Kategorie: Kritiken

Kritiken und Rezensionen zu Konzerten von Ars Musica

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2009, Kritiken

Gesang wÀrmte die Herzen

Weihnachtskonzert: Mehr als 800 Zuhörer lauschten in der Kreuzkirche Ars Musica

Suhl – Der hohen Kunst der Musik frönte der ThĂŒringer MĂ€nnerchor am Sonntagnachmittag bei seinem traditionellen Weihnachtskonzert im wahrsten Sinne des Wortes. In einer brechend vollen Kreuzkirche, in der selbst von der dritten Empore geneigte Augenpaare in den Altarbereich herabblickten, stiegen weihnachtliche GesĂ€nge in höchster Vollendung in den Himmel. Etwa 800 Zuhörer hatten sich an dem klirrend kalten Tag eingefunden, um den alterwĂŒrdigen Weisen zu lauschen. ZusĂ€tzliche StĂŒhle wurden in den Mittelgang gestellt.

OrgelklÀnge zur Einstimmung
Unter der Leitung von Hubert Voigt zeigten die gut 30 SĂ€nger von Ars Musica einmal mehr, dass sie zu Recht vor vier Jahren beim internationalen Chorwettbewerb in Wernigerode das Goldene Diplom fĂŒr „Anspruchsvollen MĂ€nnerchorgesang“ in der Semi-Profi-Kategorie erhalten hatten. Zum vierten Mal in diesem Jahr prĂ€sentierte der Chor, dessen Mitglieder aus der ganzen Bundesrepublik, der Schweiz und Portugal anreisen, sein Weihnachtsprogramm.
Am ersten Adventswochenende hatte er Konzerte in der Erfurter Martinikirche und in der Klosterkirche Rohr, am Vortag in der Kirche von Rieth/Rhön gegeben. Eröffnet und abgerundet wurden seine herrlichen Darbietungen mit vier StĂŒcken von KMD Elisabeth Schubert an der Orgel, die noch einmal kurz vor ihrem Eintritt in den (Un-)Ruhestand Ende des Monates einige Kostproben ihres herausragenden Könnens gab. Gleich zu Anfang griff sie zu Dietrich Buxtehudes „PrĂ€ludium, Fuge und Ciacona CDur“ feierlich in die Tasten. SpĂ€ter erfreute sie die Zuhörer mit zwei sparsam registrierten, liedhaft getragenen Choralbearbeitungen desselben Komponisten und einer „Pastorale“ von Domenico Zipoli – einem italienischen Hirtenlied, bei dem der Glöckchenklang der Tiere nicht fehlen durfte. Superintendent Martin Herzfeld begrĂŒĂŸte herzlich Akteure und GĂ€ste und dankte Reiner Recknagel, „dass es möglich ist, trotz der EiseskĂ€lte draußen in dieser Kirche lĂ€nger als fĂŒnf Minuten auszuhalten.“ Er freute sich ĂŒber das Zusammenkommen der Menschen „alle Jahre wieder“ und verwies auf den Aspekt des Mutmachens, der mit den Texten einhergehe. Der Chor fĂŒhrte sich mit zwei gegensĂ€tzlichen Weisen ein, der „Winterklage“ von Anton Schöndlinger und dem spanischen Weihnachtslied „O Messias“, welches die Ankunft des Königs beschwört. Auch im Folgenden arbeiteten die SĂ€nger die Unterschiede zwischen den einzelnen ChorsĂ€tzen eindrucksvoll heraus. Insbesondere beim dreiteiligen Marien-Block zeigten sie ihre Finesse, dem Marienlob jeweils eigenstĂ€ndige Profile zu verleihen. GĂ€nsehautverdĂ€chtig war ihre Intonation von „Maria durch ein“ Dornwald ging“, einem Volkslied aus dem Eichsfeld. „Ave Maria zart“ von Johann Georg Braun und „Wunderschön PrĂ€chtige“, eine spĂ€tbarocke Weise aus dem Kloster Einsiedeln, folgten in schmelzender Lieblichkeit. Ein krĂ€ftiger Ruf von Andreas Hammerschmidt „Öffnet die Tore weit“ belebte das Terrain des ersten (Advents-)Teils, dem ein prĂ€chtig kolorierter HĂ€ndel mit „Tochter Zion, freue dich“ aus dessen beliebtesten Oratorium „Judas Maccabaeus“ in nichts nachstand.

Was wĂ€re ein Weihnachtskonzert ohne die Möglichkeit, als Zuhörer selbst mitzusingen? Dieser Neigung trugen Kanons Rechnung. Der zweite (Weihnachts-)Teil eröffnete mit Friedrich Silchers „Alle Jahre wieder“, und schwang sich ĂŒber den makellosen Wohlklang verschiedener Weihnachtslieder, die Eichendorff- und Storm-Texte zur Grundlage hatten, ĂŒber StĂŒcke aus Schlesien und Polen zu einem exzellenten Finale auf: Beethovens „Hymne an die Nacht“.

Spende fĂŒr Förderzentrum
Ein Chormitglied verwies auf den wohltĂ€tigen Zweck, der mit dem hinreißenden Konzert Hand in Hand ging: Ein Euro pro Eintrittskarte geht an das Suhler Förderzentrum in der Aue, die Kollekte soll der Innenausstattung der Kreuzkirche zugute kommen. Mit einer eindrucksvoll verklingenden alpenlĂ€ndischen Weihnachtsweise wurde dem Wunsch nach einer Zugabe stattgegeben. Noch ein vereintes „Stille Nacht, heilige Nacht“, dann trat das erfĂŒllte Publikum hinaus in das wilde Schneegestöber.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 22.12.2009
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2009, Kritiken

Ehemalige Chorknaben sangen

Rieth – Adventskonzert: Ars Musica begeisterte ĂŒber 100 Zuhörer in der Riether Kirche

Dass der Winter am vierten Adventswochenende gleich so unbarmherzig zuschlug, das bedurfte einiger Gewöhnung. Dennoch fanden etwa 100 Leute den Weg zum Riether Kirchberg, um das Konzert des ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars Musica“ aus Suhl miterleben zu können. GlĂŒchwein sorgte zudem schon vor dem Konzert fĂŒr innerliche WĂ€rme, das von der BlĂ€sergruppe Rieth eröffnet und mit dem gemischten Chor aus Rieth fortgesetzt wurde. Die SĂ€nger von „Ars Musica“ waren in Rieth nicht ganz unbekannt, denn schon zweimal waren sie in den vergangenen 15 Jahren zu Gast, allerdings immer nur mit einem Teil des Chores. So war es ihr grĂ¶ĂŸter Wunsch, einmal in voller Besetzung in Rieth auftreten zu können.

