Kategorie: Kritiken

Kritiken und Rezensionen zu Konzerten von Ars Musica

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2013, Kritiken

Familienfest mit Ars Musica

Der Nachmittag des 4. Advent gehört in Suhl traditionell Ars Musica. Der Chor lud in der Kreuzkirche zum Konzert, fast 1000 Musikfreunde kamen.

Suhl – Was Freunde des a-cappella-Gesanges mögen – Stimmkultur und Emotionen – dies und noch einiges mehr an Unverwechselbarkeit, all das bekamen die Suhler Musikfreunde beim gestrigen Konzert von Ars Musica geboten. In der bis auf den letzten Platz gefĂŒllten Kreuzkirche erlebte das Publikum beim traditionellen Konzerttermin des ThĂŒringer MĂ€nnerchores, zudem sich vor 19 Jahren ehemalige SĂ€nger des Suhler Knabenchores unter Leitung von Hubert Voigt zusammengefunden haben, bewegende anderhalb Stunden. Ein Konzert, das Herz und GemĂŒt erwĂ€rmte und so recht die weihnachtliche Stimmung einfing. Der Alltagsstrass blieb am vierten Adeventsnachmittag vor der TĂŒr, als Kantor Philipp Christ auf der Eilert-Köhler-Orgel mit dem „Concerto del Signor Albinoni“ auf das Konzert einstimmte.

Mit Orgel und Solisten
Und dann erklangen sie, die zumeist klassischen Lieder aus dem angestammten Chor-Repertoire: Dimitrij Bortnjanskijs „Heilig ist der Herr Zebaoth“, „Maria durch ein Dornwald ging“, das „Ave Maria“ – zum einen von Jacob Arcadelt, zum anderen von Charles Gounod- „O Messias“, ein Titel aus dem Spanischen, Ludwig Winands bekannter „Adventsstern“ und etliche andere. Altbekanntes, altbewĂ€hrtes, aber immer wieder gern gehört.

Wer Hubert Voigt kennt, weiß um seine QualitĂ€tsansprĂŒche, die er an einen Chor stellt. Wobei hinzukommt, dass die die SĂ€nger – mittlerweile bundesweit verstreut – nur einmal im Monat zur Probe in Suhl zusammenfinden können. Erst wenn auch die letzte Nuance sitzt, dann ist das Lied auch fĂŒr den Chorleiter reif zur öffentlichen AUffĂŒhrung. Doch immer wieder setzt Hubert Voigt in den Konzerten neue Akzente. Diesmal mit der Einbindung der Orgel oder mit den Soli von Ines Becher. Sie sing seit ihrer Schulzeit in der Jugendmusikschule „WĂŒrttembergisches AllgĂ€u“ Wangen in den Chören von Hubert Voigt, erhĂ€lt seit drei Jahren bei ihm Einzelunterricht. Mit Georg Friedrich HĂ€ndels „Dignare o Domine“ und Johann Sebastian Bachs „Agnus Dei“, auf der Orgel begleitet von Philipp Christ, wusste die junge mezzosopranistin das Publikum zu ĂŒberzeugen. Ebenso mit glasklaren VortrĂ€gen Thorsten Weiß, Thorsten Kullick und Dany Hofmann, die Solisten aus dem eigenen Stall.

20-jÀhriges im nÀchsten Jahr
Bevor das Konzert zum Finale anhob, war auch diesmal wieder beim gemeinsamen „Quodlibet“ das sangesfreudige Publikum gefragt. Der fast 1000-stimminge Chor konnte durchaus auch den anspruchsvollen Chorleiter beeindrucken. Zum Schluss lauschten die Freunde des a-cappella-Gesanges solch gefĂŒhlvollen Liedern wie „Als die Welt verloren“, „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“, „Still o Himmel“ oder „Bajuschkij“. Ohne Zugaben „im Wald“ und das wohl bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht“ – ließen die Zuhörer Ars Musica nicht von der BĂŒhne.
Zufriedene Gesichter beim Publikum – zufriedene Gesichter beim Chorleiter und SĂ€ngern. „Diese Konzerte sind fast ein Familienfest. Es kommen immer sehr viele Bekannte, das freut uns sehr“, sagt Alexander Vierling, der Pressesprecher des Vereins. Er ließ durchblicken, dass fĂŒr das nĂ€chste Jahr einiges geplant sei. Immerhin begeht der Chor dann sein 20-jĂ€hriges Bestehen, und Chorleiter Hibert Voigt wird 70. Von einem Chorlager und einem Konzert in der Erfuter Severein-Kirche ist die Rede.
Auch dieses Adventskonzert stellte der Chor in den dienst einer sozialen Aufgabe. Von jeder Eintrittskarte geht ein Euro an das Projekt „Starke MĂ€dchen – coole Jung“, initiert vom Suhler Jugendtreff „Auszeit“.

Erschienen im Freien Wort 23.12.2013
Autor: Lilian Klement

2012, Kritiken

Der grĂ¶ĂŸte Suhler Chor mit ĂŒber 1000 Stimmen

Suhl So voll wie zu den jĂ€hrlichen Konzerten des ThĂŒringer MĂ€nnerchors Ars Musica ist die Suhler Kreuzkirche selten. Selbst unterm Dach auf der dritten Empore waren am Sonntagnachmittag nur noch vereinzelt PlĂ€tze frei. Wer nah bei den SĂ€ngern im Kirchenschiff sitzen wollte, musste sehr frĂŒh seinen Platz sichern, wer spĂ€ter kam, konnte sich von den Emporen einen Überblick verschaffen. Gelohnt hat sich der Kirchenbesuch aber fĂŒr alle.

Die 35 stimmgewaltigen MĂ€nner, die aus dem Suhler Knabenchor entwachsen sind, ließen musikalische Wellen durch die Kirchenhalle rollen, denen sich kein Zuhörer entziehen konnte. Chorleiter Hubert Voigt hatte ein Programm zusammengestellt, das Weihnachtslieder von Spanien bis Russland prĂ€sentierte.

Den Auftakt machte „O komm, o komm, Emanuel“ von Christoph Bernhard Verspoell, das man im Henneberger Land seltener hört. Der katholische Priester schuf das Lied Anfang des 19. Jahrhunderts, als im Gefolge der AufklĂ€rung die Übersetzung und Neuschaffung von katholischen Kirchenliedern in deutscher Sprache eine BlĂŒte erlebte. Bis heute erfreut es sich im Bistum MĂŒnster, aus dem Verspoell stammt, großer Beliebtheit. Von MĂŒnster flogen die Stimmen mit „O Messias“ nach Spanien.

