Kategorie: Kritiken

Kritiken und Rezensionen zu Konzerten von Ars Musica

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2022, Kritiken

4000 Kilometer entfernt „schaut doch Hoffnung um die Ecke“

Langewiesen – Selbst das frĂŒhlingshafte und zeitgleiche Nachhole-Weihnachtsoratorium im benachbarten Ilmenau zehrte kaum an der erwarteten GĂ€stezahl dieses unvergleichlichen Chorkonzert-Erlebnisses in Langewiesens Liebfrauenkirche. So ergreifend zu Herzen gehend und bewundernswert wie das noch junge Armenienhilfe-Projekt des samt Kirchgemeinde einladenden Ehepaares Michael und Gabriele Damm, Pfarrer i.R. aus Holzhausen, erklang zum Auftakt der armenische Sakralgesang „Amen Hayr Surb“ von Makar Yekmalyan (1856 – 1905).

Der MÀnnerchor Ars Musica, dessen Mitglieder monatlich aus halb Deutschland und dem EU-Ausland zu Proben in Suhl zusammen kommen, in der Langewiesener Liebfrauenkirche. Foto: Klaus-Ulrich Hubert

Über 25.000 Erdbeben-Tote
Stimmen und Stimmung so mĂ€chtig und eindrucksvoll wie das rund 4000 Kilometer entfernt gelegene Land am Kaukasus SĂŒdhang und am Fuße des Heiligen Berges der Armenier, dem Ararat
 auf tĂŒrkischem Staatsgebiet.

Dass der 1994 aus ehemaligen SĂ€ngern des Knabenchores der Suhler Philharmonie gegrĂŒndete Klangkörper unter Leitung von Maik Gruchenberg (seit 2010 kĂŒnstlerischer Leiter der Halleschen Kantorei) 35-köpfig unter viel herzlichem BegrĂŒĂŸungs-Beifall Samstagabend in die Liebfrauenkirche einzog, hatte vor allem auch diesen Grund: Die Musiker kennen nicht erst seit ihrer großen Konzertreise durch Armenien im August des Vorjahres das Ehepaar Damm aus dem Ilm-Kreis-Norden als schier unverdrossene VerbĂŒndete im humanistischen Hilfe-Anliegen fĂŒr viele armenische Einzelschicksale.

„Heimat des Schmerzes“
Seien es die ĂŒberlebenden Opfer des 1988-er Erdbebens in Spitak mit weit ĂŒber 25 000 Toten, deren Nachkommen immer noch in provisorischen Containerdörfern hausen. Oder eben die des Kaukasus-Krieges von 2020! Oder, weil Armenien oft auch als „Heimat des Schmerzes“ gilt. Der reicht weit zurĂŒck in Verfolgung, Vertreibung und bis in Zeiten des Völkermordes durch das Osmanische Reich an den Armeniern im Jahr 1915.

„Zuletzt hinterließ der Krieg um die Region Bergkarabach ab 2020 VerwĂŒstung, Armut und Leid, das wir hinter all den anderen Schlagzeilen hierzulande weder ermessen können, noch irgendwie vor Augen haben. Also schlicht vergessen. Weil sie so weit weg scheinen
“, so Gabriele Damm bei Vorbereitung des großen SolidaritĂ€tskonzertes im kleinen Langewiesen gemeinsam mit Choraktivist Thorsten Weiß.

Sogar bei Radio Erivan
Der Suhler Vereinsvorsitzende und GrĂŒnder von „Ars Musica“ mit seinen Mannen sei in Sachen ehrenamtlicher Hilfe fĂŒr Menschen in Not und vielerlei andere soziale Projekte das Beste, was ihnenin Sachen Armenienhilfe passieren konnte, sagt Michael Damm. Schulterklopfend auch fĂŒr Thorsten Weiß‘ Vorjahrestitel „ThĂŒringer des Monats“ beim MDR.

Denn mögen die weltweiten Konzertreisen des Chores wie u.a. nach China, Japan, Chile, Portugal, RumĂ€nien, Portugal, Tschechien und ins partnerstĂ€dtische Kaluga (Russland) noch so eindrucks- und erlebnisreich gewesen sein: Ihre zehn Konzerte vom Sommer 2021 zwischen dem Tonstudio des berĂŒhmten Senders Eriwan, den Klöstern wie u.a. Sewanawank ĂŒber dem Sewansee, im Musikkonservatorium Gyumri oder in Spitak, der Stadt des Bebenepizentrums und Massensterbens von 1988 – sie gehörten zu ihren spĂŒrbar Herzens-nachhaltigsten.

Sieg gegen Bayern
Dass der Spruch „Nur Tore zĂ€hlen!“ letztlich auch nicht nur die gemeinsame Arbeit fĂŒr armenische Hilfsprojekte kennzeichnet, stand im Vorjahr bei einem fröhlichen Mannschaftsbild des Chores in Eriwan-City Pate: Am Denkmal der Elf des FC Ararat mischten sich die SĂ€nger unter die lebensgroßen bronzenen Fußballer, die 1975 den FC Bayern bezwangen


Nun aber, als das ĂŒber ein Dutzend Werke der Welt-Chormusik umfassende Konzert letztlich mit einem humorvoll um-komponierten Medley frei nach Schuberts „Launischer Forelle“ und einer Zugabe endete, wollten es die Akteure des unvergesslichen Abends kaum glauben. Gabi Damm, wĂ€hrend die SĂ€nger im Gemeindesaal-Garten mit Bier und Bratwurst ihre „Gage“ einstrichen: „ZusĂ€tzlich zu den gespendeten Eintrittsgeldern von 740 Euro kamen nach Konzertende noch weitere 970 Euro an Spenden zusammen!“

„Alles wird wieder gut“?
Gabriele Damm deutete bei ihrem herzlichen Dankeschön an den Chor und dessen Publikum lediglich an, welches Schicksal auf der Flucht vor Phosphor- und Streubomben die von ihm konkret betreute Familie eines Kriegs-toten Soldaten erleidet. Und wie man ihr zu halbwegs menschenwĂŒrdigen Wohn- und LebensverhĂ€ltnissen verhilft.

Friedrich Silchers (1789 – 1860) Chorwerk „Frisch gesungen“ enthĂ€lt die Refrain-Zeile „
und alles wird wieder gut“. Das wird es fĂŒr die Menschen in Armeniens und in anderen Armuts- und (Nach-)Kriegsregionen wohl nicht so bald. Doch Damms rĂŒhrige Projekthelferin vor Ort, Stella, formulierte gerade dieser Tage bei Verabschiedung der Helfer aus dem Ilm-Kreis: „Wir leben in einem sehr armen Land. Aber um manche Ecke schaut eben manchmal doch etwas Hoffnung.“

An solch einer Ecke lag am Samstag auch Langewiesens Liebfrauenkirche.

von Klaus-Ulrich Hubert

Kleines klingendes Weihnachtswunder

Es gibt sie doch noch, die kleinen Wunder. Ars Musica hat am vierten Advent ein Weihnachtskonzert gegeben. So ist es Tradition. Genauso wie es Tradition ist, dass die MĂ€nner wieder fĂŒr ein Hilfsprojekt Spenden sammeln.

