So wie es die Suhler kennen und lieben setzt in diesem Jahr der MÀnnerchor Ars Musica wieder den glÀnzenden Schlusspunkt hinter die Reihe der Adventskonzerte. Und das mit bewegendem Hintergrund.
Von Heike HĂŒchtemann
Suhl â Nein, die Suhler haben die SĂ€nger des ThĂŒringer MĂ€nnerchores nicht vergessen. Auch wenn der im vergangenen Jahr aussetzen musste und es kein Adventskonzert in die Kreuzkirche gab, so wie in den 24 Jahren zuvor. Ihr langjĂ€hriger Leiter Hubert Voigt ging in den Ruhestand und ein neuer Leiter war noch nicht verfĂŒgbar. Jetzt ist er da: Maik Gruchenberg. Und was er mit den SĂ€ngern in das Gotteshaus zaubert, das einmal mehr ĂŒber 1000 Suhler und deren GĂ€ste fĂŒllen, ist eine Einstimmung auf das Weihnachtsfest nach MaĂ. Das meint nicht nur das anspruchsvolle Programm, die stimmlichen QualitĂ€ten der SĂ€nger und das brillante Orgelspiel von Philipp Christ. Es sind auch die Momente, die das Herz wĂ€rmen.

Da ist diese Erinnerung an das Konzert des Knabenchores vor 30 Jahren, als viele der heutigen Ars Musica-SĂ€nger noch kleine Jungs waren. Armenien wurde von einem Erdbeben erschĂŒttert und zu groĂen Teilen zerstört. Knabenchor-Leiter Hubert Voigt wollte mit Pfarrer Hans Michael helfen, Spenden sammeln â mit einem Konzert in der Kirche. Sie hatten es trotz vieler WiderstĂ€nde und des Verbotes, in der Kirche aufzutreten, geschafft. 12 000 Mark sind damals zusammengekommen. In Erinnerung an dieses denkwĂŒrdige Ereignis, werden nun wieder fĂŒr Armenien Spenden gesammelt. FĂŒr eine Schule in einen armenischen Dorf. Der Botschafter Armeniens in Deutschland, Seine Exzellenz Ashot Smbatyan, hat es sich nicht nehmen lassen, genau dieses Konzert zu besuchen, mit dem seinem Heimatland erneut geholfen werden soll. âIn jenem Dezember 1988 standen uns viele in der Welt hilfreich zur Seite, aber die Hilfe, die vor 30 Jahren von dem Suhler Konzert zu uns kam, hat mich besonders bewegtâ, sagt der Botschafter. Bis heute seien nicht alle Wunden geheilt und es berĂŒhre ihn
sehr, dass erneut von Suhl aus Armenien Hilfe angeboten wird. Und das auf eine ganz wunderbare Weise. Denn Ars Musica hat in sein Programm ein armenisches Weihnachtslied aufgenommen, dessen Interpretation Ashot Smbatyan in höchsten Tönen lobt. Selbst die Sprache sei sehr authentisch rĂŒbergekommen. âIch habe in meiner ganzen Amtszeit noch nicht erlebt, dass ein Chor ein Weihnachtslied aus meiner Heimat gesungen hatâ, sagter sichtlich ergriffen. Zu diesem StĂŒck gesellen sich alte Lieder wie âTochter Zion, freue dichâ von Georg Friedrich HĂ€ndel, das der Chor in einer Bearbeitung von Wolfram Buchenberg (geboten 1962) singt. Zu hören ist auch âHoch tut euch aufâ von Christoph Willibald Gluck. Ebenso eine Melodie aus Frankreich, die den Titel âVeni Emmanuelâ trĂ€gt. âSchöner Stern, da bist du wieder, weckst in uns die alten Liederâ â diese und noch mehr schöne Zeilen von Ludwig Winand (geboren 1940) tragen die MĂ€nner ĂŒber ihre Stimmen durch das Kirchenschiff, bevor Philipp Christ an der Eilert-Köhler-Orgel das Concerto G-Dur von Johann Sebastian Bach spielt.
5000 Euro fĂŒr die Schule In stimmigem Kontrast dazu lĂ€sst Ars Musica âHallelujahâ von Leonard Cohen in einem Arrangement von Maik Gruchenberg erklingen und âWhisper! Whisperâ von Jay Althouse, um dann von der Moderne wieder zu alten Liedern wie âMaria durch ein Dornwald gingâ zu schwenken. Dieser faszinierende Mix bekommt durch das Concerto in B von Georg Friedrich HĂ€ndel â gespielt von Philipp Christ an der Orgel â eine weitere wohlklingende Zutat. Und die erinnert an ein verpasstes (oder verspĂ€tetes) kleines JubilĂ€um. Denn 2017 â in dem Jahr also, in dem Ars Musica kein Adventskonzert gab â ist es genau zehn Jahre her gewesen, dass erstmals in alter neuer Schönheit die Eilert-Köhler-Orgel nach ihrer Restaurierung den feierlichen Rahmen fĂŒr ein Konzert des
MĂ€nnerchores bot. FĂŒr deren Wiederherstellung hatten sich auch die SĂ€nger in frĂŒheren Auftritten eingesetzt und Teile der Konzerterlöse gespendet. So wie in diesem Jahr fĂŒr die Schule in Armenien. Bei dem Konzert am Sonntagnachmittag sind sage und schreibe 4862 Euro zusammengekommen. Die SĂ€nger haben auf 5000 Euro aufgerundet. âEin groĂartiges Ergebnisâ, sagt Torsten WeiĂ, der ankĂŒndigt, dass der Chor die Spende selbst in das kleine Dorf in Armenien bringen wird. Und wer weiĂ, vielleicht geben die MĂ€nner dort auch ein Konzert. Möglicherweise in der Schule?