Der folgende „Adventsstern“ von Ludwig Winand gewann nicht nur durch den weihnachtlichen Bezug eine besondere AktualitĂ€t. Der langjĂ€hrige Musiklehrer und Chorleiter Winand aus Siegen ist erst vor wenigen Tagen einem Herzleiden erlegen. Es ist eine Art spĂ€ter Ehrung, dass seine Komposition nun noch die Zuhörer im fernen Suhl rĂŒhren konnte.

Die Auswahl der Lieder erfrischte die im Adventsrausch vielleicht etwas abgestumpften Ohren wohltuend – modernere Vertonungen von Klassikern, wie etwa Eichendorfs „O Du gnadenreiche Zeit“ durch Hermann Ophoven, gepaart mit Bekanntem wie der ThĂŒringer Volksweise „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“ und auslĂ€ndischen Liedern wie „Als die Welt verloren“ aus Polen.

Ein Höhepunkt zur Halbzeit des Konzertes war der gemeinsame Gesang des „Quodlibeth“. Chorleiter Voigt brachte das gesamte Publikum, getrennt in MĂ€nner und Frauen, zum Mitsingen. Die Zuhörer warteten schon auf diesen Einsatz, gehört es doch zu den langjĂ€hrigen Traditionen, beim Adventskonzert von Ars Musica Teil des in diesem Moment grĂ¶ĂŸten Suhler Chores mit mehr als 1000 Stimmen zu werden. oa

Erschienen im Freien Wort 24.12.2012
Foto: frankphoto.de

2012, Kritiken

O sanfter, sĂŒĂŸer Hauch

Vierzig Jahre Chorgesang in Suhl – das war dem ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica ein besonders Konzert wert. Das Publikum feierte alle Mitwirkenden in der Hauptkirche.

Suhl – Vor vierzig Jahren, 1972, grĂŒndete sich in Suhl der Knabenchor unter Hubert Voigt und machte damit der Stadt ein Geschenk. Zwanzig Jahre spĂ€ter verließ er die Stadt, um die FrĂŒchte seiner Arbeit gebracht, doch auf dieser Erfahrung wuchs schließlich auch Ars Musica, ein exzellenter ThĂŒringer MĂ€nnerchor. Ars Musica, das sind jene ehemaligen Suhler Jungs, die das ABC des Singens unter Hubert Voigt grĂŒndlich lernten; lĂ€ngst im Leben stehend, und die zusammen mit dem Dirigenten eine verschworene kĂŒnstlerische und auch menschliche Gemeinschaft bilden. Bis auf den heutigen Tag. Hubert Voigts Leitspruch, „das Einfache und Schlichte in der Musik zu meistern, ist stets eine große Kunst“, den haben die Ars-Musica-MĂ€nner ebenso verinnerlicht.

Die Suhler Wurzeln

Es ist mĂŒĂŸig zu fragen, ob der jetzige Knabenchor ein solches Ereignis wie Samstagabend in der Hauptkirche im Blick gehabt und hĂ€tte leisten können. Ars Musica und Hubert Voigt, dem hiesigen Publikum mit zwei Konzerten im Jahr immer noch in Treue verbunden, haben ihre Wurzeln nicht vergessen, sie zehren davon. Und deshalb war es in diesem ehrgeizigen Ensemble auch selbstverstĂ€ndlich, schon vor fast zwei Jahren dieses Sonderkonzert zu planen, das 450 begeisterte Besucher in der Hauptkirche genossen. Bereits im Januar 2011 fanden die ersten Proben dazu statt. Und ermuntert zum Mitmachen waren zudem all jene, die zu den ersten Mitgliedern des Knabenchores gehörten und heute nicht mehr singen.

Immerhin, sechs haben sich getraut, und sangen im ersten Teil jene Volkslieder mit, die sie schon aus frĂŒheren Zeiten im Knabenchor kannten, und wahrscheinlich werden sie das nicht bereut haben.

Was dieses Konzert besonders macht, das ist natĂŒrlich dieser sanfte sĂŒĂŸe Hauch von Chorgesang, wie es Voigt ermöglicht und wie es in einer Liedzeile von Mendelssohn Bartholdy heißt. Dieses wurde am Ende des Programms so betörend, so fein dargeboten, dass man fast den Atem angehalten hĂ€tte – gemeinsam mit dem einstigen MĂ€dchen-Kammerchor aus dem WĂŒrttembergischen AllgĂ€u, den Voigt nach seinem Weggang aus Suhl an der dortigen Musikschule aufgebaut hatte. Auch hier Sangeskultur auf höchstem Niveau. Die jungen Frauen, die des Öfteren Konzerte in Suhl mitgestalteten, sie kamen ĂŒberraschend, im Programm war ihr Auftritt deshalb nicht ausgedruckt.

Also dieser betörende Hauch von Stimmen, von SangesqualitĂ€t. Besonders macht dieses Konzert zugleich auch die ĂŒbergreifende Idee, das Konzept, gemeinsam mit dem jetzigen Knabenchor an dieses JubilĂ€um zu erinnern. Das ist mehr als eine symbolische Geste. Voigt will damit etwas sagen: Er will die jetzigen jungen SĂ€nger ermuntern, ihr Hobby zu lieben und es mit Eifer und Ernsthaftigkeit zu betreiben, und zeigen, was möglich ist, wenn man es will. Der jetzige Leiter Robert Grunert hat als Thomaner seine Erfahrungen in Kindheit- und Jugendjahren gemacht, er weiß ebenfalls um die HĂ€rten: Ohne Fleiß kein Preis. Leicht hat er es seinen Knaben mit ihrem Part in diesem Programm nicht gemacht, Lieder von Johannes Brahms, Hugo Distler, Thomas Morley sind anspruchsvoll, daran dĂŒrfen sie noch gewaltig wachsen. Dass der Schlusschor aus Bachs bekannter Motette „Jesu meine Freude“ erklang, hat etwas mit der Geschichte des Knabenchores zu tun. Der sang 1992 unter Voigt das komplette Werk in einer Sendung des ZDF in der Aktion „Sorgenkind“. Dieser Auftritt, der war ein Höhepunkt, den wohl keiner der damals daran beteiligten Jungs vergessen hat.