Suhl – Ein Konzert mit dem MĂ€nnerchor Ars Musica zu erleben, ist immer eine Freude. FĂŒr die SĂ€nger. Und fĂŒr das Publikum. Am Sonntag ist diese Freude noch etwas grĂ¶ĂŸer als sonst, auch wenn das Publikum kleiner sein musste. Und sie ist ein bisschen besonders. Das zeigt auch der Applaus zu Beginn des selten gewordenen Kulturerlebnisses. Der gilt Maik Gruchenberg, dem kĂŒnstlerischen Leiter des Chores, und den SĂ€ngern.

Foto: frankphoto.de

Den gab es auch dafĂŒr, dass sie dieses Konzert ĂŒberhaupt ermöglicht haben mit allem, was sein musste. Zertifikate kontrollieren, Kontaktdaten einsammeln, PlĂ€tze so zuweisen, dass das Publikum mit genĂŒgend Abstand sitzen kann, das Tragen der Maske anmahnen … Ohne all das hĂ€tte dieses Konzert, das lange auf Messers Schneide stand, nicht stattfinden können. Die Zuhörer – statt der sonst ĂŒblichen 1000 Menschen, durften diesmal nur etwa 360 dabei sein – arrangieren sich damit. Die SĂ€nger, die alles Kinder der Stadt Suhl und lĂ€ngst zu gestandenen MĂ€nnern gereift sind, auch.

Philipp Christ spielt an der Orgel Bachs „Meine Seele erhebt den Herrn“ und der Chor stimmt ein geistliches Lied aus Armenien an. „Amen Hayr Surb“ zitiert einen Gebetsruf der armenischen Liturgie. Die Stimmen der SĂ€nger vereinen sich zu einem Erlebnis. Ein Erlebnis, das das ganze Konzert lang anhĂ€lt und festliche Stimmung verbreitet. Dies sowohl mit internationalen Advents- und Weihnachtsliedern wie beispielsweise „Als die Welt verloren“ (Polen), „Joy to the World (England) oder „Go tell it on the Mountain“ (USA) als auch mit weihnachtlichen Werken aus Deutschland. Zu denen leitet Philipp Christ an der Orgel mit wunderbaren Choralvariationen zu „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (Bert Matter) ĂŒber. Die MĂ€nner, die einst im Suhler Knabenchor groß geworden sind, singen „Maria durch den Dornwald ging“ auf so wunderbare Weise, dass es eine GĂ€nsehaut gibt, die nicht der KĂŒhle in dem großen Gotteshaus zuzuschreiben ist. Maik Gruchenberg zieht den imaginĂ€ren Hut vor dem Chor. Und sein Daumen geht fĂŒr kleine Momente als Zeichen der Anerkennung auch hoch, als der Chor „Still o Himmel“, „Es ist fĂŒr uns eine Zeit angekommen“ oder „Tausend Sterne sind ein Dom“ interpretiert – mit Klasse, Herzblut und viel GefĂŒhl.

Selbstredend lĂ€sst das Publikum die SĂ€nger nicht ohne Zugaben von der BĂŒhne treten. FĂŒr die letzte Zutat, fĂŒr die kaum etwas besser passt als der Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums – „Stille Nacht, heilige Nacht“ – bittet der Chordirektor, auf Beifall zu verzichten.

So wird das Publikum mit Freude im Herzen und festlich gestimmt, nach draußen entlassen. Nach draußen, in diese Welt, die gerade jetzt viele kleine und gerne auch große Wunder gebrauchen könnte. Und der die Zuhörer wĂ€hrend des Konzertes und fĂŒr die Zeit des Nachklangs fĂŒr eine kleine Weile entrĂŒcken konnten. WĂ€re draußen vor der KirchentĂŒr noch leise Schnee vom Himmel gerieselt wie es die SĂ€nger mit ihrem letzten Programm-Lied herbeisingen, hĂ€tte der Abend ein weiteres kleines Wunder erfahren.

FĂŒr ein Wunder anderer Art werden die MĂ€nner demnĂ€chst mithilfe der Konzertbesucher, die sich spendenfreudig zeigen, sorgen. Nach etlichen Projekten, die sie in Armenien bereits angeschoben umgesetzt haben, wollen sie nun die Sanierung einer Schule in Krashen finanzieren helfen. Krashen liegt in dem Gebiet, in dem 1988 das Epizentrum des verheerenden Erdbebens lag. Dieses UnglĂŒck war damals, als die MĂ€nner noch im Knabenchor gesungen hatten, Auslöser fĂŒr eine aufsehenerregende Spendenaktion. Seitdem haben die Suhler SĂ€nger nicht nur den Gesang und ihre Freundschaft, sondern auch Armenien in ihrem Herzen.

von Heike HĂŒchtemann

Das PhÀnomen Ars Musica

Der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica ist ein PhĂ€nomen. Er vereinigt SĂ€nger, die im Suhler Knabenchor ihre Gesangskarriere begonnen haben und heute noch eine eingeschworene Gemeinschaft sind.

von Heike HĂŒchtemann
Ars Musica steht fĂŒr QualitĂ€t. Und fĂŒr BestĂ€ndigkeit. Die Wurzeln des Chores reichen bis in das Jahr 1972 zurĂŒck. Bis in das Jahr also, in dem Hubert Voigt den Suhler Knabenchor gegrĂŒndet hat. Als Knaben haben viele der MĂ€nner ihre Gesangskarriere begonnen, die heute noch ihrer Leidenschaft frönen. Und ihre Gemeinschaft pflegen, in der viele Freundschaften gewachsen sind. Einmal im Monat gibt es ein Probenwochenende in Suhl, was insofern bemerkenswert ist, als dass die wenigsten der SĂ€nger noch in Suhl leben. Manche reisen sogar aus Bern und Lissabon an, andere aus den verschiedensten Ecken Deutschlands. Das unterstreicht die Liebe zum Gesang und die Ernsthaftigkeit, mit der die etwa 30 MĂ€nner im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ihr wunderbares Hobby betreiben.

