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Gruchenberg tritt für Ars Musica in die Fußstapfen des Hubert Voigt

Wie der Zufall so spielt. Als der Männerchor Ars Musica im Advent 2016 sein Abschiedskonzert gab, war Maik Gruchenberg im Publikum. Einfach so als Zuhörer. Jetzt ist er Leiter des Chores, der auf die Bühnen zurückkehren wird.

Von Heike Hüchtemann
Suhl – „Tempo aufnehmen und noch mal.“ Maik Gruchenberg steht am Klavier, scheint jeden einzelnen Sänger im Blick und jede Stimme im Ohr zu haben. Hier der Hinweis, einen Akzent zu setzen, dort die Aufforderung, etwas sportiver rüber zu kommen und die Ermahnung, dass die anderen Stimmen den Bässen nicht ins Wort fallen sollen. All das ist an die Adresse derer gerichtet, die sich vor 24 Jahren im Männerchor Ars Musica zusammengetan haben. Fast genauso lange konnten sich die Suhler darauf verlassen, dass sie von den Sängern, die allesamt dem Suhler Knabenchor entwachsen sind, auf das Weihnachtsfest eingestimmt werden.

Bestens gefüllte Kirchen waren an der Tagesordnung, wenn sich Ars Musica zum Konzert angesagt hat. Was Wunder, brillieren die Männer doch mit stimmlichen Qualitäten, die es nicht von der Stange gibt. Sie sind ausgebildet worden vor allem von dem Mann, der 1972 den Suhler Knabenchor aus der Taufe hob – von Hubert Voigt. Bis 2016 hatte er die Männer, von denen er viele schon seit dem Knabenalter kennt, unter seinen Fittichen. Dann schwanden ihm die Kräfte. Hubert Voigt verabschiedete sich von dem Chor, mit dem ihm so vieles verbindet.

Frage nach der Zukunft
Die etwa 40 Sänger standen seitdem vor der Frage, wie es weitergehen solle. Proben gab es freilich noch, zu denen die Sänger aus allen Himmelsrichtungen nach Suhl kommen. Aber ohne Leiter blieb die Frage nach der Zukunft. Die ist jetzt beantwortet. Maik Gruchenberg hat die Leitung übernommen. Der gebürtige Erfurter, der in der Suhler Hainbergsiedlunggroß geworden ist, hat quasi parallel zum Knabenchor seine Karriere als Sänger und Musiker gestartet. Als 15-Jähriger hat er in der Suhler Kantorei angefangen und nach dem Klavier-auch Orgelunterricht bei Elisabeth Schubert bekommen. Dass seine berufliche Karriere von der Musik geprägt sein würde, war aber erst absehbar, nachdem seine Ausbildung als Lokführer der Wende zum Opfer fiel.
„Ich habe dann ganz intensiven Orgelunterricht genommen, 1992 mit dem Kirchenmusikstudium in Halle begonnen und ein Aufbaustudium für Lied- und Oratoriengesang drangehängt“, gibt der 45-Jährige einen kleinen Einblick in seine Vita. Zu der gehört auch, dass er seit 1999 als Bariton Mitglied im Opernchor Halle ist, dass er solistisch auftritt, Orgelkonzerte gibt und die Hallesche Kantorei leitet.
Damit und als Familienvater dreier Kinder hat er eigentlich gut zu tun. Aber als die Anfrage von Ars Musica kam, konnte er nicht widerstehen. „Schon bei der ersten Probe habe ich gespürt, dass dieser Chor etwas besonderes ist, das ich weiter entwickeln kann. Und ich hatte irgendwiedas Gefühl, als würden wir uns ewig kennen“, sagt Gruchenberg, dem es eine Freude und Ehre ist, in die großen Fußstapfen des Hubert Voigt treten
zu dürfen. Er sagt’s und schaut aus dem Fenster der Musikschule, in der gerade die Probe läuft, und lächelt.
Tatsächlich, genau in dieser Schule (da war sie noch die Rimbach-Schule) hat er einst gelernt. Da schließt sich ein Kreis. Die Männer und ihr neuer Chef verstehen sich, das ist zu hören. „Das ist eine echt coole Sache, dass wir Maik jetzt haben. Ihn als Leiter zu engagieren haben wir beschlossen und damit auch zu akzeptieren, dass manches eben anders ist und sein wird“, sagt Thorsten Weiß. Cool ist auch, dass die Sänger im Chor auch während der Zeit ohne Leiter beieinander geblieben sind. Mehr noch, sie haben Nachwuchs bekommen – junge Männer, die im Knabenchor groß geworden sind.