FĂŒr seinen eigenen Part hatte Ars Musica russische Weisen, einen Kanon von William Boyce, ein Werk von Heinrich SchĂŒtz und Lieder von Anton Bruckner ausgewĂ€hlt – StĂŒcke, wo die Trauben hoch hĂ€ngen, wenn man sie kĂŒnstlerisch erreichen will. Die Solo-Auftritte in dem ĂŒber zweistĂŒndigen Programm gehörten der schönen Stimme von Ines Becher aus Wangen, die unter anderem mit einer HĂ€ndel-Arie und „Abschied“ von Rheinsberger, gemeinsam mit Dany Hofmann von Ars Musica, betörte (am Klavier Annett Mey). Und Voigts Töchter Maria (Violine) und Charlotte (Violoncello, zusammen mit dem Akkordeonisten Miroslaw Tybora), die erfolgreich Musik studierten, erfreuten nicht nur das Herz des Papa ob ihrer versierten Spielweise.

Ein gemeinsamer Kanongesang mit dem Publikum und tosender Beifall beendeten einen außergewöhnlichen Chor-Abend. Zu dessen Anlass BĂŒrgermeister Klaus Lamprecht vor den Zuhörern bemerkte: „Wenn etwas vierzig Jahre hĂ€lt, dann muss es gut sein.“ Eine Verpflichtung fĂŒr die Zukunft …

Erschienen im Freien Wort 18.06.2012
Autor: Lilian Klement
Foto: frankphoto.de

2011, Kritiken

Gesang, der ins Ohr und in die Herzen geht

Ein großartiges Weihnachtskonzert erlebten die Besucher beim traditionellen Auftritt von Ars Musica am vierten Advent in der Kreuzkirche. 900 Euro davon gehen an die Suhler Kindertafel.

Suhl – Immer dann, wenn Ars Musica zu ihrem Chorkonzert zum Advent einladen, dann strömen die Menschen in Scharen in die Kreuzkirche. So auch am Sonntag. Nur auf den hinteren Reihen der Emporen waren noch frei PlĂ€tze zu finden. Ansonsten durften sich die SĂ€nger ĂŒber grĂ¶ĂŸtes Interesse freuen. „Als ob es nichts Wichtigeres gĂ€be, als nur das Eine. Und da gibt es fĂŒr einen Nachmittag wirklich nichts Wichtigeres als das Eine“, freute sich Superintendent Martin Herzfeld ĂŒber die riesige Resonanz.

Die Besucher ihrerseits waren von der weihnachtlich geschmĂŒckten Kirche begeistert. Und spĂ€testens mit dem Einmarsch des 30-köpfigen Chores zog eine feierliche Stimmung ein. „Die Lieder gehen Wege, um die Ohren zu erreichen“, sagte Herzfeld und sprach damit den GĂ€sten aus den Herzen.

Ein Genuss fĂŒrs Publikum

Wieder einmal zeigte der Chor unter Leitung von Hubert Voigt, was in ihm steckt. Stimmlich ein Genuss fĂŒr jeden Zuhörer. Dass bei der Auswahl der Lieder eine musikalische Reise durch die Welt unternommen wurde, hatte einen zusĂ€tzlichen Reiz. Mit „O Messias“ einem Weihnachtslied aus Spanien, „Kommet ihr Hirten“ aus Böhmen, „Ein Kind ist uns geboren“ aus den Alpen, „Still o Himmel“ aus Bayern oder „Bajuschkij“ aus Russland konnte der Chor sich nachdenklich, mitreißend, besinnlich und stimmgewaltig prĂ€sentieren. Zwei Versionen von Ave Maria, die weniger bekannte von Jacob Arcadelt und die beliebte von Charles Gounod, waren ein faszinierendes Geschenk an die GĂ€ste. Gekonnt zeigten die Solisten Thorsten Weiß und Torsten Kullick, wie einfĂŒhlsam gerade das letztere Ave Maria interpretiert werden kann.

SpĂ€testens beim Klang von „Es ist fĂŒr uns eine Zeit angekommen“, gab es auch den einen oder anderen SĂ€nger im Publikum, der nicht mehr an sich halten konnte. Mit dem Lied „Heut ist ein Tag der Freude“ traf man den Nerv dieses einzigartigen Nachmittags. Insgesamt war das Konzert ein Grund zur Freude. Schwierig fiel es indes, nicht nach jedem einzelnen Einsatz in Beifall zu verfallen. Superintendent Herzfeld hatte darum gebeten, zwischen den StĂŒcken Ruhe zu bewahren.

Sein Können bewies einmal mehr Kantor Philipp Christ an der Orgel. Er spielte die Pastorale F-Dur BWV 590. Ein Höhepunkt war der Auftritt von Ines Becher mit „Bereite dich Zion“. Die KĂŒnstlerin hat seit ihrem siebten Lebensjahr an der Jugendmusikschule „WĂŒrttembergisches AllgĂ€u“ in Wangen unter der Leitung von Hubert Voigt gesungen. Seit drei Jahren erhĂ€lt sie bei ihm Einzelgesang. Welches Können in seiner Ausbildung und welches Potenzial in ihrer Stimme steckt, das konnte sie beeindruckend vorfĂŒhren.

Zum gemeinsamen Gesang forderte Hubert Voigt die GĂ€ste in der Mitte des Konzerts auf. „Die erste Zeile singen die Damen, die zweite die Herren und anschließend wird der MĂ€nnerchor einsetzen. Gestern haben wir das schon mal in Erfurt geprobt. Es ist ganz einfach“, versicherte er den Anwesenden. WĂ€hrend die Frauen zunĂ€chst etwas zögerlich einstimmten, ermutigte der Chorleiter mehrfach zum Mitmachen. Angesteckt davon fielen die MĂ€nner in den Gesang ein. Schließlich wurde die Kirche, bis hinauf unter das Dach, von einem vielstimmigen „Halleluja“ erfĂŒllt. Ein GefĂŒhl der Gemeinsamkeit machte sich breit. Nun schwand auch langsam das Licht, dass bis dahin durch die Fenster gefallen war und tauchte den Kirchenraum in eine anheimelnde AtmosphĂ€re.

Verdient großer Beifall

Genau der richtige Zeitpunkt, um noch einmal den GesĂ€ngen von Ars Musica zu lauschen. Auch wenn manch einer gerne noch einmal mit eingestimmt hĂ€tte. Denn bei „SĂŒĂŸer die Glocken nie klingen“ bewegten sich fast alle Lippen im Publikum mit.