Die Weihnachtskonzerte von Ars Musica am vierten Advent in der Suhler Kreuzkirche haben seit 20 Jahren Tradition. Ebenso wie das soziale Engagement der SÀnger, die jÀhrlich einen Teil des Erlöses sowie gesammelte Spenden einem sozialen Zweck zukommen lassen. Archivfoto: frankphoto.de

Der Chor, der seit 2018 unter der kĂŒnstlerischen Leitung von Maik Gruchenberg steht, hat sich der Pflege des traditionellen MĂ€nnerchorgesangs ebenso verschrieben der Darbietung zeitgenössischer Werke aus der anspruchsvollen Chorliteratur. Höhepunkte der Chorgeschichte von Ars Musica waren Konzertreisen nach China, SĂŒdafrika, Chile, Japan, Portugal, RumĂ€nien sowie die Teilnahme an internationalen Chorwettbewerben in Kaluga (Russland), Prag und Wernigerode, wo Ars Musica in der Kategorie „Anspruchsvoller MĂ€nnerchorgesang“ das Goldene Diplom erhielt.

Stimmen voller Glanz, der frei wirkende Fluss der Tempi, schier schwebende, glasklare Töne, lupenreine Intonation – diese Worte finden Kritiker der Konzerte von Ars Musica nur zu gern.

Schöne Tradition ist, dass die SĂ€nger in der Stadt Suhl, in der sie groß geworden sind, immer am vierten Advent ein Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche geben. Seit mehr als 20 Jahren können sich die Suhler und ihre GĂ€ste darauf verlassen. Und sie wissen diese Konzerte sehr zu schĂ€tzen. Meist fĂŒllen mehr als 1000 Besucher das Gotteshaus. Tradition ist auch, dass ein Teil des Erlöses aus diesen Konzerten, sowie die unter den Besuchern gesammelten Spenden, einem sozialen Projekt zugute kommen. Am vierten Advent 2018 kamen so 5300 Euro zusammen, die fĂŒr die Sanierung einer Schule in einem kleinen armenischen Dorf gespendet werden. So versteht es Ars Musica immer wieder dem Weihnachtsfest ein helles Licht aus wunderbarem Gesang und Mitmenschlichkeit aufzusetzen. Nach Abschluss der Arbeiten werden die SĂ€nger nach Armenien reisen und ein Konzert geben.

FĂŒr das SĂŒdthĂŒringer Chorfestival studieren die MĂ€nner „Wer hat dich du schöner Wald“ von Felix Mendelssohn Bartholdy ein sowie „Veronika, der Lenz ist da“ ein. Letzteres gilt als einer der bekanntesten Schlager im Repertoire der Comedian Harmonists.

Ars Musica ist nicht nur zum 2 SĂŒdthĂŒringer Chorfestival am 11. Mai, ab 17 Uhr im CCS zu erleben, sondern auch danach – am 16. Juni um 16 Uhr in Themar in der BartholomĂ€uskirche.

Fest-Einstimmung vom Feinsten

So wie es die Suhler kennen und lieben setzt in diesem Jahr der MÀnnerchor Ars Musica wieder den glÀnzenden Schlusspunkt hinter die Reihe der Adventskonzerte. Und das mit bewegendem Hintergrund.

Von Heike HĂŒchtemann
Suhl – Nein, die Suhler haben die SĂ€nger des ThĂŒringer MĂ€nnerchores nicht vergessen. Auch wenn der im vergangenen Jahr aussetzen musste und es kein Adventskonzert in die Kreuzkirche gab, so wie in den 24 Jahren zuvor. Ihr langjĂ€hriger Leiter Hubert Voigt ging in den Ruhestand und ein neuer Leiter war noch nicht verfĂŒgbar. Jetzt ist er da: Maik Gruchenberg. Und was er mit den SĂ€ngern in das Gotteshaus zaubert, das einmal mehr ĂŒber 1000 Suhler und deren GĂ€ste fĂŒllen, ist eine Einstimmung auf das Weihnachtsfest nach Maß. Das meint nicht nur das anspruchsvolle Programm, die stimmlichen QualitĂ€ten der SĂ€nger und das brillante Orgelspiel von Philipp Christ. Es sind auch die Momente, die das Herz wĂ€rmen.

Foto: frankphoto.de
Bewegende Erinnerung
Da ist diese Erinnerung an das Konzert des Knabenchores vor 30 Jahren, als viele der heutigen Ars Musica-SĂ€nger noch kleine Jungs waren. Armenien wurde von einem Erdbeben erschĂŒttert und zu großen Teilen zerstört. Knabenchor-Leiter Hubert Voigt wollte mit Pfarrer Hans Michael helfen, Spenden sammeln – mit einem Konzert in der Kirche. Sie hatten es trotz vieler WiderstĂ€nde und des Verbotes, in der Kirche aufzutreten, geschafft. 12 000 Mark sind damals zusammengekommen. In Erinnerung an dieses denkwĂŒrdige Ereignis, werden nun wieder fĂŒr Armenien Spenden gesammelt. FĂŒr eine Schule in einen armenischen Dorf. Der Botschafter Armeniens in Deutschland, Seine Exzellenz Ashot Smbatyan, hat es sich nicht nehmen lassen, genau dieses Konzert zu besuchen, mit dem seinem Heimatland erneut geholfen werden soll. „In jenem Dezember 1988 standen uns viele in der Welt hilfreich zur Seite, aber die Hilfe, die vor 30 Jahren von dem Suhler Konzert zu uns kam, hat mich besonders bewegt“, sagt der Botschafter. Bis heute seien nicht alle Wunden geheilt und es berĂŒhre ihn
sehr, dass erneut von Suhl aus Armenien Hilfe angeboten wird. Und das auf eine ganz wunderbare Weise. Denn Ars Musica hat in sein Programm ein armenisches Weihnachtslied aufgenommen, dessen Interpretation Ashot Smbatyan in höchsten Tönen lobt. Selbst die Sprache sei sehr authentisch rĂŒbergekommen. „Ich habe in meiner ganzen Amtszeit noch nicht erlebt, dass ein Chor ein Weihnachtslied aus meiner Heimat gesungen hat“, sagter sichtlich ergriffen. Zu diesem StĂŒck gesellen sich alte Lieder wie „Tochter Zion, freue dich“ von Georg Friedrich HĂ€ndel, das der Chor in einer Bearbeitung von Wolfram Buchenberg (geboten 1962) singt. Zu hören ist auch „Hoch tut euch auf“ von Christoph Willibald Gluck. Ebenso eine Melodie aus Frankreich, die den Titel „Veni Emmanuel“ trĂ€gt. „Schöner Stern, da bist du wieder, weckst in uns die alten Lieder“ – diese und noch mehr schöne Zeilen von Ludwig Winand (geboren 1940) tragen die MĂ€nner ĂŒber ihre Stimmen durch das Kirchenschiff, bevor Philipp Christ an der Eilert-Köhler-Orgel das Concerto G-Dur von Johann Sebastian Bach spielt.
5000 Euro fĂŒr die Schule In stimmigem Kontrast dazu lĂ€sst Ars Musica „Hallelujah“ von Leonard Cohen in einem Arrangement von Maik Gruchenberg erklingen und „Whisper! Whisper“ von Jay Althouse, um dann von der Moderne wieder zu alten Liedern wie „Maria durch ein Dornwald ging“ zu schwenken. Dieser faszinierende Mix bekommt durch das Concerto in B von Georg Friedrich HĂ€ndel – gespielt von Philipp Christ an der Orgel – eine weitere wohlklingende Zutat. Und die erinnert an ein verpasstes (oder verspĂ€tetes) kleines JubilĂ€um. Denn 2017 – in dem Jahr also, in dem Ars Musica kein Adventskonzert gab – ist es genau zehn Jahre her gewesen, dass erstmals in alter neuer Schönheit die Eilert-Köhler-Orgel nach ihrer Restaurierung den feierlichen Rahmen fĂŒr ein Konzert des
MĂ€nnerchores bot. FĂŒr deren Wiederherstellung hatten sich auch die SĂ€nger in frĂŒheren Auftritten eingesetzt und Teile der Konzerterlöse gespendet. So wie in diesem Jahr fĂŒr die Schule in Armenien. Bei dem Konzert am Sonntagnachmittag sind sage und schreibe 4862 Euro zusammengekommen. Die SĂ€nger haben auf 5000 Euro aufgerundet. „Ein großartiges Ergebnis“, sagt Torsten Weiß, der ankĂŒndigt, dass der Chor die Spende selbst in das kleine Dorf in Armenien bringen wird. Und wer weiß, vielleicht geben die MĂ€nner dort auch ein Konzert. Möglicherweise in der Schule?