Das ist nicht ganz einfach, da die einstigen Mitglieder des Knabenchores der Suhler Philharmonie mittlerweile in ganz Deutschland „verstreut“ sind. Am vergangenen Samstag nun gelang es ihnen, in kompletter Besetzung mit ihrem Leiter Hubert Voigt ein sehr anspruchsvolles Konzert dazubieten, das von den Zuhörern begeistert aufgenommen wurde. Mit Kompositionen von Georg Friedrich HĂ€ndel, Friedrich Silcher, Josef von Eichendorff oder Willi Trapp bewiesen sie ihre hohe gesangliche QualitĂ€t. Mit Liedern aus Spanien, Polen, Schlesien oder dem Volkslied aus dem Eichsfeld „Maria durch ein Dornwald ging“ setzten sie ihr Programm fort. Wieder einmal zahlte sich die von Voigt akribisch betriebene Einzelstimmbildung bei seinen einstigen ChorschĂŒlern bis heute aus. Als besonders eindrucksvoll und echtes Gesangserlebnis erwies sich die vorgetragene „Hymne an die Nacht“ von Beethoven. Trotz der niedrigen Termperaturen belohnen die SĂ€nger den großen Beifall mit einer Zugabe.

GegrĂŒndet wurde der MĂ€nnerchor 1994 von ehemaligen SĂ€ngern des Suhler Knabenchores. Seine Wurzeln reichen bis ins Jahr 1972, als Hubert Voigt den Knabenchor grĂŒndete. Einmal dem Gesang verschrieben, lag die Fortsetzung in einem MĂ€nnerchor nahe. Die Schwierigkeiten des Chores, der sich der Pflege anspruchsvoller Chorliteratur verschrieben hat, bestehe darin alle einmal fĂŒrProben zusammen zu bekommen. Einmal im Monat aber schaffen sie es in der Regel und geben im Laufe des Jahres sechs bis sieben Konzerte. Hinzu kommen in diesem Jahr vier Weihnachtskonzerte. Dazu gehörten am 4. Advent das Konzert in Rieth und ein weiteres in ihrer alten Heimat Suhl.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 21.12.2009
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2009, Kritiken

Aus zwei mach eins mit dem richtigen Ton

Frauenchor „Ars Vocalis“ aus Wangen probt mit Suhler MĂ€nnerchor „Ars Musica“ fĂŒr Konzert

Suhl/Wangen – Der Regen tropft die Burgmauern hinunter – plop, plop. Drinnen klopf Hubert Voigt den Takt – tock, tock. Der Nebel steigt um das alte GemĂ€uer auf, drinnen erfĂŒllen Stimmen hell den Raum. Auf der Johanniterburg in KĂŒhndorf hallt der Chorgesang von „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“ wieder.

Die Chöre arbeiten unter der Leitung von Hubert Voigt an einem gemeinsamen Projekt – ein Gedenkkonzert anlĂ€sslich des 200. Geburtstages von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auch ein eigenes JubilĂ€um haben sie zu feiern. Vor zehn Jahren begann die Zusammenarbeit zwischen Suhl und Wangen im AllgĂ€u. 1999 gaben die Chöre erste gemeinsame Konzerte in Hildburghausen und Breitungen. 2004 und 2007 folgten weitere Auftritte in den Heimatregionen.

Probe 03.2009 mit Ars VocalisZwei Chöre aus einer Hand

„Die QualitĂ€t der Chöre ist gleich, weil sie aus einer Hand geschaffen wurden“, sagt Michael Ehricht und meint damit die Arbeit von Hubert Voigt. Er baute in Suhl den Knabenchor auf. Aus ihm ist mittlerweile der MĂ€nnerchor geworden. Als Voigt 1993 nach Wangen im AllgĂ€u ging, setzte er seine Chorarbeit fort. Er leitete einen MĂ€dchenchor, der zum Jugendkammerchor und schließlich zum Frauenchor wuchs. Er fĂŒhrte „seine“ Chöre zusammen. „Mit MĂ€nner- und Frauenstimmen und verschiedenen Chorstrukturen ist die Abwechslung grĂ¶ĂŸer und das ist auch fĂŒr den Zuhörer angenehmer. Auch das Angebot an Chorliteratur ist fĂŒr gemischte Chöre grĂ¶ĂŸer und man kann die Klangkultur ausschöpfen“, sagt Voigt zu der gemeinsamen Arbeit von „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“. Die Mitglieder beider Gesangsgruppen sind lĂ€ngst den Kinderschuhen entwachsen und ĂŒber ganz Deutschland verstreut, studieren und arbeiten. Doch fĂŒr die Proben im eigenen oder gemischten Chor kommen sie immer wieder zusammen.

„Im Chor zu singen, ist schön, weil es so homogen klingt. Mit den MĂ€nnern zusammen wird der Klang kompletter und die hellen Stimmen von uns werden ausgeglichen“, sagt Ines Becher.

Das Holz knistert im Kamin. Taschen liegen auf dem Boden, daneben die Ordner mit den NotenblĂ€ttern. „Alt, Sopran“, gibt Voigt das Zeichen zum Einsatz fĂŒr die Frauen, lĂ€sst eine Hand durch die Luft fliegen und schlĂ€gt mit der anderen die Töne am Klavier an. Gesungenes „Ma, ma, ma“ tönt durch den Raum. „Die gemeinsamen Proben sind eine große Bereicherung, man kann sechs-, sieben- oder achtstimmig singen, das ist ein ganz anderes Feeling“, sagt Anja StĂ€dele. Gemeinsam singen macht Spaß und ist eine Abwechslung.

Leise singen die Frauen. „Stopp, stopp“, unterbricht Voigt, „meine Schuld, ich habe mich so berauscht an dem wunderbaren Klang“, sagt er, als er sich verspielt, und lacht. Doch schon gleich darauf kehrt der ernste Gesichtsausdruck zurĂŒck und er klopft den Takt.

„Jetzt lassen wir die Herren auch mal ein StĂŒck singen“, sagt Voigt und gibt fĂŒr den anderen Teil des gemischten Chors auf Zeit den Einsatz. Die klaren, hellen Stimmen der Frauen tönen aus den vorderen Reihen, die dunklen, tiefen Stimmen der MĂ€nner sind aus den hinteren Reihen zu hören. „Wenn wir auf der BĂŒhne sind, die MĂ€nner hinter uns stehen und mit den tiefen Stimmen einsetzen, kriege ich immer eine GĂ€nsehaut. Das ist so ein Surround Sound“, sagt Anna-Sophia HĂ€nsler. Sie war schon bei der ersten Begegnung der beiden Chöre 1999 dabei.