Die „Heilige Nacht“ zum Abschluss, sehr intensiv vorgetragen, war wie eine Botschaft in Richtung des bevorstehenden Festes. Nun endlich war der Zeitpunkt gekommen, den KĂŒnstlern den Beifall zu zollen, den sie sich wahrlich verdient hatten. „Das war wunderschön“, war anschließend immer wieder zu hören“. Und wie sagte eine Frau so schön: „Es ist eben doch etwas ganz anderes, als sich nur eine CD anzuhören“.

Zum Abschied versicherte Hubert Voigt, dass ein Euro aus jeder Eintrittskarte an die Suhler Kindertafel geht. Immerhin sind das 900 Euro, wie Alexander Vierling von Ars Musica die Freies-Wort-Lokalredaktion informierte. Das Ensemble hatte den Betrag zudem noch ein wenig aufgerundet.

Erschienen im Freien Wort 21.12.2011
Autor: Doreen Fischer
Foto: frankfoto.de

2010, Kritiken

Stimmen, die zu Herzen gehen

Das Adventskonzert von „Ars Musica“ ist seit langem Tradition. Am Sonntag lud der Chor gemeinsam mit „Ars Vocalis“ in die Kreuzkirche ein.

Suhl – Der letzte Ton verliert sich im entferntesten Winkel unterm Kirchendach. FĂŒr einen Moment noch hĂ€lt das Publikum andĂ€chtig inne. Dann brandet Beifall auf – und das nicht nur fĂŒr ein erstklassiges Konzert, nein ĂŒberhaupt fĂŒr einen 4. Adventssonntagnachmittag, wie er hĂ€tte anheimelnder nicht sein können.

Das Konzert, zu dem „Ars Musica“ jeweils am letzten Adventssonntag in die Kreuzkirche einlĂ€dt, ist aus dem Veranstaltungskalender der Stadt Suhl nicht mehr wegzudenken und seit Jahren eine feste GrĂ¶ĂŸe fĂŒr anspruchsvollen Chorgesang. Und allemal fĂŒr Überraschungen gut. Auch in diesem Jahr standen den jungen MĂ€nnern mit „Ars Vocalis“ sangesfreudige und den Suhlern bereits aus frĂŒheren Konzerten bekannte Mitstreiterinnen aus Wangen (AllgĂ€u) zur Seite. Eine musikalische Liaison, die den jungen Leuten nicht nur auf der BĂŒhne sichtlichen Spaß bereitet und die nicht von ungefĂ€hr kommt, werden doch bekanntlich beide Chöre von Hubert Voigt gefĂŒhrt, dem ehemaligen Suhler und ebenso anspruchsvollen wie erfolgreichen ChorgrĂŒnder-, leiter und -dirigenten. 750 Musikfreunde gönnten sich den musikalischen Genuss dann auch an diesem Sonntag und erlebten ein Konzert, das die Spannung bis zum letzten Akkord hielt.

Bekanntes und Neues

Mit dem Bachschen PrĂ€ludium C Dur gestaltete Kantor Philipp Christ an der Eilert-Köhler-Orgel zudem ein stimmungsvolles Entree, das die Erwartung des Publikums steigen ließ. Dann der Solo-Part des ThĂŒringer MĂ€nnerchores „Ars Musica“ mit klassischen deutschen und internationalen Weihnachtsliedern. Neben bekannten und immer wieder gern gehörten Titeln hatte Hubert Voigt mit seinen SĂ€ngern auch Neues einstudiert – wie das mittelalterliche „Ave Maria“ von Arcadelt, gesungen in Latein. PopulĂ€re Melodien – erwĂ€hnt seien „Öffnet die Tore weit“ oder das Negro-Spiritual „Go tell it on the Mountain“, ein Dauerbrenner des Chores, bei dem so mancher mit den Fußspitzen wippte – wechselten sich mit Liedern ab, die fĂŒr GĂ€nsehautfeeling sorgten. So beispielsweise beim Titel „Im Wald“, eine alte Volksweise aus der Alpenregion, mit der der erste Teil des dreigeteilten Konzertes abschloss. Ein strahlender Hubert Voigt, sichtlich zufrieden mit dem Vortrag seiner Mannschaft und seiner Solisten (Thorsten Kullick und Thorsten Weiß), entließ den MĂ€nnerchor fĂŒr ein Weilchen, um sich mit seinem raumgreifenden Dirigat den jungen Damen von „Ars Vocalis“ zuzuwenden.

Spenden fĂŒrs Gemeinwohl

Diese setzten mit ihren Weihnachts- und Hirtenliedern und ihrem klaren, virtuosen Vortrag das nĂ€chste Achtungszeichen an diesem Konzertnachmittag. Ihre glockenklaren Stimmen – allen voran die Solistinnen Ines Becher (Mezzo-Sopran), Iris Dirlewanger (Sopran) und Claudia Staub (Alt) ließen die Vermutung aufkommen, hier treten SĂ€ngerinnen auf, die das Fach studieren.Weit gefehlt! Wie bei „Ars Musica“ ist auch „Ars Vocalis“ ein reines Amateurensemble. Dass beide Chöre auf so hohem Niveau singen (trotz nur einer Probe im Monat), kommt nicht von ungefĂ€hr und ist der gezielten intensiven Stimmbildung Hubert Voigts zu verdanken. 1972 legte er mit der GrĂŒndung des Suhler Knabenchores dafĂŒr die musikalische Basis, auf der er bei „Ars Musica“ – allesamt ehemalige Knabenchor-SĂ€nger – bis heute aufbauen und zurĂŒckgreifen kann.
Und so setzte dann auch der gemeinsame Auftritt beider Chöre mit dem bekannten Kanon „Alleluia“ ĂŒber „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ bis hin zu „Joy to theWorld“ einen fulminanten Schlusspunkt unter das anderthalbstĂŒndige Konzert.