Mehr als 1000 Menschen sind in die Kreuzkirche gekommen, um nach einjĂ€hriger Pause wieder ein Adventskonzert mit Ars Musica zu erleben. Und das stand diesmal im Zeichen der Hilfe fĂŒr eine Schule in Armenien.
Besser hĂ€tte die Einstimmung auf das Weihnachtsfest wirklich kaum gelingen können. Schöner Gesang und feine Musik, die es nicht nur zum VergnĂŒgen des Publikums gibt, sondern auch mit Gedanken an Menschen, die Hilfe brauchen. Gut gestimmt und mit gewĂ€rmten Herzen, entlĂ€sst Ars Musica sein Publikum in die Weihnachtstage. Allerdings nicht ohne, mit den Zuhörern gemeinsam „Seht, die gute Zeit ist nah“ zu singen und nach Klassikern wie „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“ oder „Es ist ein Ros entsprungen“ Zugaben beispielsweise mit „Stille Nacht“ zu geben. So freut sich Suhl nicht nur auf das Fest, sondern auch darauf, dass nun alle Jahre wieder Ars Musica dem vierten Advent ein helles Licht aus wunderbarem Gesang und Mitmenschlichkeit aufsetzt.

Generalprobe fĂŒr Konzert, mit dem auch 30 Jahre zurĂŒckgedacht wird

Der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica hatte am 1. Adventsonntag zwar nur ein kleines Publikum in der Dreieinigkeitskirche in StĂŒtzerbach, aber eine große Aufgabe. Dies war die Generalprobe fĂŒr das Weihnachtskonzert.

StĂŒtzerbach/Suhl – Lukas AnnemĂŒller war begeistert, als der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica aus Suhl in der StĂŒtzerbacher Kirchgemeinde nachfragte, ob er dort am ersten Adventsonntag ein Konzert geben dĂŒrfe.
Dass es nur ein kleines Publikum wurde, lag am kurzfristig gesetzten Termin. Eigentlich wollten die SĂ€nger, die allesamt dem Suhler Knabenchor entwachsen sind, in der Kirche in Frauenwald singen. Da dort aber an diesem Tag die Frauenwalder Weihnacht gefeiert wurde, mussten sie ausweichen. „Wir haben geschaut, was in der NĂ€he liegt“, sagt Maik Gruchenberg, der den Chor leitet. Im Abstand von vier Wochen treffen sich die SĂ€nger an den Wochenenden zu Proben. Aus ganz Deutschland und dem Ausland kommen sie dafĂŒr in ihren Heimatort Suhl. Zum Schluss der Probephase wurde eine Möglichkeit gesucht, das gerade erarbeitete Programm vor Publikum vorzustellen. Somit war der Auftritt die Generalprobe fĂŒr das Konzert, das am vierten Advent in der Suhler Kreuzkirche stattfindet.

Der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica gab in der Dreieinigkeitskirche in StĂŒtzerbach ein Konzert. Foto: Marina Hube


„Wir haben relativ viele neue StĂŒcke“, sagt der Chorleiter. Das Publikum war begeistert und nicht nur Lukas AnnemĂŒller, der zwischen den Gesangpartien weihnachtliche Orgelmusik spielte, bekam ein Kribbeln auf der Haut, bei diesen klaren Stimmen, die die anspruchsvolle Chormusik perfekt interpretierten.NatĂŒrlich forderten sie auch das Publikum auf, ein Lied mitzusingen. Und so fĂŒllte sich der Kirchenraum der Dreieinigkeitskirche mit dem gemeinsamen Gesang vom „Stern ĂŒber Bethlehem“.
Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass Ars Musica zum vierten Advent in Suhl zu hören ist. Nach der Verabschiedung von Hubert Voigt musste das Weihnachtskonzert im vergangenen Jahr ausfallen. Nun findet es wieder statt – am Sonntag, 23. Dezember, 15 Uhr, in der Kreuzkirche. Und das unter der neuen Leitung von Maik Gruchenberg. Der ehemalige Suhler ist heute als SĂ€nger des Opernchores in Halle und als Leiter der Halleschen Kantorei bekannt. Erklingen wird traditionelle und moderne Advents- und Weihnachtsmusik, unter anderen von Georg Friedrich HĂ€ndel, Michael Praetorius und Leonard Cohen. An der Orgel wird Kantor Philipp Christ zu erleben sein.
Aber nicht nur weihnachtlich geprĂ€gt wird dieses Konzert sein. Es wird auch an ein Ereignis von vor 30 Jahren erinnern. Am 7. Dezember 1988 gab es ein verheerendes Erdbeben in der damaligen Sowjetrepublik Armenien, in dessen Folge ĂŒber 25 000 Tote zu beklagen waren. Millionen Menschen waren von Obdachlosigkeit betroffen – mitten im eisigen Winter des Kaukasus. Hubert Voigt und der damalige Pfarrer Michael riefen zu einem Benefizkonzert in die Suhler Hauptkirche auf, welches dann nur zehn Tage spĂ€ter stattfand.
Über 1000 Suhler folgten dem Aufruf und gemeinsam konnten 12 000 Mark zugunsten der armenischen Erdbebenopfer gespendet werden. Dieses Konzert, kurzfristig organisiert und durchgefĂŒhrt von einem staatlichen Ensemble in einer Kirche mit einem solchen Besucherandrang, war unter den damaligen politischen VerhĂ€ltnissen etwas Außergewöhnliches, und es ergaben sich daraus auch disziplinarische Konsequenzen fĂŒr die Initiatoren. 30 Jahre spĂ€ter möchte der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica mit vielen ehemaligen SĂ€ngern des Suhler Knabenchores an dieses Ereignis erinnern und mit einem Teil der Konzerterlöse die Arbeit der Mittelschule von Litschk in der armenischen Region Gegharkunik unterstĂŒtzen. Das Dorf Litschk hat etwa 3000 Einwohner und befindet sich in einer abseits gelegenen Region mit schwacher Infrastruktur und hoher Arbeitslosigkeit. Die Schule hat sich Deutsch als erste Fremdsprache gewĂ€hlt.