Die etwa 40 Sänger standen seitdem vor der Frage, wie es weitergehen solle. Proben gab es freilich noch, zu denen die Sänger aus allen Himmelsrichtungen nach Suhl kommen. Aber ohne Leiter blieb die Frage nach der Zukunft. Die ist jetzt beantwortet. Maik Gruchenberg hat die Leitung übernommen. Der gebürtige Erfurter, der in der Suhler Hainbergsiedlung groß geworden ist, hat quasi parallel zum Knabenchor seine Karriere als Sänger und Musiker gestartet. Als 15-Jähriger hat er in der Suhler Kantorei angefangen und nach dem Klavier-auch Orgelunterricht bei Elisabeth Schubert bekommen. Dass seine berufliche Karriere von der Musik geprägt sein würde, war aber erst absehbar, nachdem seine Ausbildung als Lokführer der Wende zum Opfer fiel.
„Ich habe dann ganz intensiven Orgelunterricht genommen, 1992 mit dem Kirchenmusikstudium in Halle begonnen und ein Aufbaustudium für Lied- und Oratoriengesang drangehängt“, gibt der 45-Jährige einen kleinen Einblick in seine Vita. Zu der gehört auch, dass er seit 1999 als Bariton Mitglied im Opernchor Halle ist, dass er solistisch auftritt, Orgelkonzerte gibt und die Hallesche Kantorei leitet.
Damit und als Familienvater dreier Kinder hat er eigentlich gut zu tun. Aber als die Anfrage von Ars Musica kam, konnte er nicht widerstehen. „Schon bei der ersten Probe habe ich gespürt, dass dieser Chor etwas besonderes ist, das ich weiter entwickeln kann. Und ich hatte irgendwiedas Gefühl, als würden wir uns ewig kennen“, sagt Gruchenberg, dem es eine Freude und Ehre ist, in die großen Fußstapfen des Hubert Voigt treten
zu dürfen. Er sagt’s und schaut aus dem Fenster der Musikschule, in der gerade die Probe läuft, und lächelt.
Tatsächlich, genau in dieser Schule (da war sie noch die Rimbach-Schule) hat er einst gelernt. Da schließt sich ein Kreis. Die Männer und ihr neuer Chef verstehen sich, das ist zu hören. „Dasist eine echt coole Sache, dass wir Maik jetzt haben. Ihn als Leiter zu engagieren haben wir beschlossen und damit auch zu akzeptieren, dass manches eben anders ist und sein wird“, sagt Thorsten Weiß. Cool ist auch, dass die Sänger im Chor auch während der Zeit ohne Leiter beieinander geblieben sind. Mehr noch, sie haben Nachwuchs bekommen – junge Männer, die im Knabenchor groß geworden sind.

Nachwuchs für den Chor
Da wäre Patrick, der mit seinem Vater Olaf Zänglein im Chor singt. Oder Philipp Seltmann, Gregor Heinrich sowie Hendrik Weiske. Sie alle studieren in Leipzig beziehungsweise Weimar und freuen sich auf die Chorproben in der Heimat. Und auch auf die Auftritte mit Ars Musica. Den ersten unter Leitung von Maik Gruchenberg wird es übrigens am 17.Juni in der Hauptkirche geben. Auch am 4. Advent können sich die Suhler und ihre Gäste auf ein Konzert mit Ars Musica freuen. Dann ist alles wieder so, wie man das seit etwa 20 Jahren gewohnt ist in Suhl. Vielleicht aber auch ein bisschen anders.

Abschiedskonzert voller Wohlklang und Dankbarkeit

Mit einem großartigen Weihnachtskonzert haben die Sänger von Ars Musica ein stimmliches Glanzlicht in den weihnachtlichen Konzert-Reigen gesetzt. Und: Sie haben sich verabschiedet von der Suhler Bühne.

Von Heike Hüchtemann
Suhl – Eine schöne Tradition, dass die Sänger in der Stadt, in der sie groß geworden sind, am vierten Advent ein Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche geben. Seit mehr als 20 Jahren können sich die Suhler und ihre Gäste auf die Männer verlassen und deren Einstimmung auf das Fest. So auch in diesem Jahr. Mit Advents und Weihnachtsliedern unter anderem aus Spanien, Franken, Portugal und Polen, mit einem russischen Wiegenlied oder auch dem Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ bewies Chorleiter Hubert Voigt einmal mehr sein Gespür für eine stimmige Dramaturgie. So ging es auf eine wunderbar gestimmte Reise durch die Welt und durch die Zeit. Auch in den Genuss des „Ave Maria“ von Manuel Rabelo (Portugal), das vor zwei Jahren seine Deutschlandpremiere in Suhl erlebte, kam das Publikum zu diesem wunderbaren Konzert. Das wirkte dank der Sopranistin Ines Becher („Erlöse und vom Übel“ von Peter Cornelius) und der aus Ungarn stammenden Organistin Andrea Malzahn so fabelhaft arrangiert, dass sich viele Konzertbesucher einig darin waren, einen der bisher schönsten Ars Musica-Auftritte erlebt zu haben.
Auch wenn diese Konzerte längst Selbstläufer sind, die hohen stimmlichen Qualitäten sind es nicht. An ihnen wird immer wieder intensiv gearbeitet – einmal im Monat an einem Probenwochenende. Eingedenk der Tatsache, dass die wenigsten der 40 Sänger noch in Suhl leben und manche sogar aus Bern oder Lissabon anreisen, wird klar, wie groß die Liebe zum Gesang und zu der über etliche Jahrzehnte gewachsenen Gemeinschaft sein muss.