Wie immer verbindet „Ars Musica“ mit seinem Adventsevent einen Benefizgedanken. So ging diesmal 1 Euro je Eintrittskarte an das Hospiz in Meiningen. Und die Kollekte, um die die SĂ€nger baten, soll zur Erneuerung der Heizung in der  Kreuzkirche eingesetzt werden. Stattliche SĂŒmmchen kamen so zustande. „Wir haben aus der Vereinskasse noch etwas drauf gepackt und können je 800 Euro dem Hospiz und der Kreuzkirchengemeinde zur VerfĂŒgung stellen“, nannte Vereinschef Thorsten Weiß das Ergebnis. Und auch fĂŒr die Mitstreiterinnen aus Wangen schnĂŒrten die „Ars Musica“-SĂ€nger kleine ÜberraschungspĂ€ckchen – glĂ€serne Vögelchen aus dem Lauschaer Sortiment als Gruß aus ThĂŒringen ins AllgĂ€u.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 21.12.2010
Autor: Ruth Schafft
Foto: frankfoto.de
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2009, Kritiken

Gesang wÀrmte die Herzen

Weihnachtskonzert: Mehr als 800 Zuhörer lauschten in der Kreuzkirche Ars Musica

Suhl – Der hohen Kunst der Musik frönte der ThĂŒringer MĂ€nnerchor am Sonntagnachmittag bei seinem traditionellen Weihnachtskonzert im wahrsten Sinne des Wortes. In einer brechend vollen Kreuzkirche, in der selbst von der dritten Empore geneigte Augenpaare in den Altarbereich herabblickten, stiegen weihnachtliche GesĂ€nge in höchster Vollendung in den Himmel. Etwa 800 Zuhörer hatten sich an dem klirrend kalten Tag eingefunden, um den alterwĂŒrdigen Weisen zu lauschen. ZusĂ€tzliche StĂŒhle wurden in den Mittelgang gestellt.

OrgelklÀnge zur Einstimmung
Unter der Leitung von Hubert Voigt zeigten die gut 30 SĂ€nger von Ars Musica einmal mehr, dass sie zu Recht vor vier Jahren beim internationalen Chorwettbewerb in Wernigerode das Goldene Diplom fĂŒr „Anspruchsvollen MĂ€nnerchorgesang“ in der Semi-Profi-Kategorie erhalten hatten. Zum vierten Mal in diesem Jahr prĂ€sentierte der Chor, dessen Mitglieder aus der ganzen Bundesrepublik, der Schweiz und Portugal anreisen, sein Weihnachtsprogramm.
Am ersten Adventswochenende hatte er Konzerte in der Erfurter Martinikirche und in der Klosterkirche Rohr, am Vortag in der Kirche von Rieth/Rhön gegeben. Eröffnet und abgerundet wurden seine herrlichen Darbietungen mit vier StĂŒcken von KMD Elisabeth Schubert an der Orgel, die noch einmal kurz vor ihrem Eintritt in den (Un-)Ruhestand Ende des Monates einige Kostproben ihres herausragenden Könnens gab. Gleich zu Anfang griff sie zu Dietrich Buxtehudes „PrĂ€ludium, Fuge und Ciacona CDur“ feierlich in die Tasten. SpĂ€ter erfreute sie die Zuhörer mit zwei sparsam registrierten, liedhaft getragenen Choralbearbeitungen desselben Komponisten und einer „Pastorale“ von Domenico Zipoli – einem italienischen Hirtenlied, bei dem der Glöckchenklang der Tiere nicht fehlen durfte. Superintendent Martin Herzfeld begrĂŒĂŸte herzlich Akteure und GĂ€ste und dankte Reiner Recknagel, „dass es möglich ist, trotz der EiseskĂ€lte draußen in dieser Kirche lĂ€nger als fĂŒnf Minuten auszuhalten.“ Er freute sich ĂŒber das Zusammenkommen der Menschen „alle Jahre wieder“ und verwies auf den Aspekt des Mutmachens, der mit den Texten einhergehe. Der Chor fĂŒhrte sich mit zwei gegensĂ€tzlichen Weisen ein, der „Winterklage“ von Anton Schöndlinger und dem spanischen Weihnachtslied „O Messias“, welches die Ankunft des Königs beschwört. Auch im Folgenden arbeiteten die SĂ€nger die Unterschiede zwischen den einzelnen ChorsĂ€tzen eindrucksvoll heraus. Insbesondere beim dreiteiligen Marien-Block zeigten sie ihre Finesse, dem Marienlob jeweils eigenstĂ€ndige Profile zu verleihen. GĂ€nsehautverdĂ€chtig war ihre Intonation von „Maria durch ein“ Dornwald ging“, einem Volkslied aus dem Eichsfeld. „Ave Maria zart“ von Johann Georg Braun und „Wunderschön PrĂ€chtige“, eine spĂ€tbarocke Weise aus dem Kloster Einsiedeln, folgten in schmelzender Lieblichkeit. Ein krĂ€ftiger Ruf von Andreas Hammerschmidt „Öffnet die Tore weit“ belebte das Terrain des ersten (Advents-)Teils, dem ein prĂ€chtig kolorierter HĂ€ndel mit „Tochter Zion, freue dich“ aus dessen beliebtesten Oratorium „Judas Maccabaeus“ in nichts nachstand.

Was wĂ€re ein Weihnachtskonzert ohne die Möglichkeit, als Zuhörer selbst mitzusingen? Dieser Neigung trugen Kanons Rechnung. Der zweite (Weihnachts-)Teil eröffnete mit Friedrich Silchers „Alle Jahre wieder“, und schwang sich ĂŒber den makellosen Wohlklang verschiedener Weihnachtslieder, die Eichendorff- und Storm-Texte zur Grundlage hatten, ĂŒber StĂŒcke aus Schlesien und Polen zu einem exzellenten Finale auf: Beethovens „Hymne an die Nacht“.

Spende fĂŒr Förderzentrum
Ein Chormitglied verwies auf den wohltĂ€tigen Zweck, der mit dem hinreißenden Konzert Hand in Hand ging: Ein Euro pro Eintrittskarte geht an das Suhler Förderzentrum in der Aue, die Kollekte soll der Innenausstattung der Kreuzkirche zugute kommen. Mit einer eindrucksvoll verklingenden alpenlĂ€ndischen Weihnachtsweise wurde dem Wunsch nach einer Zugabe stattgegeben. Noch ein vereintes „Stille Nacht, heilige Nacht“, dann trat das erfĂŒllte Publikum hinaus in das wilde Schneegestöber.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 22.12.2009
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2009, Kritiken

Ehemalige Chorknaben sangen

Rieth – Adventskonzert: Ars Musica begeisterte ĂŒber 100 Zuhörer in der Riether Kirche

Dass der Winter am vierten Adventswochenende gleich so unbarmherzig zuschlug, das bedurfte einiger Gewöhnung. Dennoch fanden etwa 100 Leute den Weg zum Riether Kirchberg, um das Konzert des ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars Musica“ aus Suhl miterleben zu können. GlĂŒchwein sorgte zudem schon vor dem Konzert fĂŒr innerliche WĂ€rme, das von der BlĂ€sergruppe Rieth eröffnet und mit dem gemischten Chor aus Rieth fortgesetzt wurde. Die SĂ€nger von „Ars Musica“ waren in Rieth nicht ganz unbekannt, denn schon zweimal waren sie in den vergangenen 15 Jahren zu Gast, allerdings immer nur mit einem Teil des Chores. So war es ihr grĂ¶ĂŸter Wunsch, einmal in voller Besetzung in Rieth auftreten zu können.

