Kategorie: Kritiken

Kritiken und Rezensionen zu Konzerten von Ars Musica

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2022, Kritiken

4000 Kilometer entfernt „schaut doch Hoffnung um die Ecke“

Langewiesen – Selbst das frühlingshafte und zeitgleiche Nachhole-Weihnachtsoratorium im benachbarten Ilmenau zehrte kaum an der erwarteten Gästezahl dieses unvergleichlichen Chorkonzert-Erlebnisses in Langewiesens Liebfrauenkirche. So ergreifend zu Herzen gehend und bewundernswert wie das noch junge Armenienhilfe-Projekt des samt Kirchgemeinde einladenden Ehepaares Michael und Gabriele Damm, Pfarrer i.R. aus Holzhausen, erklang zum Auftakt der armenische Sakralgesang „Amen Hayr Surb“ von Makar Yekmalyan (1856 – 1905).

Der Männerchor Ars Musica, dessen Mitglieder monatlich aus halb Deutschland und dem EU-Ausland zu Proben in Suhl zusammen kommen, in der Langewiesener Liebfrauenkirche. Foto: Klaus-Ulrich Hubert

Über 25.000 Erdbeben-Tote
Stimmen und Stimmung so mächtig und eindrucksvoll wie das rund 4000 Kilometer entfernt gelegene Land am Kaukasus Südhang und am Fuße des Heiligen Berges der Armenier, dem Ararat… auf türkischem Staatsgebiet.

Dass der 1994 aus ehemaligen Sängern des Knabenchores der Suhler Philharmonie gegründete Klangkörper unter Leitung von Maik Gruchenberg (seit 2010 künstlerischer Leiter der Halleschen Kantorei) 35-köpfig unter viel herzlichem Begrüßungs-Beifall Samstagabend in die Liebfrauenkirche einzog, hatte vor allem auch diesen Grund: Die Musiker kennen nicht erst seit ihrer großen Konzertreise durch Armenien im August des Vorjahres das Ehepaar Damm aus dem Ilm-Kreis-Norden als schier unverdrossene Verbündete im humanistischen Hilfe-Anliegen für viele armenische Einzelschicksale.

„Heimat des Schmerzes“
Seien es die überlebenden Opfer des 1988-er Erdbebens in Spitak mit weit über 25 000 Toten, deren Nachkommen immer noch in provisorischen Containerdörfern hausen. Oder eben die des Kaukasus-Krieges von 2020! Oder, weil Armenien oft auch als „Heimat des Schmerzes“ gilt. Der reicht weit zurück in Verfolgung, Vertreibung und bis in Zeiten des Völkermordes durch das Osmanische Reich an den Armeniern im Jahr 1915.

„Zuletzt hinterließ der Krieg um die Region Bergkarabach ab 2020 Verwüstung, Armut und Leid, das wir hinter all den anderen Schlagzeilen hierzulande weder ermessen können, noch irgendwie vor Augen haben. Also schlicht vergessen. Weil sie so weit weg scheinen…“, so Gabriele Damm bei Vorbereitung des großen Solidaritätskonzertes im kleinen Langewiesen gemeinsam mit Choraktivist Thorsten Weiß.

Sogar bei Radio Erivan
Der Suhler Vereinsvorsitzende und Gründer von „Ars Musica“ mit seinen Mannen sei in Sachen ehrenamtlicher Hilfe für Menschen in Not und vielerlei andere soziale Projekte das Beste, was ihnenin Sachen Armenienhilfe passieren konnte, sagt Michael Damm. Schulterklopfend auch für Thorsten Weiß‘ Vorjahrestitel „Thüringer des Monats“ beim MDR.

Denn mögen die weltweiten Konzertreisen des Chores wie u.a. nach China, Japan, Chile, Portugal, Rumänien, Portugal, Tschechien und ins partnerstädtische Kaluga (Russland) noch so eindrucks- und erlebnisreich gewesen sein: Ihre zehn Konzerte vom Sommer 2021 zwischen dem Tonstudio des berühmten Senders Eriwan, den Klöstern wie u.a. Sewanawank über dem Sewansee, im Musikkonservatorium Gyumri oder in Spitak, der Stadt des Bebenepizentrums und Massensterbens von 1988 – sie gehörten zu ihren spürbar Herzens-nachhaltigsten.