Immer wieder stellen sie sich der Herauforderung, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Das GemeinschaftsgefĂŒhl schweißt die Chormitglieder und auch die beiden Chöre zusammen. Neben der ganztĂ€gigen Probe, gibt es an den Abenden die Möglichkeit, die Freizeit miteinander zu verbringen. „Es macht Spaß, weil ein GemeinschaftsgefĂŒhl herrscht. Es ist wie in einem Sportverein, nur das Anspruchsvoll-KĂŒnstlerische hebt uns eben von einem normalen Sportverein ab“, sagt Marco Wagner.

„Der wandernde Musikant“ sollen sie nach den Einzelstimmproben singen. „Die Zusammenarbeit ist bereichernd. Ich finde es schade, dass solche Projekte nicht öfter stattfinden. Mittlerweile kennt man sich besser und man hat sich eingespielt“, sagt Christoph Zabel. Auch bei dem Lied „Der erste FrĂŒhlingstag“ fliegen die HĂ€nde von Voigt durch die Luft und er lĂ€chelt, wenn seine Chöre gemeinsam singen.

GefĂŒhl fĂŒr die eigene Stimme

A-cappella-Gesang hat Voigt schon wĂ€hrend seiner Studienzeit in Weimar begeistert. Damals hatte er die Idee, Kindern und Jugendlichen das GefĂŒhl fĂŒr die eigene Stimme zu geben und an eine anspruchsvolle A-cappella-Gruppe heranzufĂŒhren. Dass ihm das mit dem Suhler Knabenchor, den er ins Leben rief, und spĂ€ter mit „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“ im „Doppelpack“ gelungen ist und diese beiden auch miteinander harmonieren, davon können sich Konzertbesucher am 27. und 28. Juni ĂŒberzeugen. Dann treten die Chöre gemeinsam auf und geben das Mendelssohn-Gedenkkonzert in Suhl und Schleusingen. Wenn die hellen und tiefen Stimmen gemeinsam erklingen, sollen dann nicht nur die SĂ€ngerinnen und SĂ€nger eine GĂ€nsehaut bekommen.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 07.03.2009
Autor: Linda Hellmann
Foto: frankfoto.de
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Zugabe gab’s auf Chinesisch

„Ars Musica“ mit beeindruckender Leistung in der Heinrichser Kirche

Mit einem wunderschönen Chorkonzert aus geistlichen und weltlichen Liedern meldet sich der ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars Musica“ aus der Sommerpause zurĂŒck. Und die MĂ€nner konnten sich auf ihre große Fangemeinde verlassen. Etwa 120 Zuhörer kamen bei schönstem Sommerwetter am Samstag in die Heinrichser Kirche. Gleich nebenan im Gemeindehaus treffen sich die SĂ€nger zu ihren Proben, zu denen sie einmal im Monat aus allen Ecken Deutschlands anreisen. Sie alle – zurzeit zĂ€hlt „Ars Musica“ ĂŒber 40 Mitglieder – waren einst Mitglieder des Suhler Knabenchores.

Als dieser 1992 sein 20-jÀhriges JubilÀum feierte und ihm zu Ehren ein Chor aus Absolventen mit grandiosem Erfolg auftrat, stand spontan die Idee im Raum, diese Gemeinschaft zusammenzuhalten und die gut erhaltene Auftritts-QualitÀt weiter zu pflegen. Und zwar in ihrer Heimatstadt Suhl, was schwer genug ist auf Grund der rÀumlichen Entfernungen. Aber wenn Hubert Voigt, der Leiter des Ensembles, mit Blick auf die 35 SÀnger, die in die Heinrichser Kirche kamen, meint, das sei der harte Kern, dann spricht das BÀnde.

Gepflegte Sangesfreude

DarĂŒber beispielsweise wie er den Knaben in kontinuierlicher Arbeit Stimmbildungs- und Einzelgesangsunterricht gab, wie er sie fĂŒr die Musik gewinnen, begeistern und ĂŒber lange Strecken mit seiner vertrauensvollen und vĂ€terlichen Art motivieren konnte.

Dass die Knaben, die heute MĂ€nner im Alter von 20 bis 42 Jahren sind, den Spaß und die Freude am Gesang pflegen, dafĂŒr lieferte das Heinrichser Konzert einen weiteren Beweis. Bei aller Ernsthaftigkeit, die beispielsweise „Lobt den Herrn der Welt“ von Henry Purcell (1659 – 1695) oder „Hymne an Gott“ von Johann Michael Haydn (1737 – 1806) verlangen – „Ars Musica“ lĂ€sst die Sangesfreude durch eine schöne Stunde voller KlangfĂŒlle immer wieder durchblitzen. Die QualitĂ€t der mehrsĂ€tzigen MĂ€nnerstimmen beeindruckte bei diesem Benefizkonzert einmal mehr, ebenso wie die feine Gestaltung insbesondere der sakralen GesĂ€nge. Dieses sauber und auf den Punkt gehauchte „Amen“ am Ende der „Motette“ von Hans Georg NĂ€geli (1773 – 1836) war einer der Momente, die fĂŒr GĂ€nsehaut, fĂŒr stille Andacht und Bewunderung sorgte.

Das machte es schwer, die ChorsĂ€tze bis zur Pause durchfließen zu lassen und sich den Beifall bis dahin aufzusparen. Den gab es reichlich, denn mit Volksweisen wie „Das Heimattal“ oder „Das Leben bringt groß Freud“ setzten die SĂ€nger mit ihrem Leiter Hubert Voigt wunderbar akzentuierte KlĂ€nge in das Gotteshaus, die nach Zugaben geradezu verlangten. Und mit denen ĂŒberraschten und verzĂŒckten die MĂ€nner ihr Publikum ein weiteres Mal. Das chinesische Liebeslied „Jasmin“ sangen sie tatsĂ€chlich auf Chinesisch. Und als SahnehĂ€ubchen auf den wohl angerichteten Ohrenschmaus gab es ein chilenisches Heimatlied. Beide StĂŒcke sind Mitbringsel von den Konzert-Tourneen von „Ars Musica“ durch die Welt.

Die Spenden, die das Publikum fĂŒr diese großartige Leistung gab, kommen ĂŒbrigens der Heinrichser Kirche zugute. Wie Pfarrer Ulrich PrĂŒfer sagt, sollen die restlichen unteren BĂ€nke bis zur Adventszeit mit einer Heizung versehen werden. Apropos Advent. Am 21. Dezember, 15 Uhr, gibt der MĂ€nnerchor „Ars Musica“ sein Adventskonzert in der Suhler Kreuzkirche.