Synonym für Anspruch
Um so schmerzlicher für die Sänger wie für das Publikum: Hubert Voigt verkündete, dass dies das letzte Weihnachtskonzert von Ars Musica unter seiner Leitung sein werde. Hubert Voigt, der 1972 den Suhler Knabenchor aus der Taufe hob, aus dem 1994 der Männerchor Ars Musica entwuchs, ist 73 Jahre alt. Es sei für ihn, der die Kräfte schwinden spüre, an der Zeit, kürzer zu treten. „Ich verabschiede mich im nächsten Jahr von dem Chor und ich bin froh, dass wir solch ein ausgezeichnetes Konzert zum Abschied in Suhl geben konnten“, sagt Hubert Voigt. Für viele im Publikum kam diese Ansage überraschend. Joachim Schwennicke, einer der treuesten Ars Musica-Fans sagte, was viele dachten: Danke, dass Ars Musica über all die Jahre Suhl so schöne Konzerte erleben ließ.
Ars Musica – das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Wenn man so will, ist das ein Synonym für hohe Ansprüche und eine Gemeinschaft von Sängern, die schon seit Jahrzehnten gemeinsam ihrer Leidenschaft im Chor frönen. Viele von ihnen kennt Hubert Voigt seit sie sechs oder sieben Jahre alt sind und damit seit dem Tag, als er den Knabenchor an den Start schickte, auf dass er mit einer neuen Klangfarbe einen neuen Akzent in das Kultur-Gefüge der Stadt bringen möge.
Das war ihm nur bis Anfang der 1990er-Jahre vergönnt. Seine Stelle wurde mit der Auflösung der Philharmonie vakant. Das damalige Kultusministerium wollte eine Brücke über das Gymnasium bauen, an dem die Dirigentenstelle hätte angedockt werden können, doch über diese Brücke wollte die Stadt Suhl damals nicht gehen. Damit war es an Hubert Voigt, zu gehen. „Mit den mir zugestandenen 12-Wochen-Stunden für den Chor konnte ich nicht viel anfangen – ich wollte ja keinen Pionierchor leiten.“
Der Vater des Suhler Knabenchores ging in das Allgäu nach Wangen an die Musikschule als Gesangslehrer und Chordirigent. Er ging nicht gern, aber er brauchte für sich und seine Familie eine Perspektive. Ein bisschen hadert er noch immer mit der Situation, die ihn um die Weiterentwicklung des Knabenchores und somit um ein Stück seines Lebenswerkes brachte.
Als der Knabenchor seinen 20. Geburtstag feierte, fanden sich Sänger von 18 bis 27 Jahren zusammen, die ihre Stimmbildung genau hier bekommen hatten. Dieser Chor begeisterte die Zuhörer mit einer außergewöhnlich frischen Klangfarbe. „Daraus entstand die Idee, die erstaunlich gut erhaltene Qualität weiter zu pflegen“, sagt Thorsten Weiß, der Vorsitzende des Vereins Ars Musica. Über eine doch eher ungewöhnliche Probenpraxis und bislang über 100 Konzerte hat sich Ars Musica einen Ruf ersungen, der alles andere als selbstverständlich ist. Stimmen voller Glanz, der frei wirkende Fluss der Tempi, schier schwebende, glasklare Töne, lupenreine Intonation – diese Worte finden Kritiker der Konzerte von Ars Musica nur zu gern. Dazu gesellt sich die Folgerung, dass der Chor internationale Güte habe und ganz nah dran sei an der Qualität von Berufssängern.

Das Ende bleibt offen
Diese Stimmen sollen nun in Suhl nicht mehr zu hören sein? Das lässt sich nur schwerlich glauben. Es werde noch einige Proben geben und auch noch eine Konzertreise nach Siebenbürgen, sagt Thorsten Weiß. Was dann mit Ars Musica wird, sei heute schwer zu beantworten. „Wir wollen erst einmal mit der Konzertreise einen ordentlichen Abschluss schaffen. Was dann kommt, müssen wir entscheiden – unter der Prämisse, dass Hubert Voigt, der uns so lange ausgebildet, begleitet und zusammengehalten hat , nicht mehr unser Leiter sein wird.“ Möglich, dass es als eine Art Projektchor weitergeht. „Möglich ist aber auch, dass wir sagen: Okay, es war eine gute Zeit. Und die ist jetzt vorbei. Auf keinen Fall aber wollen wir aber ein langsames Sterben des Chores, wenn möglicherweise Schlüsselstimmen wegbrechen. Wir haben immer höchste Ansprüche an das Niveau des Chores gehabt und davon werden wir nicht abweichen“, so Thorsten Weiß.
Mit dem Wissen, dass Ars Musica vielleicht nie mehr in Suhl zu hören sein wird, hallt das Weihnachtskonzert in einer ganz besonderen Stimmung aus Wohlklang und Dankbarkeit nach.

Herbei, o ihr Musikliebhaber und lauschet dem lieblichen Klang

Einen musikalischen Höhepunkt im bunten Weihnachtskonzert-Reigen setzten die Sänger von Ars Musica am Sonntag in der Kreuzkirche. Die glasklaren Stimmen rissen Hunderte Zuhörer hin.