Sieg gegen Bayern
Dass der Spruch „Nur Tore zählen!“ letztlich auch nicht nur die gemeinsame Arbeit für armenische Hilfsprojekte kennzeichnet, stand im Vorjahr bei einem fröhlichen Mannschaftsbild des Chores in Eriwan-City Pate: Am Denkmal der Elf des FC Ararat mischten sich die Sänger unter die lebensgroßen bronzenen Fußballer, die 1975 den FC Bayern bezwangen…

Nun aber, als das über ein Dutzend Werke der Welt-Chormusik umfassende Konzert letztlich mit einem humorvoll um-komponierten Medley frei nach Schuberts „Launischer Forelle“ und einer Zugabe endete, wollten es die Akteure des unvergesslichen Abends kaum glauben. Gabi Damm, während die Sänger im Gemeindesaal-Garten mit Bier und Bratwurst ihre „Gage“ einstrichen: „Zusätzlich zu den gespendeten Eintrittsgeldern von 740 Euro kamen nach Konzertende noch weitere 970 Euro an Spenden zusammen!“

„Alles wird wieder gut“?
Gabriele Damm deutete bei ihrem herzlichen Dankeschön an den Chor und dessen Publikum lediglich an, welches Schicksal auf der Flucht vor Phosphor- und Streubomben die von ihm konkret betreute Familie eines Kriegs-toten Soldaten erleidet. Und wie man ihr zu halbwegs menschenwürdigen Wohn- und Lebensverhältnissen verhilft.

Friedrich Silchers (1789 – 1860) Chorwerk „Frisch gesungen“ enthält die Refrain-Zeile „…und alles wird wieder gut“. Das wird es für die Menschen in Armeniens und in anderen Armuts- und (Nach-)Kriegsregionen wohl nicht so bald. Doch Damms rührige Projekthelferin vor Ort, Stella, formulierte gerade dieser Tage bei Verabschiedung der Helfer aus dem Ilm-Kreis: „Wir leben in einem sehr armen Land. Aber um manche Ecke schaut eben manchmal doch etwas Hoffnung.“

An solch einer Ecke lag am Samstag auch Langewiesens Liebfrauenkirche.

von Klaus-Ulrich Hubert

Kleines klingendes Weihnachtswunder

Es gibt sie doch noch, die kleinen Wunder. Ars Musica hat am vierten Advent ein Weihnachtskonzert gegeben. So ist es Tradition. Genauso wie es Tradition ist, dass die Männer wieder für ein Hilfsprojekt Spenden sammeln.

Suhl – Ein Konzert mit dem Männerchor Ars Musica zu erleben, ist immer eine Freude. Für die Sänger. Und für das Publikum. Am Sonntag ist diese Freude noch etwas größer als sonst, auch wenn das Publikum kleiner sein musste. Und sie ist ein bisschen besonders. Das zeigt auch der Applaus zu Beginn des selten gewordenen Kulturerlebnisses. Der gilt Maik Gruchenberg, dem künstlerischen Leiter des Chores, und den Sängern.

Foto: frankphoto.de

Den gab es auch dafür, dass sie dieses Konzert überhaupt ermöglicht haben mit allem, was sein musste. Zertifikate kontrollieren, Kontaktdaten einsammeln, Plätze so zuweisen, dass das Publikum mit genügend Abstand sitzen kann, das Tragen der Maske anmahnen … Ohne all das hätte dieses Konzert, das lange auf Messers Schneide stand, nicht stattfinden können. Die Zuhörer – statt der sonst üblichen 1000 Menschen, durften diesmal nur etwa 360 dabei sein – arrangieren sich damit. Die Sänger, die alles Kinder der Stadt Suhl und längst zu gestandenen Männern gereift sind, auch.

Philipp Christ spielt an der Orgel Bachs „Meine Seele erhebt den Herrn“ und der Chor stimmt ein geistliches Lied aus Armenien an. „Amen Hayr Surb“ zitiert einen Gebetsruf der armenischen Liturgie. Die Stimmen der Sänger vereinen sich zu einem Erlebnis. Ein Erlebnis, das das ganze Konzert lang anhält und festliche Stimmung verbreitet. Dies sowohl mit internationalen Advents- und Weihnachtsliedern wie beispielsweise „Als die Welt verloren“ (Polen), „Joy to the World (England) oder „Go tell it on the Mountain“ (USA) als auch mit weihnachtlichen Werken aus Deutschland. Zu denen leitet Philipp Christ an der Orgel mit wunderbaren Choralvariationen zu „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (Bert Matter) über. Die Männer, die einst im Suhler Knabenchor groß geworden sind, singen „Maria durch den Dornwald ging“ auf so wunderbare Weise, dass es eine Gänsehaut gibt, die nicht der Kühle in dem großen Gotteshaus zuzuschreiben ist. Maik Gruchenberg zieht den imaginären Hut vor dem Chor. Und sein Daumen geht für kleine Momente als Zeichen der Anerkennung auch hoch, als der Chor „Still o Himmel“, „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ oder „Tausend Sterne sind ein Dom“ interpretiert – mit Klasse, Herzblut und viel Gefühl.

