konzert, dass schon seit vielen Jahren stets am vierten Advent erfreut, gehört zu Suhl wie der Waffenschmied auf dem Markt.
Und auĂerdem â wer hĂ€tte das gedacht? Als nach neunzig Minuten besten Chorgesangs die Zuhörer beglĂŒckt und in aufgekratzter Stimmung die Kirche verlieĂen, da hatte der liebe Herrgott zur groĂen Ăberraschung feinsten glitzernden Schnee ĂŒber Suhl ausgeschĂŒttet, so dass zumindest nun in der Nacht auf Heiligabend das ersehnte WeihnachtsweiĂ die Landschaft ĂŒberpuderte. Bilderbuchwetter am Vorabend des Festes, grad so, als ob die MĂ€nner von Ars Musica das herbei gesungen hĂ€tten.
Erstmals restaurierte Orgel dabei
Die Kreuzkirche ist fĂŒrs Weihnachtskonzert ihr Stammplatz. Doch in diesem Jahr kam ein besonderer Umstand hinzu. Erstmals erklang dabei in voller Schönheit die restaurierte Eilert-Köhler-Orgel. FĂŒr deren Wiederherstellung hatte sich auch Ars Musica in allen frĂŒheren Auftritten eingesetzt und Teile der Konzerterlöse immer wieder gespendet. Nun gab sie erstmals den feierlichen Rahmen fĂŒr das Weihnachtsprogramm, das damit perfekt wurde, mit Glöckchenspiel und anderen reizvollen KlĂ€ngen zum Auftakt und einem weiteren Werk mittendrin. Nur schade, dass den Zuhörern nicht mitgeteilt wurde, welche StĂŒcke KMD Elisabeth Schubert eigens dafĂŒr ausgewĂ€hlt hatte.
Chorleiter Hubert Voigt hat ein gutes GespĂŒr fĂŒr die Dramaturgie eines Konzertes, wenngleich die SpielrĂ€ume bei weihnachtlichen Weisen natĂŒrlich nicht unbegrenzt sind. Da gesellt sich Traditionelles zu weniger Bekanntem, doch auch einige neue, fĂŒr die Suhler unbekannte Werke kamen diesmal hinzu. So beispielsweise von Andreas Hammerschmidt (1612-1675) âĂffnet die Tore weitâ. Eröffnet wurde das Programm mit einem Werk des 20. Jahrhunderts, Anton Schönlingers (1919-1983) âWinterklageâ, ein getragenes Werk, das zu Herzen geht und Besinnung aufkommen lĂ€sst. Dann folgten Lieder, die einfach zu Weihnachten gehören, ob die Volksweise âMaria durch einâ Dornwald gingâ, HĂ€ndels âTochter Zionâ, âAlle Jahre wiederâ, âAdeste fidelesâ oder âKommet ihr Hirtenâ. Dazwischen Gounods kunstvolles âAve Mariaâ oder das schlichte âEin Kind ist uns geborenâ, ein typisch alpenlĂ€ndisches Weihnachtslied. Lieder, wie sie zum Repertoire guter Chöre einfach gehören.
Was dieses Konzert von Ars Musica erneut so besonders machte, war die gesangliche QualitĂ€t der mehrsĂ€tzigen MĂ€nnerstimmen, die wiederum mit einem feinen, relativ hellen, warmen Ton beeindruckten. Hervorzuheben ist auch, wie Hubert Voigt die meisten Lieder anlegt. Die sind eher still und verinnerlicht in ihrer Gestaltung, auf die Reize der Tonschöpfungen bedacht und gehen gerade durch die Schlichtheit ihrer Interpretation sehr zu Herzen, indem sie alles RĂŒhrselige wohltuend beiseite lassen.
NatĂŒrlich singt das Publikum wieder mit, die beiden altbekannten Kanons âHosiannaâ und âMache dich auf und werde Lichtâ kennt man hier gut. Besser als mit âStille Nacht, heilige Nachtâ hĂ€tte der Nachmittag nicht ausklingen können.
Am Ausgang spendeten die Suhler wieder fĂŒr ihre Eilert-Köhler-Orgel. Und Ars Musica spendet die Einnahmen dieses Konzertes erneut, wie bereits 2006, fĂŒr eine Armenschule in Santiago de Chile, die von der evangelisch-lutherischen Versöhnungsgemeinde ermöglicht wird. Das Geld, das die SĂ€nger Ostern nĂ€chsten Jahres selbst ĂŒbergeben wollen, dient diesmal dem Kauf von SchulbĂŒchern. Mitmenschlichkeit ist Ars Musica Herzenssache.
[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 24.12.2010
Autor: Lilian Klement
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