Suhl – Wenn sich die Konzerte kurz vor dem Weihnachtsfest häufen, ist es schwierig, genau das zu finden, dass den Zuhörer zur Ruhe kommen lässt und besinnlich stimmt. Die Herren von Ars Musica trafen am Sonntagnachmittag bei ihrem Auftritt in der Kreuzkirche genau den richtigen Ton. Mit einer Mischung aus anspruchsvollen christlichen Stücken, Adventsliedern aus
Deutschland und der Welt, Volksweisen und bekannten Weihnachtsliedern gewannen sie das Interesse der Zuhörer, die zahlreich erschienen waren, alle Kirchenbänke sowie die drei Emporen bis
auf den letzten Platz füllten.
„Freut euch“, forderte Superintendent Martin Herzfeld in seinen Begrüßungsworten auf. Denn „Freut euch“ schrieb auch der Apostel Paulus für den vierten Adventssonntag,an dem es gelte, Altes neu zu entdecken. Die Adventszeit sei nicht nur mit Stress verbunden, es sei eine Zeit, „zur Freude zu kommen“ –und genau das wünschte der Superintendent den Zuhörern. Kantor Philipp Christ eröffnete an der Eilert-Köhler-Orgel das Adventskonzert. Es erklang Johann Sebastian Bachs „Pièce d’Orgue“.
Mit „Heilig ist der Herr Zebaoth“, eifrigen Kirchgängern als Lied zum Abendmahl geläufig, stimmten dann die ehemaligen Knabenchorsänger von Ars Musica das erste Stück an. Weitere getragene Melodien wie „Öffnet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt oder Ludwig Winands „Adventsstern“ schlossen sich an. Das Publikum lauschte hingerissen und vermied den das Konzert auseinanderreißenden Applaus zwischen den einzelnen Stücken – obwohl die Sänger nach jedem Lied eben solchen verdient hätten.

Akribische Probenarbeit

Einmal im Monat kommen die etwa 40 Sänger von Ars Musica zu einer Probe im Heinrichser Gemeindehaus zusammen. Leiter Hubert Voigt arbeitet dann ein Wochenende lang akribisch an den Feinheiten der anspruchsvollen Männerchorliteratur, lässt wiederholen und gibt als studierter Dirigent Hinweise. Vom wohlklingenden Ergebnis konnten sich die Zuhörer am Sonntag überzeugen. Jede Textzeile, jede Silbe hallte in glasklarer Qualität durch das Kirchenschiff. Wogener
Applaus brandete auf, als die letzten Zeilen von Colin Mawbys „Jubilate“ verklungen waren.

2015_suhl_konzert_weihnachten
Foto: frankfoto.de

Hunderte sangen im Kanon

Im zweiten Teil waren nach dem Orgelstück „Chaconne B-Dur“ von Johann Bernhard Bach die Stimmen des Publikums gefragt. In den Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ stimmten Hunderte ein. Außerdem hatten Ars Musica weitere bekannte Weihnachtslieder vorbereitet, die sie geschickt arrangiert darbrachten. „Süßer die Glocken nie klingen“, „Kommet ihr Hirten“ und natürlich „Adeste fideles“ – in den heimischen Stuben eher als „Herbei, o ihr Gläubigen“ gesungen – ließen manchen, wenn nicht mitsingen so doch zumindest rhythmisch mitwippen.

Erschienen im Freien Wort 22.12.2015
Autor: ot

Ars Musica in Würzburgs Marienkapelle

Ars Musica in Würzburgs Marienkapelle Reisewetter war am Sonntag nicht, dennoch machte sich eine Gruppe von Suhlern mit der Urania auf die Fahrt nach Würzburg. Dort gab der Männerchor Ars Musica aus Verbundenheit mit der Partnerstadt am Main ein Adventskonzert.

Von Lilian Klement
Suhl/Würzburg – Der Thüringer Männerchor Ars Musica, gegründet 1994, ging aus dem Suhler Knabenchor hervor. Und dieser hatte im Wendeherbst 1989 und in den darauffolgenden Monaten eine besondere Beziehung zur Partnerstadt Würzburg aufgebaut.

Bereits unmittelbar nach der Maueröffnung gaben die Jungs, damals noch über hundert an der Zahl, unter Leitung von Hubert Voigt am 16.Dezember 1989 ihr erstes Konzert, dem weitere folgten. Die Neugier der Würzburger vor 26 Jahren war groß, die Emotionen auf beiden Seiten nicht minder, und die Marienkapelle in der Vorweihnachtszeit, an jenem 16. Dezember, total überfüllt. Den Jungs, heute erwachsen, blieben unvergessliche
Erlebnisse an diese Zeit.Später gaben die gleichen Sänger, nun schon im Thüringer Männerchor Ars Musica, noch einmal ein Konzert in der Partnerstadt. Daran erinnerten sich die Chormitglieder, und anlässlich des 25. Jahrestages der Wiedervereinigung und der Verbindungen zwischen Suhl und Würzburg organisierten sie erneut einen Auftritt, genau am gleichen Ort, in der Marienkapelle.
Am Sonntag fand dieses Gastspiel statt. Den Chormitgliedern war dieses unheimlich wichtig. Sie hatten sich bestens vorbereitet, präsentierten ihr neues Adventskonzert, und sie reisten eigens dafür aus ganz Deutschland an, denn in Suhl sind sie längst nicht mehr zu Hause. Einige von ihnen nahmen sogar die Fahrt von Portugal oder der Schweiz auf sich, einfach, um dabei zu sein. Und sie suchten zuvor den Kontakt zur Suhler Urania, die eine organisierte Reise mit der Bahn für die interessierten Suhler auf die Beine stellte. Brunhilde Schumacher war überrascht, immerhin fuhren 45 Leute mit. Die Freundschaftsgesellschaft Suhl-Würzburg war ebenfalls mit einbezogen worden. Auch die Stadtverwaltung schickte eine Abordnung, Bürgermeister Klaus Lamprecht und Stadtsprecher Holger Uske.
Von Würzburger Seite kam Oberbürgermeister Christian Schuchardt in die Marienkapelle. Er lobte in einer kurzen Ansprache die Partnerschaft beider Städte, sie trage intensiv dazu bei, die Menschen einander näher zu bringen. Ähnliche Sätze von Klaus Lamprecht. Dann die besinnliche, zu Herzen gehende Musik.