Erschienen im Freien Wort 01.09.2008

2007, Kritiken

Welch’ ein Feierklang

Suhl – Besser hĂ€tten die Suhler gar nicht auf den heutigen Heiligen Abend eingestimmt werden können, als mit diesem gelungenen Konzert des ThĂŒringer MĂ€nnerchores Ars Musica gestern, am vierten Advent, in der Kreuzkirche. Die war wieder – wie in den Jahren zuvor – bis auf den letzten Platz gefĂŒllt. Sogar StĂŒhle mussten in das Kirchenschiff hineingetragen werden, weil unten die SitzbĂ€nke all die vielen Besucher – trotz Aufforderung zum engeren Beieinandersitzen – nicht mehr aufnehmen konnten. Ein GedrĂ€nge, wie am Heiligabend. Der MĂ€nnerchor weiß eine große Sympathiegemeinde in Suhl hinter sich. Dieses Konzert, dass schon seit vielen Jahren stets am vierten Advent erfreut, gehört zu Suhl wie der Waffenschmied auf dem Markt.

Und außerdem – wer hĂ€tte das gedacht? Als nach neunzig Minuten besten Chorgesangs die Zuhörer beglĂŒckt und in aufgekratzter Stimmung die Kirche verließen, da hatte der liebe Herrgott zur großen Überraschung feinsten glitzernden Schnee ĂŒber Suhl ausgeschĂŒttet, so dass zumindest nun in der Nacht auf Heiligabend das ersehnte Weihnachtsweiß die Landschaft ĂŒberpuderte. Bilderbuchwetter am Vorabend des Festes, grad so, als ob die MĂ€nner von Ars Musica das herbei gesungen hĂ€tten.

Erstmals restaurierte Orgel dabei

Die Kreuzkirche ist fĂŒrs Weihnachtskonzert ihr Stammplatz. Doch in diesem Jahr kam ein besonderer Umstand hinzu. Erstmals erklang dabei in voller Schönheit die restaurierte Eilert-Köhler-Orgel. FĂŒr deren Wiederherstellung hatte sich auch Ars Musica in allen frĂŒheren Auftritten eingesetzt und Teile der Konzerterlöse immer wieder gespendet. Nun gab sie erstmals den feierlichen Rahmen fĂŒr das Weihnachtsprogramm, das damit perfekt wurde, mit Glöckchenspiel und anderen reizvollen KlĂ€ngen zum Auftakt und einem weiteren Werk mittendrin. Nur schade, dass den Zuhörern nicht mitgeteilt wurde, welche StĂŒcke KMD Elisabeth Schubert eigens dafĂŒr ausgewĂ€hlt hatte.

Chorleiter Hubert Voigt hat ein gutes GespĂŒr fĂŒr die Dramaturgie eines Konzertes, wenngleich die SpielrĂ€ume bei weihnachtlichen Weisen natĂŒrlich nicht unbegrenzt sind. Da gesellt sich Traditionelles zu weniger Bekanntem, doch auch einige neue, fĂŒr die Suhler unbekannte Werke kamen diesmal hinzu. So beispielsweise von Andreas Hammerschmidt (1612-1675) „Öffnet die Tore weit“. Eröffnet wurde das Programm mit einem Werk des 20. Jahrhunderts, Anton Schönlingers (1919-1983) „Winterklage“, ein getragenes Werk, das zu Herzen geht und Besinnung aufkommen lĂ€sst. Dann folgten Lieder, die einfach zu Weihnachten gehören, ob die Volksweise „Maria durch ein’ Dornwald ging“, HĂ€ndels „Tochter Zion“, „Alle Jahre wieder“, „Adeste fideles“ oder „Kommet ihr Hirten“. Dazwischen Gounods kunstvolles „Ave Maria“ oder das schlichte „Ein Kind ist uns geboren“, ein typisch alpenlĂ€ndisches Weihnachtslied. Lieder, wie sie zum Repertoire guter Chöre einfach gehören.

Was dieses Konzert von Ars Musica erneut so besonders machte, war die gesangliche QualitĂ€t der mehrsĂ€tzigen MĂ€nnerstimmen, die wiederum mit einem feinen, relativ hellen, warmen Ton beeindruckten. Hervorzuheben ist auch, wie Hubert Voigt die meisten Lieder anlegt. Die sind eher still und verinnerlicht in ihrer Gestaltung, auf die Reize der Tonschöpfungen bedacht und gehen gerade durch die Schlichtheit ihrer Interpretation sehr zu Herzen, indem sie alles RĂŒhrselige wohltuend beiseite lassen.

NatĂŒrlich singt das Publikum wieder mit, die beiden altbekannten Kanons „Hosianna“ und „Mache dich auf und werde Licht“ kennt man hier gut. Besser als mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ hĂ€tte der Nachmittag nicht ausklingen können.

Am Ausgang spendeten die Suhler wieder fĂŒr ihre Eilert-Köhler-Orgel. Und Ars Musica spendet die Einnahmen dieses Konzertes erneut, wie bereits 2006, fĂŒr eine Armenschule in Santiago de Chile, die von der evangelisch-lutherischen Versöhnungsgemeinde ermöglicht wird. Das Geld, das die SĂ€nger Ostern nĂ€chsten Jahres selbst ĂŒbergeben wollen, dient diesmal dem Kauf von SchulbĂŒchern. Mitmenschlichkeit ist Ars Musica Herzenssache.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 24.12.2010
Autor: Lilian Klement

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2007, Kritiken

500 Besucher erleben Hubert Voigts Sternstunde

WANGEN – Eine Sternstunde des Chorgesangs haben am Samstagabend in der St. Martinskirche 500 Besucher erlebt. Der Kammerchor der Jugendmusikschule und der ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars Musica“ boten anspruchsvolle Notenliteratur und stimmliche QualitĂ€t auf höchstem Niveau.


So schön und beglĂŒckend kann Chormusik sein! Eineinhalb Stunden lang KlangfĂŒlle zum Niederknien, saubere Intonation und stilistische Sicherheit zum SchwĂ€rmen, schmiegsame Dynamik und feine Gestaltung gerade bei den sakralen GesĂ€ngen zum den Atem anhalten! Herz, was begehrst du mehr? Aber der Mensch ist nun einmal unersĂ€ttlich. Und so wirkte die AnkĂŒndigung, dass es auf jeden Fall ein Wiederhören geben wird, wenngleich Chorleiter Hubert Voigt nun in den Ruhestand gehen wird, wie ein Pflaster auf den Abschiedsschmerz.