Das ist nicht ganz einfach, da die einstigen Mitglieder des Knabenchores der Suhler Philharmonie mittlerweile in ganz Deutschland „verstreut“ sind. Am vergangenen Samstag nun gelang es ihnen, in kompletter Besetzung mit ihrem Leiter Hubert Voigt ein sehr anspruchsvolles Konzert dazubieten, das von den Zuhörern begeistert aufgenommen wurde. Mit Kompositionen von Georg Friedrich HĂ€ndel, Friedrich Silcher, Josef von Eichendorff oder Willi Trapp bewiesen sie ihre hohe gesangliche QualitĂ€t. Mit Liedern aus Spanien, Polen, Schlesien oder dem Volkslied aus dem Eichsfeld „Maria durch ein Dornwald ging“ setzten sie ihr Programm fort. Wieder einmal zahlte sich die von Voigt akribisch betriebene Einzelstimmbildung bei seinen einstigen ChorschĂŒlern bis heute aus. Als besonders eindrucksvoll und echtes Gesangserlebnis erwies sich die vorgetragene „Hymne an die Nacht“ von Beethoven. Trotz der niedrigen Termperaturen belohnen die SĂ€nger den großen Beifall mit einer Zugabe.

GegrĂŒndet wurde der MĂ€nnerchor 1994 von ehemaligen SĂ€ngern des Suhler Knabenchores. Seine Wurzeln reichen bis ins Jahr 1972, als Hubert Voigt den Knabenchor grĂŒndete. Einmal dem Gesang verschrieben, lag die Fortsetzung in einem MĂ€nnerchor nahe. Die Schwierigkeiten des Chores, der sich der Pflege anspruchsvoller Chorliteratur verschrieben hat, bestehe darin alle einmal fĂŒrProben zusammen zu bekommen. Einmal im Monat aber schaffen sie es in der Regel und geben im Laufe des Jahres sechs bis sieben Konzerte. Hinzu kommen in diesem Jahr vier Weihnachtskonzerte. Dazu gehörten am 4. Advent das Konzert in Rieth und ein weiteres in ihrer alten Heimat Suhl.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 21.12.2009
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2009, Kritiken

Aus zwei mach eins mit dem richtigen Ton

Frauenchor „Ars Vocalis“ aus Wangen probt mit Suhler MĂ€nnerchor „Ars Musica“ fĂŒr Konzert

Suhl/Wangen – Der Regen tropft die Burgmauern hinunter – plop, plop. Drinnen klopf Hubert Voigt den Takt – tock, tock. Der Nebel steigt um das alte GemĂ€uer auf, drinnen erfĂŒllen Stimmen hell den Raum. Auf der Johanniterburg in KĂŒhndorf hallt der Chorgesang von „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“ wieder.

Die Chöre arbeiten unter der Leitung von Hubert Voigt an einem gemeinsamen Projekt – ein Gedenkkonzert anlĂ€sslich des 200. Geburtstages von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auch ein eigenes JubilĂ€um haben sie zu feiern. Vor zehn Jahren begann die Zusammenarbeit zwischen Suhl und Wangen im AllgĂ€u. 1999 gaben die Chöre erste gemeinsame Konzerte in Hildburghausen und Breitungen. 2004 und 2007 folgten weitere Auftritte in den Heimatregionen.

Probe 03.2009 mit Ars VocalisZwei Chöre aus einer Hand

„Die QualitĂ€t der Chöre ist gleich, weil sie aus einer Hand geschaffen wurden“, sagt Michael Ehricht und meint damit die Arbeit von Hubert Voigt. Er baute in Suhl den Knabenchor auf. Aus ihm ist mittlerweile der MĂ€nnerchor geworden. Als Voigt 1993 nach Wangen im AllgĂ€u ging, setzte er seine Chorarbeit fort. Er leitete einen MĂ€dchenchor, der zum Jugendkammerchor und schließlich zum Frauenchor wuchs. Er fĂŒhrte „seine“ Chöre zusammen. „Mit MĂ€nner- und Frauenstimmen und verschiedenen Chorstrukturen ist die Abwechslung grĂ¶ĂŸer und das ist auch fĂŒr den Zuhörer angenehmer. Auch das Angebot an Chorliteratur ist fĂŒr gemischte Chöre grĂ¶ĂŸer und man kann die Klangkultur ausschöpfen“, sagt Voigt zu der gemeinsamen Arbeit von „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“. Die Mitglieder beider Gesangsgruppen sind lĂ€ngst den Kinderschuhen entwachsen und ĂŒber ganz Deutschland verstreut, studieren und arbeiten. Doch fĂŒr die Proben im eigenen oder gemischten Chor kommen sie immer wieder zusammen.

„Im Chor zu singen, ist schön, weil es so homogen klingt. Mit den MĂ€nnern zusammen wird der Klang kompletter und die hellen Stimmen von uns werden ausgeglichen“, sagt Ines Becher.

Das Holz knistert im Kamin. Taschen liegen auf dem Boden, daneben die Ordner mit den NotenblĂ€ttern. „Alt, Sopran“, gibt Voigt das Zeichen zum Einsatz fĂŒr die Frauen, lĂ€sst eine Hand durch die Luft fliegen und schlĂ€gt mit der anderen die Töne am Klavier an. Gesungenes „Ma, ma, ma“ tönt durch den Raum. „Die gemeinsamen Proben sind eine große Bereicherung, man kann sechs-, sieben- oder achtstimmig singen, das ist ein ganz anderes Feeling“, sagt Anja StĂ€dele. Gemeinsam singen macht Spaß und ist eine Abwechslung.

Leise singen die Frauen. „Stopp, stopp“, unterbricht Voigt, „meine Schuld, ich habe mich so berauscht an dem wunderbaren Klang“, sagt er, als er sich verspielt, und lacht. Doch schon gleich darauf kehrt der ernste Gesichtsausdruck zurĂŒck und er klopft den Takt.