Historische Tonaufnahme
Dass unmittelbar vor dem Konzert in der Marienkapelle Einiges organisatorisch nicht so gelaufen war, wie es sich Ars Musica vorgestellt hatte, hat den Chor ernüchtert. So war beispielsweise die Kapelle eiseskalt, der Organist Martin Gál, der den Auftritt mit gestaltete, musste erst einmal jemanden suchen, der das Licht anknipste, und Plakate für das Konzert hatten die Sänger auch nicht gesehen, obwohl die Ars Musica doch hatte drucken lassen. Immerhin war die Kapelle bei diesem Gratis-Konzert voll. Gemeinsam sang man sogar „O Tannenbaum“, jene bekannte Weise, zu der Ernst Anschütz aus Goldlauter im 19. Jahrhundert den Text geschrieben hatte.

Einhellige Meinung der Zuhörer: Ein schönes Erlebnis zum ersten Advent. Würzburgs Oberbürgermeister bedankte sich bei den Sängern mit einem Bocksbeutel und einer historischen Aufnahme, die der Bayerische Rundfunk vor 25 Jahren bei einem der ersten Konzerte des damaligen Knabenchores mitgeschnitten hatte. Angesichts dieses Tondokumentes kam nicht nur Freude auf, da verspürte auch so mancher der damals beteiligten Sänger noch einmal jene Emotionalität, wie sie sie lange in ihrem Herzen getragen hatten.
Die mitgereisten Suhler, nutzten vor dem Konzert das Angebot von Bernd Höland vom Freundeskreis – er hatte die Gäste vom Bahnhof abgeholt – mit der Straßenbahn einen ausgedehnten Bummel durch die unterfränkische Stadt zu unternehmen, fast neunzig Minuten dauerte diese interessante Rundreise. Und schließlich, am Markt, wo die Marienkapelle steht, steht auch der stattliche Weihnachtsbaum, den die Würzburger diesmal aus Suhl erhielten.

Bereits 1988, noch in tiefster DDR, soll ein solcher Baum von Suhl nach Würzburg gereist sein. Der damalige Oberbürgermeiste Kunze hatte das organisiert …

Halleluja, die Suhler singen mit Ars Musica im Kanon

Mehr als 1000 Besucher erfreuten sich am Sonntagnachmittag in der Kreuzkirche am traditionellen Chorkonzert zum Advent von Ars Musica. Einen Teil des Erlöses erhält diesmal der Suhler Knabenchor.

Suhl – Nun kann Weihnachten kommen. Denn immer, wenn zum vierten Advent der Thüringer Männerchor Ars Musica in der Kreuzkirche auftritt, sind es nur noch wenige Stunden zum Fest. Und es ist auch stets das letzte Konzert im bunten Reigen der überaus zahlreichen vorweihnachtlichen in Suhl.

An diesem Wochenende konnte man gleich zwei wunderbare musikalische Glanzlichter erleben – Trombone Unit Hannover am Samstag in der propper vollen Hauptkirche, und einen Tag später Ars Musica. Über tausend Besucher füllten hier das Kirchenschiff bis unters Dach. Von derart viel Resonanz hat auch der Suhler Knabenchor etwas, aus dem Ars Musica hervorging, denn ein Teil der Einnahmen kommt diesmal ihm zugute.

Das Konzert ist eigentlich seit zwanzig Jahren ein Selbstläufer. Für viele Suhler ein „Muss“, wie anderenorts das Erlebnis des Bachschen Weihnachtsoratoriums. Die Zuhörer wissen um die stimmliche Qualität von Ars Musica, an der immer wieder intensiv gearbeitet wird, selbst wenn es ein Freizeitvergnügen bleibt. Obgleich eines mit einem hohen Anspruch aller Beteiligten. Das macht alle Konzerte bis auf den heutigen Tag so hörenswert.

Vor der bereits weihnachtlich geschmückten Kulisse des Kirchenraumes war der Nachmittag so recht dazu angetan, sich des nahenden Festes noch einmal bewusst zu werden und vielleicht ein bisschen innezuhalten. Superintendent Martin Herzfeld begrüßte die große Besucherschar und erinnerte in Bezug auf die eingangserklungene Orgelmusik – Bachs „Meine Seele erhebt den Herrn“, den Lobgesang der Maria –, dass die Liebe das Stärkste in der Welt ist, die alles überwinden kann. Etwas, das im Grunde an die Herzen der Menschen appelliert, sich dessen immer wieder bewusst zu werden. Was auch den Umgang miteinander meint. Egal welche Religion, welche Hautfarbe. Gerade in Deutschland vor Weihnachten aktueller denn je.

Wie jedes Jahr hat Chorleiter Hubert Voigt ein Programm zusammengestellt, das dem musikalischen Weihnachts-Mainstream einen kleineren Platz einräumt. Ars Musica präsentiert erneut eine musikalisch anspruchsvolle Reise durch die Zeit und durch die Welt. Mit manchem, was früher hier schon erklang und ins Repertoire des Chores gehört, und einigen neuen Titeln. Voigt macht sich immer wieder die Mühe, weniger Bekanntes aufzuspüren. Den ersten Teil prägen eher stille, getragene Weisen, wie beispielsweise Anton Schoendlingers (1919-1983) „Winterklage“ oder Ludwig Winands (1940-2008) „Adventsstern“.

