Suhl So voll wie zu den jĂ€hrlichen Konzerten des ThĂŒringer MĂ€nnerchors Ars Musica ist die Suhler Kreuzkirche selten. Selbst unterm Dach auf der dritten Empore waren am Sonntagnachmittag nur noch vereinzelt PlĂ€tze frei. Wer nah bei den SĂ€ngern im Kirchenschiff sitzen wollte, musste sehr frĂŒh seinen Platz sichern, wer spĂ€ter kam, konnte sich von den Emporen einen Ăberblick verschaffen. Gelohnt hat sich der Kirchenbesuch aber fĂŒr alle.
Die 35 stimmgewaltigen MĂ€nner, die aus dem Suhler Knabenchor entwachsen sind, lieĂen musikalische Wellen durch die Kirchenhalle rollen, denen sich kein Zuhörer entziehen konnte. Chorleiter Hubert Voigt hatte ein Programm zusammengestellt, das Weihnachtslieder von Spanien bis Russland prĂ€sentierte.
Den Auftakt machte „O komm, o komm, Emanuel“ von Christoph Bernhard Verspoell, das man im Henneberger Land seltener hört. Der katholische Priester schuf das Lied Anfang des 19. Jahrhunderts, als im Gefolge der AufklĂ€rung die Ăbersetzung und Neuschaffung von katholischen Kirchenliedern in deutscher Sprache eine BlĂŒte erlebte. Bis heute erfreut es sich im Bistum MĂŒnster, aus dem Verspoell stammt, groĂer Beliebtheit. Von MĂŒnster flogen die Stimmen mit „O Messias“ nach Spanien.
Der folgende „Adventsstern“ von Ludwig Winand gewann nicht nur durch den weihnachtlichen Bezug eine besondere AktualitĂ€t. Der langjĂ€hrige Musiklehrer und Chorleiter Winand aus Siegen ist erst vor wenigen Tagen einem Herzleiden erlegen. Es ist eine Art spĂ€ter Ehrung, dass seine Komposition nun noch die Zuhörer im fernen Suhl rĂŒhren konnte.
Die Auswahl der Lieder erfrischte die im Adventsrausch vielleicht etwas abgestumpften Ohren wohltuend – modernere Vertonungen von Klassikern, wie etwa Eichendorfs „O Du gnadenreiche Zeit“ durch Hermann Ophoven, gepaart mit Bekanntem wie der ThĂŒringer Volksweise „SĂŒĂer die Glocken nie klingen“ und auslĂ€ndischen Liedern wie „Als die Welt verloren“ aus Polen.
Ein Höhepunkt zur Halbzeit des Konzertes war der gemeinsame Gesang des „Quodlibeth“. Chorleiter Voigt brachte das gesamte Publikum, getrennt in MĂ€nner und Frauen, zum Mitsingen. Die Zuhörer warteten schon auf diesen Einsatz, gehört es doch zu den langjĂ€hrigen Traditionen, beim Adventskonzert von Ars Musica Teil des in diesem Moment gröĂten Suhler Chores mit mehr als 1000 Stimmen zu werden. oa
Erschienen im Freien Wort 24.12.2012
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