„Jetzt lassen wir die Herren auch mal ein StĂŒck singen“, sagt Voigt und gibt fĂŒr den anderen Teil des gemischten Chors auf Zeit den Einsatz. Die klaren, hellen Stimmen der Frauen tönen aus den vorderen Reihen, die dunklen, tiefen Stimmen der MĂ€nner sind aus den hinteren Reihen zu hören. „Wenn wir auf der BĂŒhne sind, die MĂ€nner hinter uns stehen und mit den tiefen Stimmen einsetzen, kriege ich immer eine GĂ€nsehaut. Das ist so ein Surround Sound“, sagt Anna-Sophia HĂ€nsler. Sie war schon bei der ersten Begegnung der beiden Chöre 1999 dabei.

Immer wieder stellen sie sich der Herauforderung, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Das GemeinschaftsgefĂŒhl schweißt die Chormitglieder und auch die beiden Chöre zusammen. Neben der ganztĂ€gigen Probe, gibt es an den Abenden die Möglichkeit, die Freizeit miteinander zu verbringen. „Es macht Spaß, weil ein GemeinschaftsgefĂŒhl herrscht. Es ist wie in einem Sportverein, nur das Anspruchsvoll-KĂŒnstlerische hebt uns eben von einem normalen Sportverein ab“, sagt Marco Wagner.

„Der wandernde Musikant“ sollen sie nach den Einzelstimmproben singen. „Die Zusammenarbeit ist bereichernd. Ich finde es schade, dass solche Projekte nicht öfter stattfinden. Mittlerweile kennt man sich besser und man hat sich eingespielt“, sagt Christoph Zabel. Auch bei dem Lied „Der erste FrĂŒhlingstag“ fliegen die HĂ€nde von Voigt durch die Luft und er lĂ€chelt, wenn seine Chöre gemeinsam singen.

GefĂŒhl fĂŒr die eigene Stimme

A-cappella-Gesang hat Voigt schon wĂ€hrend seiner Studienzeit in Weimar begeistert. Damals hatte er die Idee, Kindern und Jugendlichen das GefĂŒhl fĂŒr die eigene Stimme zu geben und an eine anspruchsvolle A-cappella-Gruppe heranzufĂŒhren. Dass ihm das mit dem Suhler Knabenchor, den er ins Leben rief, und spĂ€ter mit „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“ im „Doppelpack“ gelungen ist und diese beiden auch miteinander harmonieren, davon können sich Konzertbesucher am 27. und 28. Juni ĂŒberzeugen. Dann treten die Chöre gemeinsam auf und geben das Mendelssohn-Gedenkkonzert in Suhl und Schleusingen. Wenn die hellen und tiefen Stimmen gemeinsam erklingen, sollen dann nicht nur die SĂ€ngerinnen und SĂ€nger eine GĂ€nsehaut bekommen.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 07.03.2009
Autor: Linda Hellmann
Foto: frankfoto.de
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Zugabe gab’s auf Chinesisch

„Ars Musica“ mit beeindruckender Leistung in der Heinrichser Kirche

Mit einem wunderschönen Chorkonzert aus geistlichen und weltlichen Liedern meldet sich der ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars Musica“ aus der Sommerpause zurĂŒck. Und die MĂ€nner konnten sich auf ihre große Fangemeinde verlassen. Etwa 120 Zuhörer kamen bei schönstem Sommerwetter am Samstag in die Heinrichser Kirche. Gleich nebenan im Gemeindehaus treffen sich die SĂ€nger zu ihren Proben, zu denen sie einmal im Monat aus allen Ecken Deutschlands anreisen. Sie alle – zurzeit zĂ€hlt „Ars Musica“ ĂŒber 40 Mitglieder – waren einst Mitglieder des Suhler Knabenchores.

Als dieser 1992 sein 20-jÀhriges JubilÀum feierte und ihm zu Ehren ein Chor aus Absolventen mit grandiosem Erfolg auftrat, stand spontan die Idee im Raum, diese Gemeinschaft zusammenzuhalten und die gut erhaltene Auftritts-QualitÀt weiter zu pflegen. Und zwar in ihrer Heimatstadt Suhl, was schwer genug ist auf Grund der rÀumlichen Entfernungen. Aber wenn Hubert Voigt, der Leiter des Ensembles, mit Blick auf die 35 SÀnger, die in die Heinrichser Kirche kamen, meint, das sei der harte Kern, dann spricht das BÀnde.

Gepflegte Sangesfreude

DarĂŒber beispielsweise wie er den Knaben in kontinuierlicher Arbeit Stimmbildungs- und Einzelgesangsunterricht gab, wie er sie fĂŒr die Musik gewinnen, begeistern und ĂŒber lange Strecken mit seiner vertrauensvollen und vĂ€terlichen Art motivieren konnte.

Dass die Knaben, die heute MĂ€nner im Alter von 20 bis 42 Jahren sind, den Spaß und die Freude am Gesang pflegen, dafĂŒr lieferte das Heinrichser Konzert einen weiteren Beweis. Bei aller Ernsthaftigkeit, die beispielsweise „Lobt den Herrn der Welt“ von Henry Purcell (1659 – 1695) oder „Hymne an Gott“ von Johann Michael Haydn (1737 – 1806) verlangen – „Ars Musica“ lĂ€sst die Sangesfreude durch eine schöne Stunde voller KlangfĂŒlle immer wieder durchblitzen. Die QualitĂ€t der mehrsĂ€tzigen MĂ€nnerstimmen beeindruckte bei diesem Benefizkonzert einmal mehr, ebenso wie die feine Gestaltung insbesondere der sakralen GesĂ€nge. Dieses sauber und auf den Punkt gehauchte „Amen“ am Ende der „Motette“ von Hans Georg NĂ€geli (1773 – 1836) war einer der Momente, die fĂŒr GĂ€nsehaut, fĂŒr stille Andacht und Bewunderung sorgte.