14 Jahre lang war Voigt als Gesangslehrer und Chordirigent an der Jugendmusikschule tĂ€tig. AnknĂŒpfend an seine jahrzehntelange Berufserfahrung als Leiter des Knabenchores der Suhler Philharmonie baute er in dieser Zeit einen Nachwuchschor, einen Knaben- und einen MĂ€dchenchor auf. Aus Letzterem entstand 1998 der Kammerchor, dessen gesangliche FĂ€higkeiten 2005 beim internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb in Wernigerode mit dem „Silbernen Diplom“ ausgezeichnet wurden.

Dass dies keine auf ein einziges Ziel hingefĂŒhrte Leistung war, sondern sich wie ein kostbares Band von Auftritt zu Auftritt zog und zieht, dass bewiesen Voigt und die jungen Damen auch in Wangen. Ihr „Kyrie eleison“ von Sylke Zymbel wurde ebenso fein wie andĂ€chtig, die englische Hymne „Herr, bleib bei uns“ kam klar und ohne Makel, die Lieder von Robert Schumann und Johannes Brahms bestachen durch Liebreiz.

Im ersten Teil hatte „Ars Musica“ mit ebenso innig wie feierlich gesungenem Lobpreis Gottes aufhorchen lassen. Besonders kam diese Kunst der sakralen Liedinterpretation beim „Kyrie“ von Konstantin TĂŒrnpu zum Tragen. Oder bei Rolf Lukowskys „Ave Maria“, das so hingebungsvoll vorgetragen wurde, dass man eine Stecknadel hĂ€tte fallen hören können. Wie Hans Georg NĂ€gelis „Motette“ mit einem so hingehauchten „Amen“ endete, dass sicherlich so mancher eine GĂ€nsehaut bekommen haben dĂŒrfte.

Nachdem Ingeborg Kempter, langjĂ€hrige SchĂŒlerin von Hubert Voigt und nun an der Hochschule ausgebildete SĂ€ngern, bei einem wunderschönen Magnificat (John Rutter) von Georg Enderwitz an der Orgel begleitetet worden war, vereinten sich die Chöre zu einem Ganzen. Zart schmelzend kam „Die Nachtigall“ von Mendelssohn Bartholdy, das Herz berĂŒhrend das „Fahr‘ wohl“ von Brahms.

Freude fĂŒr Musik vermitteln

Die drei großen Chorwerke von Rachmaninow, Archangelski und Tschaikowski, die das Marienlob und die Verherrlichung Gottes zum Inhalt hatten, bildeten den strahlenden Abschluss des Konzertes. Es gab „Standing Ovations“ und die Zusicherung auf eine Zugabe: „Ave Maria“ von Anton Bruckner. UnĂŒbertroffen! „Sie sind die Perle im Kranz der JMS, die hoffentlich noch lange ihren Glanz behĂ€lt!“ Noch ganz unter dem Einfluss des „himmlischen Vortrages“ dankte Verbandsvorsitzender Josef Köberle Hubert Voigt wie allen SĂ€ngern fĂŒr ihr „Geschenk“. Und Mitwirkende Veronika Teufel bescheinigte dem Chorleiter: „Sie haben uns die Freude und das GefĂŒhl fĂŒr die Musik vermittelt und uns durch die Konzertreisen und die Treffen mit Ars Musica unvergessliche Erinnerungen ermöglicht!“

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen in der SchwĂ€bischen Zeitung 26.06.2007[/message_box]

2007, Kritiken

Ein Orgelfest mit Nachklang

Nach Tagen des Feierns kehrt nun der Alltag ein: Mit einem Abschlussgottesdienst ging gestern in der Kreuz- kirche die Festwoche aus Anlass der Wiedereinweihung der Eilert-Köhler-Orgel zu Ende.

SUHL – Dort, wo vor Wochenfrist die Feierlichkeiten fĂŒr die restaurierte Königin der Instrumente begannen, fanden sich viele Suhler noch einmal zusammen, um die bewegende und in der Suhler Kirchengeschichte unvergessliche Woche mit einem ganz besonderen Gottesdienst ausklingen zu lassen. Und es schien, als könnten die Suhler von ihrer alten, neuen Orgel einfach nicht genug kriegen, denn einmal mehr strömten viele Besuchern und GĂ€sten in das Kirchenschiff.

Vor allem die musikalische Umrahmung machte das Besondere dieses Gottesdienstes aus. Mit dem ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars musica“ erfuhr KMD Elisabeth Schubert an der Orgel stimmgewaltige UnterstĂŒtzung. FĂŒr die SĂ€nger um Hubert Voigt war die Mitgestaltung eine Herzensangelegenheit, gehörten sie in den zurĂŒckliegenden Jahren doch zu den engagiertesten UnterstĂŒtzern der Orgelsanierung. Bei ihren Weihnachtskonzerten kamen aus Eintrittsgeldern und Spenden beachtliche Summen zusammen, die einen gewichtigen Teil der Gesamtfinanzierung ausmachten. Deshalb sei man sehr froh, dass der Chor nun auch einen Anteil bei der Ausgestaltung der Festwoche habe, sagte Superintendent Martin Herzfeld.

Zur Festpredigt ließ er gestern gern Elfriede Bergrich den Vortritt. Die Pröpstin der evangelischen Propstei Erfurt-Nordhausen, von der die Orgelsanierung ebenfalls große UnterstĂŒtzung erfuhr, hatte bereits am Freitag das Wandelkonzert von Elisabeth Schubert besucht und zeigte sich tief beeindruckt von der immensen KlangfĂŒlle des Instruments. „Diese Harmonie und dieser Reichtum ist ein Abbild der FĂŒlle und Vielfalt Gottes“, sagte sie in ihrer Predigt. Mit großer Freude und Dankbarkeit sei sie nach Suhl gekommen. Nicht nur der Stadt und der Kirchgemeinde, sondern auch der Propstei habe die Wiedereinweihung der Orgel großen Aufwind gegeben. „Suhl ist mit Orgeln nun ĂŒberaus ĂŒppig ausgestattet. Die Welt zwischen den beiden Kirchen mit ihren musikalischen Kleinoden muss diese nun verbinden. Mögen sie gespielt und gehört werden zum Lob Gottes, zur Auferbauuung der Gemeinde und zur Freude und StĂ€rkung fĂŒr ein fröhlich Herz der Kommenden“, sagte sie. In der zurĂŒckliegenden Woche habe sie Suhl kaum wieder erkannt. „Man hat gemerkt, welche Kraft die Musik hat.“ Gerade weil die Kirchenmusik so positiv ausstrahle, sei es wichtig, ihr genĂŒgend Raum zu geben. Dies mĂŒsse sich in der Personalpolitik der Kirchenprovinz widerspiegeln. „Da sollte man die Pfarrstellen den Kantor- und Organistenstellen nicht vorziehen.“