Wenn Ars Musica zum traditionellen Konzert am 4. Advent einlädt, bleibt kein Platz leer in der Suhler Kreuzkirche
Foto: frankfoto.de

Deutschlandpremiere

Damit kann man geschickt einen Bogen schlagen zu historischem Liedgut. „O komm, o komm Emanuel“, ein altes Adventslied, oder „Wunderschön, prächtig“, eine Weise aus dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz, um 1773. Das schlichte „Maria durch ein’ Dornwald ging“ ist schon eher vertraut, auch die Volksweise „Es ist für uns eine Zeit angekommen“, zu dem es verschiedene Textvarianten gibt. Voigt entschied sich für jene mit einem christlichen Bezug. Bevor es in eine kleine Pause geht, schließt Händels berühmter Gesang „Tochter Zion“ diesen ersten Teil ab.

Danach und nach einem heiteren Orgelwerk des Franzosen Louis-Claude Daquin (1694-1772), gespielt von Kantor Philipp Christ, folgte der obligatorische Kanon zum Mitsingen. Bestehend aus nur zwei Worten: Halleluja und Amen. Erstaunlich, wie gut das jedes Jahr funktioniert, halb Suhl nämlich ziert sich nicht und singt aus voller Kehle. Und was herauskommt, lässt sich auch noch hören, bis zum letzten Ton. Wofür sich alle gegenseitig beklatschen. Es folgt nun die Hälfte der bekannten Weisen, „Süßer die Glocken nie klingen“, das russische „Bajuschkij“, „Hark The Herald Angels sing“ oder das Spiritual „Go tell on the mountain“, wofür Torsten Kullick als Solist für seinen hohen, glockenklaren Gesang einen Sonderapplaus erhält.

Eine Deutschlandpremiere erleben die Suhler gleich noch mit, das „Ave Maria“ des portugiesischen Komponisten Manuel Rebelo. Ars Musica hatte es beim Lissabon-Aufenthalt Anfang Dezember gemeinsam mit dem Chor von Rebelo, den „Emotion Voices“, aus der Taufe gehoben. Kein Ende ohne „Stille Nacht, heilige Nacht“. Der berühmte „Andachtsjodler“ setzt dann als Zugabe für den begeisterten Applaus den letzten Ton. Und während die Massen beseelt aus der Kirche in den erleuchteten Steinweg strömen, beginnen gar die Glocken zu läuten …

Erschienen im Freien Wort 22.12.2014
Autor: Lilian Klement
Foto: frankfoto.de

Adventslieder schon mal in Lissabon gesungen

Der vierte Advent in Suhl ist immer mit einem feinen Konzert von Ars Musica in der Kreuzkirche verbunden. So auch diesmal. Das Programm erklang bereits in Lissabon.

Von Lilian Klement
Suhl – Für viele Suhler Musikfreunde gehört zum vierten Advent traditionell der Besuch des Weihnachtskonzertes vom Thüringer Männerchor Ars Musica. Das Programm in der Kreuzkirche setzt alljährlich einen emotionalen musikalischen Schlusspunkt kurz vor Heiligabend, entsprechend ist die Atmosphäre im Gotteshaus immer eine besondere.
Das wird auch am 21. Dezember nicht anders sein, wenn Hubert Voigt und seine Sänger einstimmen
aufs Fest. Die Programmzusammenstellung ist eine bewährte – weihnachtliche Weisen aus den verschiedensten Ländern und ein Auftakt an der Orgel mit Bach, gespielt von Kantor Philipp Christ. So wird manches Vertraute und gern Gehörte dabei sein, wie unter anderem „Bajuschkij“ – ein Wiegenlied aus Russland –-, „Süßer die Glocken nie klingen“ oder das festliche „Hark! The Herald Angels Sing“, ein Weihnachtslied aus England in einer Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, oder die schlichte Volksweise „Es ist für uns eine Zeit angekommen“.
Auch „Adeste Fideles“ trällern viele Menschen in Deutschland munter, zumindest die Melodie. Was manche indes nicht wissen, diese schöne Lied kommt aus Portugal. Und genau dort war am ersten Dezemberwochenende ein Großteil der Mitglieder von Ars Musica, in der Hauptstadt Lissabon und in der Umgebung und hat dabei auch schon einmal dieses Weihnachtsprogramm vorgestellt.