Abschiedskonzert voller Wohlklang und Dankbarkeit

Mit einem großartigen Weihnachtskonzert haben die SĂ€nger von Ars Musica ein stimmliches Glanzlicht in den weihnachtlichen Konzert-Reigen gesetzt. Und: Sie haben sich verabschiedet von der Suhler BĂŒhne.

Von Heike HĂŒchtemann
Suhl – Eine schöne Tradition, dass die SĂ€nger in der Stadt, in der sie groß geworden sind, am vierten Advent ein Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche geben. Seit mehr als 20 Jahren können sich die Suhler und ihre GĂ€ste auf die MĂ€nner verlassen und deren Einstimmung auf das Fest. So auch in diesem Jahr. Mit Advents und Weihnachtsliedern unter anderem aus Spanien, Franken, Portugal und Polen, mit einem russischen Wiegenlied oder auch dem Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ bewies Chorleiter Hubert Voigt einmal mehr sein GespĂŒr fĂŒr eine stimmige Dramaturgie. So ging es auf eine wunderbar gestimmte Reise durch die Welt und durch die Zeit. Auch in den Genuss des „Ave Maria“ von Manuel Rabelo (Portugal), das vor zwei Jahren seine Deutschlandpremiere in Suhl erlebte, kam das Publikum zu diesem wunderbaren Konzert. Das wirkte dank der Sopranistin Ines Becher („Erlöse und vom Übel“ von Peter Cornelius) und der aus Ungarn stammenden Organistin Andrea Malzahn so fabelhaft arrangiert, dass sich viele Konzertbesucher einig darin waren, einen der bisher schönsten Ars Musica-Auftritte erlebt zu haben.
Auch wenn diese Konzerte lĂ€ngst SelbstlĂ€ufer sind, die hohen stimmlichen QualitĂ€ten sind es nicht. An ihnen wird immer wieder intensiv gearbeitet – einmal im Monat an einem Probenwochenende. Eingedenk der Tatsache, dass die wenigsten der 40 SĂ€nger noch in Suhl leben und manche sogar aus Bern oder Lissabon anreisen, wird klar, wie groß die Liebe zum Gesang und zu der ĂŒber etliche Jahrzehnte gewachsenen Gemeinschaft sein muss.

Synonym fĂŒr Anspruch
Um so schmerzlicher fĂŒr die SĂ€nger wie fĂŒr das Publikum: Hubert Voigt verkĂŒndete, dass dies das letzte Weihnachtskonzert von Ars Musica unter seiner Leitung sein werde. Hubert Voigt, der 1972 den Suhler Knabenchor aus der Taufe hob, aus dem 1994 der MĂ€nnerchor Ars Musica entwuchs, ist 73 Jahre alt. Es sei fĂŒr ihn, der die KrĂ€fte schwinden spĂŒre, an der Zeit, kĂŒrzer zu treten. „Ich verabschiede mich im nĂ€chsten Jahr von dem Chor und ich bin froh, dass wir solch ein ausgezeichnetes Konzert zum Abschied in Suhl geben konnten“, sagt Hubert Voigt. FĂŒr viele im Publikum kam diese Ansage ĂŒberraschend. Joachim Schwennicke, einer der treuesten Ars Musica-Fans sagte, was viele dachten: Danke, dass Ars Musica ĂŒber all die Jahre Suhl so schöne Konzerte erleben ließ.
Ars Musica – das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Wenn man so will, ist das ein Synonym fĂŒr hohe AnsprĂŒche und eine Gemeinschaft von SĂ€ngern, die schon seit Jahrzehnten gemeinsam ihrer Leidenschaft im Chor frönen. Viele von ihnen kennt Hubert Voigt seit sie sechs oder sieben Jahre alt sind und damit seit dem Tag, als er den Knabenchor an den Start schickte, auf dass er mit einer neuen Klangfarbe einen neuen Akzent in das Kultur-GefĂŒge der Stadt bringen möge.
Das war ihm nur bis Anfang der 1990er-Jahre vergönnt. Seine Stelle wurde mit der Auflösung der Philharmonie vakant. Das damalige Kultusministerium wollte eine BrĂŒcke ĂŒber das Gymnasium bauen, an dem die Dirigentenstelle hĂ€tte angedockt werden können, doch ĂŒber diese BrĂŒcke wollte die Stadt Suhl damals nicht gehen. Damit war es an Hubert Voigt, zu gehen. „Mit den mir zugestandenen 12-Wochen-Stunden fĂŒr den Chor konnte ich nicht viel anfangen – ich wollte ja keinen Pionierchor leiten.“
Der Vater des Suhler Knabenchores ging in das AllgĂ€u nach Wangen an die Musikschule als Gesangslehrer und Chordirigent. Er ging nicht gern, aber er brauchte fĂŒr sich und seine Familie eine Perspektive. Ein bisschen hadert er noch immer mit der Situation, die ihn um die Weiterentwicklung des Knabenchores und somit um ein StĂŒck seines Lebenswerkes brachte.
Als der Knabenchor seinen 20. Geburtstag feierte, fanden sich SĂ€nger von 18 bis 27 Jahren zusammen, die ihre Stimmbildung genau hier bekommen hatten. Dieser Chor begeisterte die Zuhörer mit einer außergewöhnlich frischen Klangfarbe. „Daraus entstand die Idee, die erstaunlich gut erhaltene QualitĂ€t weiter zu pflegen“, sagt Thorsten Weiß, der Vorsitzende des Vereins Ars Musica. Über eine doch eher ungewöhnliche Probenpraxis und bislang ĂŒber 100 Konzerte hat sich Ars Musica einen Ruf ersungen, der alles andere als selbstverstĂ€ndlich ist. Stimmen voller Glanz, der frei wirkende Fluss der Tempi, schier schwebende, glasklare Töne, lupenreine Intonation – diese Worte finden Kritiker der Konzerte von Ars Musica nur zu gern. Dazu gesellt sich die Folgerung, dass der Chor internationale GĂŒte habe und ganz nah dran sei an der QualitĂ€t von BerufssĂ€ngern.