Nach der großen Aufgabe der Sanierung und der unvergesslichen Festwoche mit namhaften Organisten werde man sich nun der Aufgabe stellen, die Orgel im Alltag rege zu nutzen, blickte Martin Herzfeld voraus. „Die Sommerorgelkonzerte werden ihren Beitrag dazu leisten. Außerdem denken wir ĂŒber sporadische, kurze Orgelandachten in der Mittagszeit nach.“

Was bleibt nach dieser Festwoche? „Ich hoffe, die fröhliche AtmosphĂ€re in den Gottesdiensten. Und die erlebte Erkenntnis vieler Besucher, dass Kirche etwas Bereicherndes im Leben sein kann“, so der Superintendent, der nach eigenen Worten begeistert ĂŒber die große Anteilnahme der vielen, vielen Konzertbesucher ist. Die Eilert-Köhler-Orgel habe in vollem Umfang gehalten, was Experten vor und wĂ€hrend ihrer Sanierung versprachen. Dies mit eigenen Ohren gehört zu haben, sei ein sehr schönes, erbauendes GefĂŒhl, so Herzfeld. Ein GefĂŒhl, dass er mit vielen Suhlern und Orgelfreunden der ganzen Region nach einer unvergesslichen Festwoche teilt.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 11.06.2007

Autor: Georg Vater

Foto: frankfoto.de

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2007, Kritiken

Die wunderbaren FlĂŒgel des Gesangs

ARS MUSICA UND ALLGÄUER KAMMERCHOR – So schön kann ein Abschiedskonzert sein: GlĂ€nzende Augen und Dankesworte an Hubert Voigt

Es gibt Konzerte, da muss man erst von deren Ende schreiben, bevor man zum Anfang kommt. Weil dies etwas mit ihrem besonderen Charakter und dem Ort zu tun hat. So wie jenes am Sonntag in der Hauptkirche. Noch dazu, wenn Abschied im Spiele ist.
SUHL – Weil nĂ€mlich einer seinen Abschied gibt, der nicht mehr in dieser Stadt wohnt, aber dennoch nicht von ihr lassen kann. Weil Menschen dieser Stadt ihn feiern, ihm Danke sagen und ihn an ihr Herz drĂŒcken. So, als sei er doch nie weg gewesen.

Das ist schon eine eigentĂŒmliche Situation.
Als erster bedankt sich Superintendent Martin Herzfeld fĂŒr Hubert Voigts und Ars Musicas Treue zu Suhl. Herzfeld, der 2002 hierher kam, weiß wenig um die Vorgeschichte, aber um die wunderbaren Konzerte alljĂ€hrlich in der Kreuzkirche, und er weiß um die UnterstĂŒtzung von Voigt und seinen SĂ€ngern fĂŒr die Eilert-Köhler-Orgel. Auch dank der Konzerte dieses Chores, verbunden mit Spenden von BĂŒrgern, kamen betrĂ€chtliche Summen fĂŒr die Restaurierung zusammen. An jenem Sonntag noch einmal rund 500 Euro, die beim Orgelbauförderverein willkommen sein dĂŒrften. Herzfeld bekommt glĂ€nzende Augen, wenn er von seiner Freude ĂŒber dieses Konzert spricht, das er nicht vergessen wird.

Bach und Wein Auch Kulturamtsleiter Matthias Rolfs hat glĂ€nzende Augen. Er ĂŒberreicht Hubert Voigt einen guten Tropfen Wein aus jenem Gebiet, das der MusikpĂ€dagoge seit vierzehn Jahren genauso gut kennt wie die Suhler Umgebung, und Noten eines Komponisten, der ThĂŒringen ebenfalls gut kannte: Johann Sebastian Bach. Beifall vom Publikum. Doch dann spricht Rolfs den Zuhörern so eigentlich aus dem Herzen. Er lobt Voigt als einen KĂŒnstler, der mit Leidenschaft an seinem Beruf hĂ€nge und dem die hiesigen BĂŒrger viel verdankten. „Herr Voigt, Sie haben sich die Treue, den Respekt und die Liebe der Suhler erworben – das schafft hier nicht jeder.“

Tosender Applaus dafĂŒr, als sollte damit jedes Wort nochmals extra unterstrichen werden. Die Suhler, die an jenem Nachmittag auf den KirchenbĂ€nken sitzen, wissen, warum sie kamen. Weil sie sich Hubert Voigt verbunden fĂŒhlen, weil sie seine Arbeit schĂ€tzen und weil sie in Erwartung eines besonderen Erlebnisses sind. Das sie auch bekommen. Am Ende große Freude auf allen Gesichtern – beim Publikum, das begeistert stehend applaudiert, und bei den Akteuren, die so viel Herzlichkeit und Sympathie vielleicht nicht unbedingt erwartet hatten. Und mittendrin ein sichtlich ergriffener Hubert Voigt. So schön kann ein Abschied in Suhl sein.

Da möchte man doch gar nicht daran rĂŒhren, dass es vor vierzehn Jahren allen Ernstes Stimmen in der Stadt gab, die Konzerte von Ars Musica zu boykottieren … „Die Zeit ist ein sonderbar Ding“, das wusste schon Straussens Marschallin im „Rosenkavalier“.

Die Zeit, sie ist auch fĂŒr Voigts aktives Berufsleben abgelaufen. Der Ruhestand in Sicht. Bei ihm dĂŒrfte es eher ein Unruhe-Zustand werden. Denn wer solche großartigen Chöre geformt hat, wie diese beiden, der dĂŒrfte nicht sogleich loslassen wollen. Und weil Ars Musica und dieser vorzĂŒgliche MĂ€dchenkammerchor der Jugendmusikschule „WĂŒrttembergisches AllgĂ€u“ in Wangen diese zweite Lebensleistung Voigts – nach dem Suhler Knabenchor – so wunderbar widerspiegeln, war es naheliegend, sie in einem gemeinsamen Konzert zu vereinen. Hört her – so können Chöre klingen, wenn man Kraft, Können und Leidenschaft investiert. Und wenn man junge Menschen auf einen anstrengenden, aber lohnenden kĂŒnstlerischen Weg mitzunehmen versteht.