Bei Uraufführung dabei
Es war die Idee des Chorsängers Peter Rindfleisch. Der wohnt in der Nähe von Lissabon kommt dennoch regelmäßig einmal im Monat per Flieger nach Deutschland, um an den Proben in Suhl teilnehmen zu können. Er ermunterte seine Mitsänger dazu, doch auch einmal zu einer Probe nach Lissabon zu reisen. Ja, warum denn nicht? Dass der Männerchor diese Gelegenheit auch zu Auftritten nutzen würde, versteht sich bei dieser, dem Gesang gerschworenen Truppe fast von selbst. Also organisierte Peter Rindfleisch drei Konzerte um den zweiten Advent
herum. Eines davon fand in der evangelischen deutschen Kirchgemeinde von Lissabon statt, dort wirkte Ars Musica an einem Gottesdienst mit. Die Gemeinde hatte auch den Probenraum für die Sänger aus Deutschland zur Verfügung gestellt.
Zwei weitere Auftritte wurden gemeinsam mit dem portugiesischen Chor „Emotion Voices“ gestaltet, einer davon im weltbekannten Hieronymus-Kloster und ein anderes in der Kirche von Estoril. Die Zusammenarbeit mit „Emotion Voices“ habe großen Spaß gemacht, erzählt Alexander Vierling von Ars Musica. Es sei ein gemischter Chor, der erst seit einem Jahr bestehe, lauter junge Leute und ein sehr ambitionierter Dirigent und Sänger namens Manuel
Rebelo, der auch komponiere. So habe man beispielsweise gemeinsam mit „Emotion Voices“ eine Uraufführung
von Rebelo gesungen. Da alle Ars-Musica-Mitglieder erstmals in Portugal waren, nutzten sie natürlich die Gelegenheit, um sich ein wenig umzuschauen, die Sehenswürdigkeiten von Lissabon beispielsweise und in der Atlantik-Stadt Estoril. Und wenn sie dann am Sonntag „Adeste Fideles“ anstimmen, mag in dem einen oder anderen Chorsänger garantiert noch einmal das Portugal-Erlebnis anklingen.

2013, Kritiken

Familienfest mit Ars Musica

Der Nachmittag des 4. Advent gehört in Suhl traditionell Ars Musica. Der Chor lud in der Kreuzkirche zum Konzert, fast 1000 Musikfreunde kamen.

Suhl – Was Freunde des a-cappella-Gesanges mögen – Stimmkultur und Emotionen – dies und noch einiges mehr an Unverwechselbarkeit, all das bekamen die Suhler Musikfreunde beim gestrigen Konzert von Ars Musica geboten. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kreuzkirche erlebte das Publikum beim traditionellen Konzerttermin des Thüringer Männerchores, zudem sich vor 19 Jahren ehemalige Sänger des Suhler Knabenchores unter Leitung von Hubert Voigt zusammengefunden haben, bewegende anderhalb Stunden. Ein Konzert, das Herz und Gemüt erwärmte und so recht die weihnachtliche Stimmung einfing. Der Alltagsstrass blieb am vierten Adeventsnachmittag vor der Tür, als Kantor Philipp Christ auf der Eilert-Köhler-Orgel mit dem “Concerto del Signor Albinoni” auf das Konzert einstimmte.

Mit Orgel und Solisten
Und dann erklangen sie, die zumeist klassischen Lieder aus dem angestammten Chor-Repertoire: Dimitrij Bortnjanskijs “Heilig ist der Herr Zebaoth”, “Maria durch ein Dornwald ging”, das “Ave Maria” – zum einen von Jacob Arcadelt, zum anderen von Charles Gounod- “O Messias”, ein Titel aus dem Spanischen, Ludwig Winands bekannter “Adventsstern” und etliche andere. Altbekanntes, altbewährtes, aber immer wieder gern gehört.

Wer Hubert Voigt kennt, weiß um seine Qualitätsansprüche, die er an einen Chor stellt. Wobei hinzukommt, dass die die Sänger – mittlerweile bundesweit verstreut – nur einmal im Monat zur Probe in Suhl zusammenfinden können. Erst wenn auch die letzte Nuance sitzt, dann ist das Lied auch für den Chorleiter reif zur öffentlichen AUfführung. Doch immer wieder setzt Hubert Voigt in den Konzerten neue Akzente. Diesmal mit der Einbindung der Orgel oder mit den Soli von Ines Becher. Sie sing seit ihrer Schulzeit in der Jugendmusikschule “Württembergisches Allgäu” Wangen in den Chören von Hubert Voigt, erhält seit drei Jahren bei ihm Einzelunterricht. Mit Georg Friedrich Händels “Dignare o Domine” und Johann Sebastian Bachs “Agnus Dei”, auf der Orgel begleitet von Philipp Christ, wusste die junge mezzosopranistin das Publikum zu überzeugen. Ebenso mit glasklaren Vorträgen Thorsten Weiß, Thorsten Kullick und Dany Hofmann, die Solisten aus dem eigenen Stall.

20-jähriges im nächsten Jahr
Bevor das Konzert zum Finale anhob, war auch diesmal wieder beim gemeinsamen “Quodlibet” das sangesfreudige Publikum gefragt. Der fast 1000-stimminge Chor konnte durchaus auch den anspruchsvollen Chorleiter beeindrucken. Zum Schluss lauschten die Freunde des a-cappella-Gesanges solch gefühlvollen Liedern wie “Als die Welt verloren”, “Süßer die Glocken nie klingen”, “Still o Himmel” oder “Bajuschkij”. Ohne Zugaben “im Wald” und das wohl bekannteste Weihnachtslied “Stille Nacht” – ließen die Zuhörer Ars Musica nicht von der Bühne.
Zufriedene Gesichter beim Publikum – zufriedene Gesichter beim Chorleiter und Sängern. “Diese Konzerte sind fast ein Familienfest. Es kommen immer sehr viele Bekannte, das freut uns sehr”, sagt Alexander Vierling, der Pressesprecher des Vereins. Er ließ durchblicken, dass für das nächste Jahr einiges geplant sei. Immerhin begeht der Chor dann sein 20-jähriges Bestehen, und Chorleiter Hibert Voigt wird 70. Von einem Chorlager und einem Konzert in der Erfuter Severein-Kirche ist die Rede.
Auch dieses Adventskonzert stellte der Chor in den dienst einer sozialen Aufgabe. Von jeder Eintrittskarte geht ein Euro an das Projekt “Starke Mädchen – coole Jung”, initiert vom Suhler Jugendtreff “Auszeit”.