Das Ende bleibt offen
Diese Stimmen sollen nun in Suhl nicht mehr zu hören sein? Das lĂ€sst sich nur schwerlich glauben. Es werde noch einige Proben geben und auch noch eine Konzertreise nach SiebenbĂŒrgen, sagt Thorsten Weiß. Was dann mit Ars Musica wird, sei heute schwer zu beantworten. „Wir wollen erst einmal mit der Konzertreise einen ordentlichen Abschluss schaffen. Was dann kommt, mĂŒssen wir entscheiden – unter der PrĂ€misse, dass Hubert Voigt, der uns so lange ausgebildet, begleitet und zusammengehalten hat , nicht mehr unser Leiter sein wird.“ Möglich, dass es als eine Art Projektchor weitergeht. „Möglich ist aber auch, dass wir sagen: Okay, es war eine gute Zeit. Und die ist jetzt vorbei. Auf keinen Fall aber wollen wir aber ein langsames Sterben des Chores, wenn möglicherweise SchlĂŒsselstimmen wegbrechen. Wir haben immer höchste AnsprĂŒche an das Niveau des Chores gehabt und davon werden wir nicht abweichen“, so Thorsten Weiß.
Mit dem Wissen, dass Ars Musica vielleicht nie mehr in Suhl zu hören sein wird, hallt das Weihnachtskonzert in einer ganz besonderen Stimmung aus Wohlklang und Dankbarkeit nach.

Herbei, o ihr Musikliebhaber und lauschet dem lieblichen Klang

Einen musikalischen Höhepunkt im bunten Weihnachtskonzert-Reigen setzten die SÀnger von Ars Musica am Sonntag in der Kreuzkirche. Die glasklaren Stimmen rissen Hunderte Zuhörer hin.

Suhl – Wenn sich die Konzerte kurz vor dem Weihnachtsfest hĂ€ufen, ist es schwierig, genau das zu finden, dass den Zuhörer zur Ruhe kommen lĂ€sst und besinnlich stimmt. Die Herren von Ars Musica trafen am Sonntagnachmittag bei ihrem Auftritt in der Kreuzkirche genau den richtigen Ton. Mit einer Mischung aus anspruchsvollen christlichen StĂŒcken, Adventsliedern aus
Deutschland und der Welt, Volksweisen und bekannten Weihnachtsliedern gewannen sie das Interesse der Zuhörer, die zahlreich erschienen waren, alle KirchenbÀnke sowie die drei Emporen bis
auf den letzten Platz fĂŒllten.
„Freut euch“, forderte Superintendent Martin Herzfeld in seinen BegrĂŒĂŸungsworten auf. Denn „Freut euch“ schrieb auch der Apostel Paulus fĂŒr den vierten Adventssonntag,an dem es gelte, Altes neu zu entdecken. Die Adventszeit sei nicht nur mit Stress verbunden, es sei eine Zeit, „zur Freude zu kommen“ –und genau das wĂŒnschte der Superintendent den Zuhörern. Kantor Philipp Christ eröffnete an der Eilert-Köhler-Orgel das Adventskonzert. Es erklang Johann Sebastian Bachs „PiĂšce d’Orgue“.
Mit „Heilig ist der Herr Zebaoth“, eifrigen KirchgĂ€ngern als Lied zum Abendmahl gelĂ€ufig, stimmten dann die ehemaligen KnabenchorsĂ€nger von Ars Musica das erste StĂŒck an. Weitere getragene Melodien wie „Öffnet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt oder Ludwig Winands „Adventsstern“ schlossen sich an. Das Publikum lauschte hingerissen und vermied den das Konzert auseinanderreißenden Applaus zwischen den einzelnen StĂŒcken – obwohl die SĂ€nger nach jedem Lied eben solchen verdient hĂ€tten.

Akribische Probenarbeit

Einmal im Monat kommen die etwa 40 SĂ€nger von Ars Musica zu einer Probe im Heinrichser Gemeindehaus zusammen. Leiter Hubert Voigt arbeitet dann ein Wochenende lang akribisch an den Feinheiten der anspruchsvollen MĂ€nnerchorliteratur, lĂ€sst wiederholen und gibt als studierter Dirigent Hinweise. Vom wohlklingenden Ergebnis konnten sich die Zuhörer am Sonntag ĂŒberzeugen. Jede Textzeile, jede Silbe hallte in glasklarer QualitĂ€t durch das Kirchenschiff. Wogener
Applaus brandete auf, als die letzten Zeilen von Colin Mawbys „Jubilate“ verklungen waren.

2015_suhl_konzert_weihnachten
Foto: frankfoto.de

Hunderte sangen im Kanon

Im zweiten Teil waren nach dem OrgelstĂŒck „Chaconne B-Dur“ von Johann Bernhard Bach die Stimmen des Publikums gefragt. In den Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ stimmten Hunderte ein. Außerdem hatten Ars Musica weitere bekannte Weihnachtslieder vorbereitet, die sie geschickt arrangiert darbrachten. „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“, „Kommet ihr Hirten“ und natĂŒrlich „Adeste fideles“ – in den heimischen Stuben eher als „Herbei, o ihr GlĂ€ubigen“ gesungen – ließen manchen, wenn nicht mitsingen so doch zumindest rhythmisch mitwippen.

Erschienen im Freien Wort 22.12.2015
Autor: ot

Ars Musica in WĂŒrzburgs Marienkapelle

Ars Musica in WĂŒrzburgs Marienkapelle Reisewetter war am Sonntag nicht, dennoch machte sich eine Gruppe von Suhlern mit der Urania auf die Fahrt nach WĂŒrzburg. Dort gab der MĂ€nnerchor Ars Musica aus Verbundenheit mit der Partnerstadt am Main ein Adventskonzert.

Von Lilian Klement
Suhl/WĂŒrzburg – Der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica, gegrĂŒndet 1994, ging aus dem Suhler Knabenchor hervor. Und dieser hatte im Wendeherbst 1989 und in den darauffolgenden Monaten eine besondere Beziehung zur Partnerstadt WĂŒrzburg aufgebaut.

