2010, Kritiken

Stimmen, die zu Herzen gehen

Das Adventskonzert von „Ars Musica“ ist seit langem Tradition. Am Sonntag lud der Chor gemeinsam mit „Ars Vocalis“ in die Kreuzkirche ein.

Suhl – Der letzte Ton verliert sich im entferntesten Winkel unterm Kirchendach. FĂŒr einen Moment noch hĂ€lt das Publikum andĂ€chtig inne. Dann brandet Beifall auf – und das nicht nur fĂŒr ein erstklassiges Konzert, nein ĂŒberhaupt fĂŒr einen 4. Adventssonntagnachmittag, wie er hĂ€tte anheimelnder nicht sein können.

Das Konzert, zu dem „Ars Musica“ jeweils am letzten Adventssonntag in die Kreuzkirche einlĂ€dt, ist aus dem Veranstaltungskalender der Stadt Suhl nicht mehr wegzudenken und seit Jahren eine feste GrĂ¶ĂŸe fĂŒr anspruchsvollen Chorgesang. Und allemal fĂŒr Überraschungen gut. Auch in diesem Jahr standen den jungen MĂ€nnern mit „Ars Vocalis“ sangesfreudige und den Suhlern bereits aus frĂŒheren Konzerten bekannte Mitstreiterinnen aus Wangen (AllgĂ€u) zur Seite. Eine musikalische Liaison, die den jungen Leuten nicht nur auf der BĂŒhne sichtlichen Spaß bereitet und die nicht von ungefĂ€hr kommt, werden doch bekanntlich beide Chöre von Hubert Voigt gefĂŒhrt, dem ehemaligen Suhler und ebenso anspruchsvollen wie erfolgreichen ChorgrĂŒnder-, leiter und -dirigenten. 750 Musikfreunde gönnten sich den musikalischen Genuss dann auch an diesem Sonntag und erlebten ein Konzert, das die Spannung bis zum letzten Akkord hielt.

Bekanntes und Neues

Mit dem Bachschen PrĂ€ludium C Dur gestaltete Kantor Philipp Christ an der Eilert-Köhler-Orgel zudem ein stimmungsvolles Entree, das die Erwartung des Publikums steigen ließ. Dann der Solo-Part des ThĂŒringer MĂ€nnerchores „Ars Musica“ mit klassischen deutschen und internationalen Weihnachtsliedern. Neben bekannten und immer wieder gern gehörten Titeln hatte Hubert Voigt mit seinen SĂ€ngern auch Neues einstudiert – wie das mittelalterliche „Ave Maria“ von Arcadelt, gesungen in Latein. PopulĂ€re Melodien – erwĂ€hnt seien „Öffnet die Tore weit“ oder das Negro-Spiritual „Go tell it on the Mountain“, ein Dauerbrenner des Chores, bei dem so mancher mit den Fußspitzen wippte – wechselten sich mit Liedern ab, die fĂŒr GĂ€nsehautfeeling sorgten. So beispielsweise beim Titel „Im Wald“, eine alte Volksweise aus der Alpenregion, mit der der erste Teil des dreigeteilten Konzertes abschloss. Ein strahlender Hubert Voigt, sichtlich zufrieden mit dem Vortrag seiner Mannschaft und seiner Solisten (Thorsten Kullick und Thorsten Weiß), entließ den MĂ€nnerchor fĂŒr ein Weilchen, um sich mit seinem raumgreifenden Dirigat den jungen Damen von „Ars Vocalis“ zuzuwenden.

Spenden fĂŒrs Gemeinwohl

Diese setzten mit ihren Weihnachts- und Hirtenliedern und ihrem klaren, virtuosen Vortrag das nĂ€chste Achtungszeichen an diesem Konzertnachmittag. Ihre glockenklaren Stimmen – allen voran die Solistinnen Ines Becher (Mezzo-Sopran), Iris Dirlewanger (Sopran) und Claudia Staub (Alt) ließen die Vermutung aufkommen, hier treten SĂ€ngerinnen auf, die das Fach studieren.Weit gefehlt! Wie bei „Ars Musica“ ist auch „Ars Vocalis“ ein reines Amateurensemble. Dass beide Chöre auf so hohem Niveau singen (trotz nur einer Probe im Monat), kommt nicht von ungefĂ€hr und ist der gezielten intensiven Stimmbildung Hubert Voigts zu verdanken. 1972 legte er mit der GrĂŒndung des Suhler Knabenchores dafĂŒr die musikalische Basis, auf der er bei „Ars Musica“ – allesamt ehemalige Knabenchor-SĂ€nger – bis heute aufbauen und zurĂŒckgreifen kann.
Und so setzte dann auch der gemeinsame Auftritt beider Chöre mit dem bekannten Kanon „Alleluia“ ĂŒber „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ bis hin zu „Joy to theWorld“ einen fulminanten Schlusspunkt unter das anderthalbstĂŒndige Konzert.

Wie immer verbindet „Ars Musica“ mit seinem Adventsevent einen Benefizgedanken. So ging diesmal 1 Euro je Eintrittskarte an das Hospiz in Meiningen. Und die Kollekte, um die die SĂ€nger baten, soll zur Erneuerung der Heizung in der  Kreuzkirche eingesetzt werden. Stattliche SĂŒmmchen kamen so zustande. „Wir haben aus der Vereinskasse noch etwas drauf gepackt und können je 800 Euro dem Hospiz und der Kreuzkirchengemeinde zur VerfĂŒgung stellen“, nannte Vereinschef Thorsten Weiß das Ergebnis. Und auch fĂŒr die Mitstreiterinnen aus Wangen schnĂŒrten die „Ars Musica“-SĂ€nger kleine ÜberraschungspĂ€ckchen – glĂ€serne Vögelchen aus dem Lauschaer Sortiment als Gruß aus ThĂŒringen ins AllgĂ€u.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 21.12.2010
Autor: Ruth Schafft
Foto: frankfoto.de
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