Das machte es schwer, die ChorsĂ€tze bis zur Pause durchfließen zu lassen und sich den Beifall bis dahin aufzusparen. Den gab es reichlich, denn mit Volksweisen wie „Das Heimattal“ oder „Das Leben bringt groß Freud“ setzten die SĂ€nger mit ihrem Leiter Hubert Voigt wunderbar akzentuierte KlĂ€nge in das Gotteshaus, die nach Zugaben geradezu verlangten. Und mit denen ĂŒberraschten und verzĂŒckten die MĂ€nner ihr Publikum ein weiteres Mal. Das chinesische Liebeslied „Jasmin“ sangen sie tatsĂ€chlich auf Chinesisch. Und als SahnehĂ€ubchen auf den wohl angerichteten Ohrenschmaus gab es ein chilenisches Heimatlied. Beide StĂŒcke sind Mitbringsel von den Konzert-Tourneen von „Ars Musica“ durch die Welt.

Die Spenden, die das Publikum fĂŒr diese großartige Leistung gab, kommen ĂŒbrigens der Heinrichser Kirche zugute. Wie Pfarrer Ulrich PrĂŒfer sagt, sollen die restlichen unteren BĂ€nke bis zur Adventszeit mit einer Heizung versehen werden. Apropos Advent. Am 21. Dezember, 15 Uhr, gibt der MĂ€nnerchor „Ars Musica“ sein Adventskonzert in der Suhler Kreuzkirche.

Erschienen im Freien Wort 01.09.2008

2007, Kritiken

Welch’ ein Feierklang

Suhl – Besser hĂ€tten die Suhler gar nicht auf den heutigen Heiligen Abend eingestimmt werden können, als mit diesem gelungenen Konzert des ThĂŒringer MĂ€nnerchores Ars Musica gestern, am vierten Advent, in der Kreuzkirche. Die war wieder – wie in den Jahren zuvor – bis auf den letzten Platz gefĂŒllt. Sogar StĂŒhle mussten in das Kirchenschiff hineingetragen werden, weil unten die SitzbĂ€nke all die vielen Besucher – trotz Aufforderung zum engeren Beieinandersitzen – nicht mehr aufnehmen konnten. Ein GedrĂ€nge, wie am Heiligabend. Der MĂ€nnerchor weiß eine große Sympathiegemeinde in Suhl hinter sich. Dieses Konzert, dass schon seit vielen Jahren stets am vierten Advent erfreut, gehört zu Suhl wie der Waffenschmied auf dem Markt.

Und außerdem – wer hĂ€tte das gedacht? Als nach neunzig Minuten besten Chorgesangs die Zuhörer beglĂŒckt und in aufgekratzter Stimmung die Kirche verließen, da hatte der liebe Herrgott zur großen Überraschung feinsten glitzernden Schnee ĂŒber Suhl ausgeschĂŒttet, so dass zumindest nun in der Nacht auf Heiligabend das ersehnte Weihnachtsweiß die Landschaft ĂŒberpuderte. Bilderbuchwetter am Vorabend des Festes, grad so, als ob die MĂ€nner von Ars Musica das herbei gesungen hĂ€tten.

Erstmals restaurierte Orgel dabei

Die Kreuzkirche ist fĂŒrs Weihnachtskonzert ihr Stammplatz. Doch in diesem Jahr kam ein besonderer Umstand hinzu. Erstmals erklang dabei in voller Schönheit die restaurierte Eilert-Köhler-Orgel. FĂŒr deren Wiederherstellung hatte sich auch Ars Musica in allen frĂŒheren Auftritten eingesetzt und Teile der Konzerterlöse immer wieder gespendet. Nun gab sie erstmals den feierlichen Rahmen fĂŒr das Weihnachtsprogramm, das damit perfekt wurde, mit Glöckchenspiel und anderen reizvollen KlĂ€ngen zum Auftakt und einem weiteren Werk mittendrin. Nur schade, dass den Zuhörern nicht mitgeteilt wurde, welche StĂŒcke KMD Elisabeth Schubert eigens dafĂŒr ausgewĂ€hlt hatte.

Chorleiter Hubert Voigt hat ein gutes GespĂŒr fĂŒr die Dramaturgie eines Konzertes, wenngleich die SpielrĂ€ume bei weihnachtlichen Weisen natĂŒrlich nicht unbegrenzt sind. Da gesellt sich Traditionelles zu weniger Bekanntem, doch auch einige neue, fĂŒr die Suhler unbekannte Werke kamen diesmal hinzu. So beispielsweise von Andreas Hammerschmidt (1612-1675) „Öffnet die Tore weit“. Eröffnet wurde das Programm mit einem Werk des 20. Jahrhunderts, Anton Schönlingers (1919-1983) „Winterklage“, ein getragenes Werk, das zu Herzen geht und Besinnung aufkommen lĂ€sst. Dann folgten Lieder, die einfach zu Weihnachten gehören, ob die Volksweise „Maria durch ein’ Dornwald ging“, HĂ€ndels „Tochter Zion“, „Alle Jahre wieder“, „Adeste fideles“ oder „Kommet ihr Hirten“. Dazwischen Gounods kunstvolles „Ave Maria“ oder das schlichte „Ein Kind ist uns geboren“, ein typisch alpenlĂ€ndisches Weihnachtslied. Lieder, wie sie zum Repertoire guter Chöre einfach gehören.

Was dieses Konzert von Ars Musica erneut so besonders machte, war die gesangliche QualitĂ€t der mehrsĂ€tzigen MĂ€nnerstimmen, die wiederum mit einem feinen, relativ hellen, warmen Ton beeindruckten. Hervorzuheben ist auch, wie Hubert Voigt die meisten Lieder anlegt. Die sind eher still und verinnerlicht in ihrer Gestaltung, auf die Reize der Tonschöpfungen bedacht und gehen gerade durch die Schlichtheit ihrer Interpretation sehr zu Herzen, indem sie alles RĂŒhrselige wohltuend beiseite lassen.

NatĂŒrlich singt das Publikum wieder mit, die beiden altbekannten Kanons „Hosianna“ und „Mache dich auf und werde Licht“ kennt man hier gut. Besser als mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ hĂ€tte der Nachmittag nicht ausklingen können.

Am Ausgang spendeten die Suhler wieder fĂŒr ihre Eilert-Köhler-Orgel. Und Ars Musica spendet die Einnahmen dieses Konzertes erneut, wie bereits 2006, fĂŒr eine Armenschule in Santiago de Chile, die von der evangelisch-lutherischen Versöhnungsgemeinde ermöglicht wird. Das Geld, das die SĂ€nger Ostern nĂ€chsten Jahres selbst ĂŒbergeben wollen, dient diesmal dem Kauf von SchulbĂŒchern. Mitmenschlichkeit ist Ars Musica Herzenssache.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 24.12.2010
Autor: Lilian Klement

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