Bereits unmittelbar nach der Maueröffnung gaben die Jungs, damals noch ĂŒber hundert an der Zahl, unter Leitung von Hubert Voigt am 16.Dezember 1989 ihr erstes Konzert, dem weitere folgten. Die Neugier der WĂŒrzburger vor 26 Jahren war groß, die Emotionen auf beiden Seiten nicht minder, und die Marienkapelle in der Vorweihnachtszeit, an jenem 16. Dezember, total ĂŒberfĂŒllt. Den Jungs, heute erwachsen, blieben unvergessliche
Erlebnisse an diese Zeit.SpĂ€ter gaben die gleichen SĂ€nger, nun schon im ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica, noch einmal ein Konzert in der Partnerstadt. Daran erinnerten sich die Chormitglieder, und anlĂ€sslich des 25. Jahrestages der Wiedervereinigung und der Verbindungen zwischen Suhl und WĂŒrzburg organisierten sie erneut einen Auftritt, genau am gleichen Ort, in der Marienkapelle.
Am Sonntag fand dieses Gastspiel statt. Den Chormitgliedern war dieses unheimlich wichtig. Sie hatten sich bestens vorbereitet, prĂ€sentierten ihr neues Adventskonzert, und sie reisten eigens dafĂŒr aus ganz Deutschland an, denn in Suhl sind sie lĂ€ngst nicht mehr zu Hause. Einige von ihnen nahmen sogar die Fahrt von Portugal oder der Schweiz auf sich, einfach, um dabei zu sein. Und sie suchten zuvor den Kontakt zur Suhler Urania, die eine organisierte Reise mit der Bahn fĂŒr die interessierten Suhler auf die Beine stellte. Brunhilde Schumacher war ĂŒberrascht, immerhin fuhren 45 Leute mit. Die Freundschaftsgesellschaft Suhl-WĂŒrzburg war ebenfalls mit einbezogen worden. Auch die Stadtverwaltung schickte eine Abordnung, BĂŒrgermeister Klaus Lamprecht und Stadtsprecher Holger Uske.
Von WĂŒrzburger Seite kam OberbĂŒrgermeister Christian Schuchardt in die Marienkapelle. Er lobte in einer kurzen Ansprache die Partnerschaft beider StĂ€dte, sie trage intensiv dazu bei, die Menschen einander nĂ€her zu bringen. Ähnliche SĂ€tze von Klaus Lamprecht. Dann die besinnliche, zu Herzen gehende Musik.

Historische Tonaufnahme
Dass unmittelbar vor dem Konzert in der Marienkapelle Einiges organisatorisch nicht so gelaufen war, wie es sich Ars Musica vorgestellt hatte, hat den Chor ernĂŒchtert. So war beispielsweise die Kapelle eiseskalt, der Organist Martin GĂĄl, der den Auftritt mit gestaltete, musste erst einmal jemanden suchen, der das Licht anknipste, und Plakate fĂŒr das Konzert hatten die SĂ€nger auch nicht gesehen, obwohl die Ars Musica doch hatte drucken lassen. Immerhin war die Kapelle bei diesem Gratis-Konzert voll. Gemeinsam sang man sogar „O Tannenbaum“, jene bekannte Weise, zu der Ernst AnschĂŒtz aus Goldlauter im 19. Jahrhundert den Text geschrieben hatte.

Einhellige Meinung der Zuhörer: Ein schönes Erlebnis zum ersten Advent. WĂŒrzburgs OberbĂŒrgermeister bedankte sich bei den SĂ€ngern mit einem Bocksbeutel und einer historischen Aufnahme, die der Bayerische Rundfunk vor 25 Jahren bei einem der ersten Konzerte des damaligen Knabenchores mitgeschnitten hatte. Angesichts dieses Tondokumentes kam nicht nur Freude auf, da verspĂŒrte auch so mancher der damals beteiligten SĂ€nger noch einmal jene EmotionalitĂ€t, wie sie sie lange in ihrem Herzen getragen hatten.
Die mitgereisten Suhler, nutzten vor dem Konzert das Angebot von Bernd Höland vom Freundeskreis – er hatte die GĂ€ste vom Bahnhof abgeholt – mit der Straßenbahn einen ausgedehnten Bummel durch die unterfrĂ€nkische Stadt zu unternehmen, fast neunzig Minuten dauerte diese interessante Rundreise. Und schließlich, am Markt, wo die Marienkapelle steht, steht auch der stattliche Weihnachtsbaum, den die WĂŒrzburger diesmal aus Suhl erhielten.

Bereits 1988, noch in tiefster DDR, soll ein solcher Baum von Suhl nach WĂŒrzburg gereist sein. Der damalige OberbĂŒrgermeiste Kunze hatte das organisiert 


Halleluja, die Suhler singen mit Ars Musica im Kanon

Mehr als 1000 Besucher erfreuten sich am Sonntagnachmittag in der Kreuzkirche am traditionellen Chorkonzert zum Advent von Ars Musica. Einen Teil des Erlöses erhÀlt diesmal der Suhler Knabenchor.

Suhl – Nun kann Weihnachten kommen. Denn immer, wenn zum vierten Advent der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica in der Kreuzkirche auftritt, sind es nur noch wenige Stunden zum Fest. Und es ist auch stets das letzte Konzert im bunten Reigen der ĂŒberaus zahlreichen vorweihnachtlichen in Suhl.

An diesem Wochenende konnte man gleich zwei wunderbare musikalische Glanzlichter erleben – Trombone Unit Hannover am Samstag in der propper vollen Hauptkirche, und einen Tag spĂ€ter Ars Musica. Über tausend Besucher fĂŒllten hier das Kirchenschiff bis unters Dach. Von derart viel Resonanz hat auch der Suhler Knabenchor etwas, aus dem Ars Musica hervorging, denn ein Teil der Einnahmen kommt diesmal ihm zugute.

Das Konzert ist eigentlich seit zwanzig Jahren ein SelbstlĂ€ufer. FĂŒr viele Suhler ein „Muss“, wie anderenorts das Erlebnis des Bachschen Weihnachtsoratoriums. Die Zuhörer wissen um die stimmliche QualitĂ€t von Ars Musica, an der immer wieder intensiv gearbeitet wird, selbst wenn es ein FreizeitvergnĂŒgen bleibt. Obgleich eines mit einem hohen Anspruch aller Beteiligten. Das macht alle Konzerte bis auf den heutigen Tag so hörenswert.

Vor der bereits weihnachtlich geschmĂŒckten Kulisse des Kirchenraumes war der Nachmittag so recht dazu angetan, sich des nahenden Festes noch einmal bewusst zu werden und vielleicht ein bisschen innezuhalten. Superintendent Martin Herzfeld begrĂŒĂŸte die große Besucherschar und erinnerte in Bezug auf die eingangserklungene Orgelmusik – Bachs „Meine Seele erhebt den Herrn“, den Lobgesang der Maria –, dass die Liebe das StĂ€rkste in der Welt ist, die alles ĂŒberwinden kann. Etwas, das im Grunde an die Herzen der Menschen appelliert, sich dessen immer wieder bewusst zu werden. Was auch den Umgang miteinander meint. Egal welche Religion, welche Hautfarbe. Gerade in Deutschland vor Weihnachten aktueller denn je.

Wie jedes Jahr hat Chorleiter Hubert Voigt ein Programm zusammengestellt, das dem musikalischen Weihnachts-Mainstream einen kleineren Platz einrĂ€umt. Ars Musica prĂ€sentiert erneut eine musikalisch anspruchsvolle Reise durch die Zeit und durch die Welt. Mit manchem, was frĂŒher hier schon erklang und ins Repertoire des Chores gehört, und einigen neuen Titeln. Voigt macht sich immer wieder die MĂŒhe, weniger Bekanntes aufzuspĂŒren. Den ersten Teil prĂ€gen eher stille, getragene Weisen, wie beispielsweise Anton Schoendlingers (1919-1983) „Winterklage“ oder Ludwig Winands (1940-2008) „Adventsstern“.