Ein Konzert zweier Amateurchöre dieses Niveaus dĂŒrfte so bald in Suhl nicht wiederholbar sein. Ars Musica war auf den Punkt prĂ€sent, wie es wohl nur Auftritte unter besonderen UmstĂ€nden ermöglichen. Opulente, relativ helle TonfĂŒlle, flexible Dynamik, saubere Intonation und stilistisch sicher in den geistlichen GesĂ€ngen zwischen Altem Musiker Purcell und Neutöner Lukowsky. TĂŒrnpus verhaltendes „Kyrie“ – ein Musterbeispiel an stimmlicher Beweglichkeit und feiner Gestaltung.

Exzellent die hell strahlenden MĂ€dchen- und Frauenstimmen. Schumanns „Wassermann“ so betörend, beinahe naiv und dennoch abgrĂŒndig zu singen, das funktioniert nur, wenn die Stimme solistisch trainiert ist und beherrscht wird. Auch Brahms „Vier Lieder aus dem Jungbrunnen“ sind Herausforderungen, die eines soliden Fundamentes bedĂŒrfen. Im letzten Teil des Programms setzt Voigt dann ganz auf die Klang-Besonderheit eines gemischten Chores. Und aufs effektvolle Repertoire, wozu zweifellos GesĂ€nge der russischen Liturgie gehören. Die hat sich Ars Musica schon vor Jahren in beeindruckender Wiedergabe erobert. Mit den kontrastierenden weiblichen Stimmen bekommen Tschaikowskis und Archangelskis Liturgien zudem einen ganz eigentĂŒmlichen Reiz. Und wenn sie nicht so inniglich und schlicht gesungen worden wĂ€re – man hĂ€tte diese Zugabe von Bruckners „Ave Maria“ fast ein wenig als koketten allerletzten Schlusspunkt einer wunderbaren Begegnung auf den FlĂŒgeln des Gesangs empfinden können. Aber eben nur fast.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 23.05.2007
Autor: Lilian Klement
Foto: frankfoto.de
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2007, Kritiken

Ein großes StĂ€ndchen zum Abschied

ARS MUSICA UND ALLGÄUER KAMMERCHOR

Ein Suhler ist er schon lange nicht mehr. Doch es zieht ihn immer wieder in die Stadt zurĂŒck, der er vor vierzehn Jahren nur ungern den RĂŒcken kehrte und ihr trotzdem etwas hinterließ: den Knabenchor. Der wĂ€re ohne Hubert Voigt undenkbar.

SUHL – Auch wenn der Chor heute ein anderer ist als damals, 1992, auf seinem Höhepunkt.

Zwanzig mĂŒhsame Jahre hatte Voigt dorthin gebraucht. Es brauchte keine zwanzig Jahre, ihn wieder in die kĂŒnstlerische Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen. FĂŒr die Stadt ist er sicher weiter eine reizvolle Facette im GefĂŒge der verschiedenen Chöre, aber nicht mehr jene Perle, die sie einstmals war.

Ein Teil dieses Knabenchores, der 1972 entstand, lebt heute in Ars Musica weiter, bis auf zwei sind alle MĂ€nner durch Voigts Schule gegangen. Ars Musica ist eine verschworene, ĂŒber Jahrzehnte verbundene Gemeinschaft, ein erstklassiger, preisgekrönter MĂ€nnerchor mit Suhler Wurzeln. Ob der entstanden wĂ€re, wĂ€re Voigt nicht vergrault worden? Aber wie so vieles im Leben hat jedes Ding zwei Seiten. In diesem Falle Ars Musica.

Und weil das so ist, gibt es fĂŒr den 64-jĂ€hrigen Hubert Voigt gute GrĂŒnde, seinen beruflichen Ausstand im Sommer nicht nur in der neuen Heimat Wangen mit einem feinen Konzert zu geben, sondern auch in Suhl. Jene Stadt, die er von 1969 bis 1993 als ChorpĂ€dagoge maßgeblich prĂ€gte. Der er eine gewisse Treue hielt, und sei es nur mit den monatlichen Proben von Ars Musica im Heinrichser Gemeindehaus und ein bis zwei Konzerten jĂ€hrlich. Das jĂŒngste fand unmittelbar vor Heiligabend in der Kreuzkirche statt und war wie so viele Jahre zuvor ein SelbstlĂ€ufer beim Publikum.

Der Auftritt an diesem Sonntag in der Hauptkirche ist fĂŒr Voigt nicht nur deshalb ein ungewöhnlicher, weil er sich in den „Altersruhestand“ zurĂŒck zieht, wie er sagt, sondern auch, „weil es in den Sternen steht, ob ein Programm dieser Gestalt ĂŒberhaupt noch einmal denkbar wĂ€re“.

Was Hubert Voigt spricht, klingt ein wenig verrĂ€tselt, klĂ€rt sich aber, wenn man auf die Mitwirkenden und auf den Inhalt schaut. Neben Ars Musica kommt der Kammerchor der Jugendmusikschule „WĂŒrttembergisches AllgĂ€u“ in Wangen nach Suhl. Eines jener leistungsstarken Ensembles, die Voigt dort zielstrebig aufgebaut hat. Die MĂ€dchen sind bekannt fĂŒr ihr exzellentes Singen, beim internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb 2005 in Wernigerode erhielten sie ein Silbernes Diplom. Beide Chöre bringen einen eigen Programmteil zu Gehör und gestalten zudem einen gemeinsamen Part.

Lebensleistung

Ars Musica hat dafĂŒr Werke des 17. bis 20. Jahrhunderts ausgewĂ€hlt – von Henry Purcells „Lobt den Herrn der Welt“, ĂŒber „Cantate“ von Richard Strauss bis zum „Ave Maria“ von Rolf Lukowsky. Der Kammerchor aus dem AllgĂ€u hingegen setzt den Schwerpunkt mit romantischem Liedgut, beispielsweise Brahms‘ „Vier Lieder aus dem Jungbrunnen“. Der gemeinsam gesungene Teil beginnt mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Die Nachtigall“ und endet mit einer Liturgie von Tschaikowski.

Einen zusĂ€tzlichen Reiz erfĂ€hrt das Konzert eben durch jene Mischung der Stimmen, von denen die jĂŒngste weiblich und fĂŒnfzehn ist und die Ă€lteste vierzig und mĂ€nnlich.

