Mehr als 1000 Besucher erfreuten sich am Sonntagnachmittag in der Kreuzkirche am traditionellen Chorkonzert zum Advent von Ars Musica. Einen Teil des Erlöses erhÀlt diesmal der Suhler Knabenchor.
Suhl â Nun kann Weihnachten kommen. Denn immer, wenn zum vierten Advent der ThĂŒringer MĂ€nnerchor Ars Musica in der Kreuzkirche auftritt, sind es nur noch wenige Stunden zum Fest. Und es ist auch stets das letzte Konzert im bunten Reigen der ĂŒberaus zahlreichen vorweihnachtlichen in Suhl.
An diesem Wochenende konnte man gleich zwei wunderbare musikalische Glanzlichter erleben â Trombone Unit Hannover am Samstag in der propper vollen Hauptkirche, und einen Tag spĂ€ter Ars Musica. Ăber tausend Besucher fĂŒllten hier das Kirchenschiff bis unters Dach. Von derart viel Resonanz hat auch der Suhler Knabenchor etwas, aus dem Ars Musica hervorging, denn ein Teil der Einnahmen kommt diesmal ihm zugute.
Das Konzert ist eigentlich seit zwanzig Jahren ein SelbstlĂ€ufer. FĂŒr viele Suhler ein âMussâ, wie anderenorts das Erlebnis des Bachschen Weihnachtsoratoriums. Die Zuhörer wissen um die stimmliche QualitĂ€t von Ars Musica, an der immer wieder intensiv gearbeitet wird, selbst wenn es ein FreizeitvergnĂŒgen bleibt. Obgleich eines mit einem hohen Anspruch aller Beteiligten. Das macht alle Konzerte bis auf den heutigen Tag so hörenswert.
Vor der bereits weihnachtlich geschmĂŒckten Kulisse des Kirchenraumes war der Nachmittag so recht dazu angetan, sich des nahenden Festes noch einmal bewusst zu werden und vielleicht ein bisschen innezuhalten. Superintendent Martin Herzfeld begrĂŒĂte die groĂe Besucherschar und erinnerte in Bezug auf die eingangserklungene Orgelmusik â Bachs âMeine Seele erhebt den Herrnâ, den Lobgesang der Maria â, dass die Liebe das StĂ€rkste in der Welt ist, die alles ĂŒberwinden kann. Etwas, das im Grunde an die Herzen der Menschen appelliert, sich dessen immer wieder bewusst zu werden. Was auch den Umgang miteinander meint. Egal welche Religion, welche Hautfarbe. Gerade in Deutschland vor Weihnachten aktueller denn je.
Wie jedes Jahr hat Chorleiter Hubert Voigt ein Programm zusammengestellt, das dem musikalischen Weihnachts-Mainstream einen kleineren Platz einrĂ€umt. Ars Musica prĂ€sentiert erneut eine musikalisch anspruchsvolle Reise durch die Zeit und durch die Welt. Mit manchem, was frĂŒher hier schon erklang und ins Repertoire des Chores gehört, und einigen neuen Titeln. Voigt macht sich immer wieder die MĂŒhe, weniger Bekanntes aufzuspĂŒren. Den ersten Teil prĂ€gen eher stille, getragene Weisen, wie beispielsweise Anton Schoendlingers (1919-1983) âWinterklageâ oder Ludwig Winands (1940-2008) âAdventssternâ.

Deutschlandpremiere
Damit kann man geschickt einen Bogen schlagen zu historischem Liedgut. âO komm, o komm Emanuelâ, ein altes Adventslied, oder âWunderschön, prĂ€chtigâ, eine Weise aus dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz, um 1773. Das schlichte âMaria durch einâ Dornwald gingâ ist schon eher vertraut, auch die Volksweise âEs ist fĂŒr uns eine Zeit angekommenâ, zu dem es verschiedene Textvarianten gibt. Voigt entschied sich fĂŒr jene mit einem christlichen Bezug. Bevor es in eine kleine Pause geht, schlieĂt HĂ€ndels berĂŒhmter Gesang âTochter Zionâ diesen ersten Teil ab.
Danach und nach einem heiteren Orgelwerk des Franzosen Louis-Claude Daquin (1694-1772), gespielt von Kantor Philipp Christ, folgte der obligatorische Kanon zum Mitsingen. Bestehend aus nur zwei Worten: Halleluja und Amen. Erstaunlich, wie gut das jedes Jahr funktioniert, halb Suhl nĂ€mlich ziert sich nicht und singt aus voller Kehle. Und was herauskommt, lĂ€sst sich auch noch hören, bis zum letzten Ton. WofĂŒr sich alle gegenseitig beklatschen. Es folgt nun die HĂ€lfte der bekannten Weisen, âSĂŒĂer die Glocken nie klingenâ, das russische âBajuschkijâ, âHark The Herald Angels singâ oder das Spiritual âGo tell on the mountainâ, wofĂŒr Torsten Kullick als Solist fĂŒr seinen hohen, glockenklaren Gesang einen Sonderapplaus erhĂ€lt.
Eine Deutschlandpremiere erleben die Suhler gleich noch mit, das âAve Mariaâ des portugiesischen Komponisten Manuel Rebelo. Ars Musica hatte es beim Lissabon-Aufenthalt Anfang Dezember gemeinsam mit dem Chor von Rebelo, den âEmotion Voicesâ, aus der Taufe gehoben. Kein Ende ohne âStille Nacht, heilige Nachtâ. Der berĂŒhmte âAndachtsjodlerâ setzt dann als Zugabe fĂŒr den begeisterten Applaus den letzten Ton. Und wĂ€hrend die Massen beseelt aus der Kirche in den erleuchteten Steinweg strömen, beginnen gar die Glocken zu lĂ€uten …
Erschienen im Freien Wort 22.12.2014
Autor: Lilian Klement
Foto: frankfoto.de