Wenn Ars Musica zum traditionellen Konzert am 4. Advent einlÀdt, bleibt kein Platz leer in der Suhler Kreuzkirche
Foto: frankfoto.de

Deutschlandpremiere

Damit kann man geschickt einen Bogen schlagen zu historischem Liedgut. „O komm, o komm Emanuel“, ein altes Adventslied, oder „Wunderschön, prĂ€chtig“, eine Weise aus dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz, um 1773. Das schlichte „Maria durch ein’ Dornwald ging“ ist schon eher vertraut, auch die Volksweise „Es ist fĂŒr uns eine Zeit angekommen“, zu dem es verschiedene Textvarianten gibt. Voigt entschied sich fĂŒr jene mit einem christlichen Bezug. Bevor es in eine kleine Pause geht, schließt HĂ€ndels berĂŒhmter Gesang „Tochter Zion“ diesen ersten Teil ab.

Danach und nach einem heiteren Orgelwerk des Franzosen Louis-Claude Daquin (1694-1772), gespielt von Kantor Philipp Christ, folgte der obligatorische Kanon zum Mitsingen. Bestehend aus nur zwei Worten: Halleluja und Amen. Erstaunlich, wie gut das jedes Jahr funktioniert, halb Suhl nĂ€mlich ziert sich nicht und singt aus voller Kehle. Und was herauskommt, lĂ€sst sich auch noch hören, bis zum letzten Ton. WofĂŒr sich alle gegenseitig beklatschen. Es folgt nun die HĂ€lfte der bekannten Weisen, „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“, das russische „Bajuschkij“, „Hark The Herald Angels sing“ oder das Spiritual „Go tell on the mountain“, wofĂŒr Torsten Kullick als Solist fĂŒr seinen hohen, glockenklaren Gesang einen Sonderapplaus erhĂ€lt.

Eine Deutschlandpremiere erleben die Suhler gleich noch mit, das „Ave Maria“ des portugiesischen Komponisten Manuel Rebelo. Ars Musica hatte es beim Lissabon-Aufenthalt Anfang Dezember gemeinsam mit dem Chor von Rebelo, den „Emotion Voices“, aus der Taufe gehoben. Kein Ende ohne „Stille Nacht, heilige Nacht“. Der berĂŒhmte „Andachtsjodler“ setzt dann als Zugabe fĂŒr den begeisterten Applaus den letzten Ton. Und wĂ€hrend die Massen beseelt aus der Kirche in den erleuchteten Steinweg strömen, beginnen gar die Glocken zu lĂ€uten …

Erschienen im Freien Wort 22.12.2014
Autor: Lilian Klement
Foto: frankfoto.de

Adventslieder schon mal in Lissabon gesungen

Der vierte Advent in Suhl ist immer mit einem feinen Konzert von Ars Musica in der Kreuzkirche verbunden. So auch diesmal. Das Programm erklang bereits in Lissabon.

Von Lilian Klement
Suhl – FĂŒr viele Suhler Musikfreunde gehört zum vierten Advent traditionell der Besuch des Weihnachtskonzertes vom ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica. Das Programm in der Kreuzkirche setzt alljĂ€hrlich einen emotionalen musikalischen Schlusspunkt kurz vor Heiligabend, entsprechend ist die AtmosphĂ€re im Gotteshaus immer eine besondere.
Das wird auch am 21. Dezember nicht anders sein, wenn Hubert Voigt und seine SĂ€nger einstimmen
aufs Fest. Die Programmzusammenstellung ist eine bewĂ€hrte – weihnachtliche Weisen aus den verschiedensten LĂ€ndern und ein Auftakt an der Orgel mit Bach, gespielt von Kantor Philipp Christ. So wird manches Vertraute und gern Gehörte dabei sein, wie unter anderem „Bajuschkij“ – ein Wiegenlied aus Russland –-, „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“ oder das festliche „Hark! The Herald Angels Sing“, ein Weihnachtslied aus England in einer Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, oder die schlichte Volksweise „Es ist fĂŒr uns eine Zeit angekommen“.
Auch „Adeste Fideles“ trĂ€llern viele Menschen in Deutschland munter, zumindest die Melodie. Was manche indes nicht wissen, diese schöne Lied kommt aus Portugal. Und genau dort war am ersten Dezemberwochenende ein Großteil der Mitglieder von Ars Musica, in der Hauptstadt Lissabon und in der Umgebung und hat dabei auch schon einmal dieses Weihnachtsprogramm vorgestellt.

Bei UrauffĂŒhrung dabei
Es war die Idee des ChorsĂ€ngers Peter Rindfleisch. Der wohnt in der NĂ€he von Lissabon kommt dennoch regelmĂ€ĂŸig einmal im Monat per Flieger nach Deutschland, um an den Proben in Suhl teilnehmen zu können. Er ermunterte seine MitsĂ€nger dazu, doch auch einmal zu einer Probe nach Lissabon zu reisen. Ja, warum denn nicht? Dass der MĂ€nnerchor diese Gelegenheit auch zu Auftritten nutzen wĂŒrde, versteht sich bei dieser, dem Gesang gerschworenen Truppe fast von selbst. Also organisierte Peter Rindfleisch drei Konzerte um den zweiten Advent
herum. Eines davon fand in der evangelischen deutschen Kirchgemeinde von Lissabon statt, dort wirkte Ars Musica an einem Gottesdienst mit. Die Gemeinde hatte auch den Probenraum fĂŒr die SĂ€nger aus Deutschland zur VerfĂŒgung gestellt.
Zwei weitere Auftritte wurden gemeinsam mit dem portugiesischen Chor „Emotion Voices“ gestaltet, einer davon im weltbekannten Hieronymus-Kloster und ein anderes in der Kirche von Estoril. Die Zusammenarbeit mit „Emotion Voices“ habe großen Spaß gemacht, erzĂ€hlt Alexander Vierling von Ars Musica. Es sei ein gemischter Chor, der erst seit einem Jahr bestehe, lauter junge Leute und ein sehr ambitionierter Dirigent und SĂ€nger namens Manuel
Rebelo, der auch komponiere. So habe man beispielsweise gemeinsam mit „Emotion Voices“ eine UrauffĂŒhrung
von Rebelo gesungen. Da alle Ars-Musica-Mitglieder erstmals in Portugal waren, nutzten sie natĂŒrlich die Gelegenheit, um sich ein wenig umzuschauen, die SehenswĂŒrdigkeiten von Lissabon beispielsweise und in der Atlantik-Stadt Estoril. Und wenn sie dann am Sonntag „Adeste Fideles“ anstimmen, mag in dem einen oder anderen ChorsĂ€nger garantiert noch einmal das Portugal-Erlebnis anklingen.