Es gibt sie doch noch, die kleinen Wunder. Ars Musica hat am vierten Advent ein Weihnachtskonzert gegeben. So ist es Tradition. Genauso wie es Tradition ist, dass die MĂ€nner wieder fĂŒr ein Hilfsprojekt Spenden sammeln.
Suhl – Ein Konzert mit dem MĂ€nnerchor Ars Musica zu erleben, ist immer eine Freude. FĂŒr die SĂ€nger. Und fĂŒr das Publikum. Am Sonntag ist diese Freude noch etwas gröĂer als sonst, auch wenn das Publikum kleiner sein musste. Und sie ist ein bisschen besonders. Das zeigt auch der Applaus zu Beginn des selten gewordenen Kulturerlebnisses. Der gilt Maik Gruchenberg, dem kĂŒnstlerischen Leiter des Chores, und den SĂ€ngern.

Den gab es auch dafĂŒr, dass sie dieses Konzert ĂŒberhaupt ermöglicht haben mit allem, was sein musste. Zertifikate kontrollieren, Kontaktdaten einsammeln, PlĂ€tze so zuweisen, dass das Publikum mit genĂŒgend Abstand sitzen kann, das Tragen der Maske anmahnen … Ohne all das hĂ€tte dieses Konzert, das lange auf Messers Schneide stand, nicht stattfinden können. Die Zuhörer â statt der sonst ĂŒblichen 1000 Menschen, durften diesmal nur etwa 360 dabei sein â arrangieren sich damit. Die SĂ€nger, die alles Kinder der Stadt Suhl und lĂ€ngst zu gestandenen MĂ€nnern gereift sind, auch.
Philipp Christ spielt an der Orgel Bachs âMeine Seele erhebt den Herrnâ und der Chor stimmt ein geistliches Lied aus Armenien an. âAmen Hayr Surbâ zitiert einen Gebetsruf der armenischen Liturgie. Die Stimmen der SĂ€nger vereinen sich zu einem Erlebnis. Ein Erlebnis, das das ganze Konzert lang anhĂ€lt und festliche Stimmung verbreitet. Dies sowohl mit internationalen Advents- und Weihnachtsliedern wie beispielsweise âAls die Welt verlorenâ (Polen), âJoy to the World (England) oder âGo tell it on the Mountainâ (USA) als auch mit weihnachtlichen Werken aus Deutschland. Zu denen leitet Philipp Christ an der Orgel mit wunderbaren Choralvariationen zu âWie schön leuchtet der Morgensternâ (Bert Matter) ĂŒber. Die MĂ€nner, die einst im Suhler Knabenchor groĂ geworden sind, singen âMaria durch den Dornwald gingâ auf so wunderbare Weise, dass es eine GĂ€nsehaut gibt, die nicht der KĂŒhle in dem groĂen Gotteshaus zuzuschreiben ist. Maik Gruchenberg zieht den imaginĂ€ren Hut vor dem Chor. Und sein Daumen geht fĂŒr kleine Momente als Zeichen der Anerkennung auch hoch, als der Chor âStill o Himmelâ, âEs ist fĂŒr uns eine Zeit angekommenâ oder âTausend Sterne sind ein Domâ interpretiert â mit Klasse, Herzblut und viel GefĂŒhl.
Selbstredend lĂ€sst das Publikum die SĂ€nger nicht ohne Zugaben von der BĂŒhne treten. FĂŒr die letzte Zutat, fĂŒr die kaum etwas besser passt als der Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums â âStille Nacht, heilige Nachtâ â bittet der Chordirektor, auf Beifall zu verzichten.
So wird das Publikum mit Freude im Herzen und festlich gestimmt, nach drauĂen entlassen. Nach drauĂen, in diese Welt, die gerade jetzt viele kleine und gerne auch groĂe Wunder gebrauchen könnte. Und der die Zuhörer wĂ€hrend des Konzertes und fĂŒr die Zeit des Nachklangs fĂŒr eine kleine Weile entrĂŒcken konnten. WĂ€re drauĂen vor der KirchentĂŒr noch leise Schnee vom Himmel gerieselt wie es die SĂ€nger mit ihrem letzten Programm-Lied herbeisingen, hĂ€tte der Abend ein weiteres kleines Wunder erfahren.
FĂŒr ein Wunder anderer Art werden die MĂ€nner demnĂ€chst mithilfe der Konzertbesucher, die sich spendenfreudig zeigen, sorgen. Nach etlichen Projekten, die sie in Armenien bereits angeschoben umgesetzt haben, wollen sie nun die Sanierung einer Schule in Krashen finanzieren helfen. Krashen liegt in dem Gebiet, in dem 1988 das Epizentrum des verheerenden Erdbebens lag. Dieses UnglĂŒck war damals, als die MĂ€nner noch im Knabenchor gesungen hatten, Auslöser fĂŒr eine aufsehenerregende Spendenaktion. Seitdem haben die Suhler SĂ€nger nicht nur den Gesang und ihre Freundschaft, sondern auch Armenien in ihrem Herzen.