Voigt merkt man schon am Telefon die besondere Freude auf diesen Auftritt an. Selbst wenn das Programm am Samstag bereits in der Erfurter Reglerkirche erklingt – Suhl ist eben noch immer ein besonderes Pflaster fĂŒr ihn. Hier hat der ehrgeizige wie fĂ€hige PĂ€dagoge und KĂŒnstler den grĂ¶ĂŸten Teil seiner Lebensleistung gebracht, und hier ist er in gewisser Weise darum gebracht worden. „Der Knabenchor war mein Fleisch und Blut“, bekennt er selbst nach vierzehn Jahren noch.

Nein, er hadert nicht mehr, dass Suhl damals leichtfertig eine Chance vertan hat, dem seinerzeit außergewöhnlich hohen Niveau des Knabenchores eine Perspektive zu geben. Voigt hatte sie in der Anbindung an das Herder-Gymnasium gesehen. Das Kultusministerium – damals mit Dieter Althaus als Minister – war bereit, die Weichen zu stellen. In Suhl winkte man ab. Was hĂ€tte heute sein können …

Der Knabenchor wurde zu DDR-Zeiten – 1977 – dank des damaligen Chefdirigenten der Philharmonie, Siegfried Geißler, an das Orchester angegliedert, Voigt bekam dort eine Stelle. Der erfahrene Chefdirigent wusste sehr wohl, warum er dies tat. Er sah die Möglichkeiten und Potenzen des sich entwickelnden Ensembles, und er sah, dass da einer war, der die FĂ€higkeiten hatte, aus der 1972 gegrĂŒndeten Sangesgemeinschaft von kleinen Jungs einen veritablen Knabenchor zu machen und dafĂŒr die richtigen Bedingungen brauchte. Einen Chor nach internationalem Vorbild war Voigts klares Ziel.

Motivieren, Begeistern

Die Zukunft sollte zeigen, dass Geißler recht behielt. AllmĂ€hlich formten sich das Klangbild, der Ton, die Ausstrahlung. Der Name „Suhler Knabenchor“ erlangte einen guten Ruf, die Suhler traten regelmĂ€ĂŸig im Fernsehen auf und konnten mit den leistungsstarken Sangesknaben der Republik in Jena, Dresden oder Frankfurt mithalten. Sogar eine viel beachtete UrauffĂŒhrung des Komponisten JĂŒrgen Golle „Die BĂ€ume“ gelang hier.

Voigt wusste, dass man einen Chor mit Kindern und Jugendlichen reifen lassen muss und nicht ĂŒberfordern darf. Dazu gehörte ebenso eine kluge Werkauswahl. An Bachs Motette „Jesu, meine Freude hat er vier Jahre gearbeitet, bis sie auffĂŒhrungsreif war. Vertrauensvoll und vĂ€terlich streng sei sein Umgang mit den Jungs gewesen, wiewohl das Gewinnen und Begeistern nicht minder wichtig gewesen seien. FĂŒr einen Großteil seiner Knaben war es derart prĂ€gend, dass sie den Gesang in Ars Musica mit ihm fortsetzten. Bis auf den heutigen Tag.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 18.05.2007Autor: Lilian Klement[/message_box]

2006, Kritiken

Chorkonzert zur Weihnachtszeit

Mit einem Chorkonzert der Spitzenklasse ließen sich rund 950 Musikfreunde am Vorabend des Heiligabends vom ThĂŒringer MĂ€nnerchor „Ars Musica“ in der Kreuzkirche aufs Fest einstimmen.

SUHL – Mit der liebgewordenen Tradition, am 4. Adventsnachmittag zum Chorkonzert einzuladen, mussten die SĂ€nger um Hubert Voigt in diesem Jahr brechen. Der Kalender wollte es, dass 4. Advent und Heiligabend zusammenfielen. Doch das hohe Niveau und die einzigartige AtmosphĂ€re dieses Weihnachtskonzertes hat sich lĂ€ngst in Suhl und ĂŒber die Grenzen der Stadt hinaus herumgesprochen, so dass die BĂ€nke im Erdgeschoss und die Emporen der in weihnachtlichem Glanze erstrahlenden Kreuzkirche trotz des ungewöhnlichen Termins nahezu voll besetzt waren, als Maria Voigt mit ihrer Violine das Konzert eröffnete.

FĂŒr sein eineinhalbstĂŒndiges Programm hatte der Chor neben solch bekannten StĂŒcken wie „Maria durch ein’ Dornwald ging“, „Ave Maria“, „Tochter Zion freue dich“ oder „Tausend Sterne sind ein Dom“ auch eine Reihe regionaler und auslĂ€ndischer Weihnachtslieder ausgesucht. Beim Publikum stießen die Interpretation und die festliche Stimmung auf Gefallen. „Jetzt fĂŒhlt man förmlich, dass wirklich schon wieder Weihnachten ist“, waren sich viele Besucher nach dem mit langanhaltendem Applaus und einem „Stille Nacht, heilige Nacht“ ausklingenden, beeindruckenden Konzerterlebnis einig.

Auch fĂŒr den Chor sei es eine große Freude und eine Ehre, dieses Konzert in der Kreuzkirche bestreiten zu dĂŒrfen, sagte Chormitglied Thorsten Weiß. Mit der Besucherresonanz sei man ĂŒberaus zufrieden. 943 Karten wurden nach seinen Informationen verkauft. Pro Karte kommt ein Euro dem von „Ars Musica“ unterstĂŒtzten Hilfsprojekt fĂŒr die Erweiterung einer Grundschule im chilenischen BelĂ©n zugute, an der viele Kinder der „Ärmsten der Armen“ unterrichtet werden. „Wir haben die Summe aufgestockt und werden 1000 Euro fĂŒr die anstehenden Bauarbeiten ĂŒberweisen“, freut sich Weiß, der wie seine Mitstreiter auch noch auf weitere Spenden auf das Konto der Hilfsaktion hofft.

DarĂŒber hinaus wurde bei einer Kollekte noch einmal fĂŒr die Eilert-Köhler-Orgel gesammelt. Auch dabei kam die stattliche Summe von knapp 1000 Euro zusammen – ein Rekordergebnis der bisherigen Weihnachtskonzerte, wie Thorsten Weiß berichtet. Damit ist ein weiterer Teil des noch klaffenden Finanzierungslochs von 4000 Euro fĂŒr die fast fertiggestellte Orgel gestopft.

Die KlĂ€nge von Maria Voigts Violine bildeten einen gelungenen Kontrast zur stimmlichen FĂŒlle des MĂ€nnerchores.

[message_box type=“note“ icon=“yes“ close=“Hide“]Erschienen im Freien Wort 27.12.2006
Autor: Georg Vater
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