Erschienen im Freien Wort 23.12.2013
Autor: Lilian Klement

Berichte

Unterwegs im Lande Nippon mit der Roten Libelle

Zwölf Tage war der Thüringer Männerchor Ars Musica auf Gastspielreise in Japan. Das Ensemble gab Konzerte in Tokio, Osaka und der historischen Stadt Nara und erlebte japanische Lebensweise.

Suhl – “Japan ist anders”, Chormitglied Alexander Vierling steht dieser Tage noch, wie die anderen Mitglieder von Ars Musica ebenfalls, unter den Eindrücken dieser ungewöhnlichen Gastspielreise. Am Wochenanfang sind die Sänger und ihr Leiter Hubert Voigt wieder zurückgekehrt. Zwanzig Stunden unterwegs, von Osaka nach Frankfurt, via Dubai, das ist schon eine Weltreise.

Der Chor war zwar schon einmal in Fernost, in China, aber das Erlebnis Nippon, das ist nicht zu vergleichen, sagt Vierling, und sortiert selbst nach ein paar Tagen daheim das Erlebte. Insgesamt sieben Konzerte haben die Sänger gegeben, davon vier in Tokio, zwei in Osaka und eines in Nara, der allerersten Hauptstadt Japans, deren unzählige beeindruckende Tempelanlagen zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. Es war eine völlig andere Welt, in die der Männerchor mit Wurzeln im Suhler Knabenchor eintauchte.

Tokio, sagt Vierling, sei für die meisten von ihnen zunächst ein Schock gewesen, die Stadt mit über 13 Millionen Einwohnern gleiche einem Moloch, wohin man schaue grauer Beton, und kaum Grün. Und dass mehrmals am Tage die Erde leicht wackelte, auch daran mussten sie sich erst einmal gewöhnen. Die japanischen Menschen haben sie als ausgesprochen höflich und mit einer guten Umgangskultur erlebt. Und selbst wenn Atomkraftgegner – wie in Tokio erfahren – auf die Straße gehen, läuft alles sehr diszipliniert ab. Nur sprechen, so Vierling, mochte keiner der Demonstranten darüber, “sie schämen sich für ihre Regierung, dafür dass so etwas zugelassen wurde”, das habe er den wenigen Worten entnommen, die manche der Atomkraftgegner dann doch fallen ließen.

Konzert in Kawaskai gemeinsam mit dem Chor der örtlichen Highscool

Viel über die japanische Mentalität erfuhr Ars Musica während der Konzerte, alle sehr gut besucht. “Die Atmosphäre war sehr interessant, das Publikum reagiert nicht so euphorisch, ist dafür aber sehr sachkundig. Die Leute wissen einfach, was sie hören, haben sehr hohe Qualitätsansprüche, zeigen Herzlichkeit und sind sehr, sehr deutsch-affin”, schildert er seine Beobachtungen.

Bei zwei Konzerten in der Hauptstadt brachte der Chor das Requiem von Gabriel Fauré zu Gehör. Unterstützt wurde er dabei von japanischen Solisten, dem Frauenchor Tokio, den Joy Singers und bei einer Aufführung zudem durch ein japanisches Instrumentalensemble. Das Erstaunen war groß, als sich die transportable Orgel als ein Ladegast-Instrument aus Rudolstadt entpuppte, das schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel hatte.

Der gemeinsame Auftritt mit dem Mädchenchor einer Highschool in Kawasaki, einem Vorort von Tokio – der zählt immerhin 1,4 Millionen Einwohner – endete schließlich, wie die anderen A-cappella-Konzerte ebenfalls, mit dem gemeinsamen Gesang des populären japanischen Volksliedes “Akatombo”, übersetzt “Rote Libelle”. Den Japanern ist das so bedeutungsvoll wie den Deutschen das Heideröslein.

Und immer, egal ob in Tokio, Osaka oder Nara – nach den Auftritten gab es stets ein Zusammensein mit dem jeweiligen gastgebenden Chor, Essen, Trinken, Teezeremonie, nette Gespräche. Für manches Zusammensein schlüpften die Ars-Musica-Männer sogar in einen Kimono. In Nara, während des Auftrittes in der örtlichen Bibliothek gemeinsam mit einer japanischen Sängerin, wo sich wahnsinnig viele Zuhörer drängten, kamen die Thüringer Männer nicht umhin, als Zugabe und zur besonderen Freude des Publikums den Schlusschor aus Beethovens 9. Sinfonie zu singen.

Gesehen haben die Sänger auch Etliches in den jeweiligen Städten. Für den größten Fischmarkt der Welt in Tokio sind sie sogar mitten in der Nacht aufgestanden. Die perfekte organisatorische Unterstützung vor Ort leisteten die Deutsch-Japanischen Gesellschaften. Als Begleiter reiste zudem der Leiter der Saalfelder Vocalisten Gerhard Häußler mit. Sein Ensemble hatte die gleiche Reise schon einmal 2007 gemacht.

Erschienen im Freien Wort 26.04.2013
Autor: Lilian Klement
Foto: Yumiko Hiraki