Selbstredend lässt das Publikum die Sänger nicht ohne Zugaben von der Bühne treten. Für die letzte Zutat, für die kaum etwas besser passt als der Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums – „Stille Nacht, heilige Nacht“ – bittet der Chordirektor, auf Beifall zu verzichten.

So wird das Publikum mit Freude im Herzen und festlich gestimmt, nach draußen entlassen. Nach draußen, in diese Welt, die gerade jetzt viele kleine und gerne auch große Wunder gebrauchen könnte. Und der die Zuhörer während des Konzertes und für die Zeit des Nachklangs für eine kleine Weile entrücken konnten. Wäre draußen vor der Kirchentür noch leise Schnee vom Himmel gerieselt wie es die Sänger mit ihrem letzten Programm-Lied herbeisingen, hätte der Abend ein weiteres kleines Wunder erfahren.

Für ein Wunder anderer Art werden die Männer demnächst mithilfe der Konzertbesucher, die sich spendenfreudig zeigen, sorgen. Nach etlichen Projekten, die sie in Armenien bereits angeschoben umgesetzt haben, wollen sie nun die Sanierung einer Schule in Krashen finanzieren helfen. Krashen liegt in dem Gebiet, in dem 1988 das Epizentrum des verheerenden Erdbebens lag. Dieses Unglück war damals, als die Männer noch im Knabenchor gesungen hatten, Auslöser für eine aufsehenerregende Spendenaktion. Seitdem haben die Suhler Sänger nicht nur den Gesang und ihre Freundschaft, sondern auch Armenien in ihrem Herzen.

von Heike Hüchtemann

Das Phänomen Ars Musica

Der Thüringer Männerchor Ars Musica ist ein Phänomen. Er vereinigt Sänger, die im Suhler Knabenchor ihre Gesangskarriere begonnen haben und heute noch eine eingeschworene Gemeinschaft sind.

von Heike Hüchtemann
Ars Musica steht für Qualität. Und für Beständigkeit. Die Wurzeln des Chores reichen bis in das Jahr 1972 zurück. Bis in das Jahr also, in dem Hubert Voigt den Suhler Knabenchor gegründet hat. Als Knaben haben viele der Männer ihre Gesangskarriere begonnen, die heute noch ihrer Leidenschaft frönen. Und ihre Gemeinschaft pflegen, in der viele Freundschaften gewachsen sind. Einmal im Monat gibt es ein Probenwochenende in Suhl, was insofern bemerkenswert ist, als dass die wenigsten der Sänger noch in Suhl leben. Manche reisen sogar aus Bern und Lissabon an, andere aus den verschiedensten Ecken Deutschlands. Das unterstreicht die Liebe zum Gesang und die Ernsthaftigkeit, mit der die etwa 30 Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ihr wunderbares Hobby betreiben.

Die Weihnachtskonzerte von Ars Musica am vierten Advent in der Suhler Kreuzkirche haben seit 20 Jahren Tradition. Ebenso wie das soziale Engagement der Sänger, die jährlich einen Teil des Erlöses sowie gesammelte Spenden einem sozialen Zweck zukommen lassen. Archivfoto: frankphoto.de

Der Chor, der seit 2018 unter der künstlerischen Leitung von Maik Gruchenberg steht, hat sich der Pflege des traditionellen Männerchorgesangs ebenso verschrieben der Darbietung zeitgenössischer Werke aus der anspruchsvollen Chorliteratur. Höhepunkte der Chorgeschichte von Ars Musica waren Konzertreisen nach China, Südafrika, Chile, Japan, Portugal, Rumänien sowie die Teilnahme an internationalen Chorwettbewerben in Kaluga (Russland), Prag und Wernigerode, wo Ars Musica in der Kategorie “Anspruchsvoller Männerchorgesang” das Goldene Diplom erhielt.

Stimmen voller Glanz, der frei wirkende Fluss der Tempi, schier schwebende, glasklare Töne, lupenreine Intonation – diese Worte finden Kritiker der Konzerte von Ars Musica nur zu gern.

Schöne Tradition ist, dass die Sänger in der Stadt Suhl, in der sie groß geworden sind, immer am vierten Advent ein Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche geben. Seit mehr als 20 Jahren können sich die Suhler und ihre Gäste darauf verlassen. Und sie wissen diese Konzerte sehr zu schätzen. Meist füllen mehr als 1000 Besucher das Gotteshaus. Tradition ist auch, dass ein Teil des Erlöses aus diesen Konzerten, sowie die unter den Besuchern gesammelten Spenden, einem sozialen Projekt zugute kommen. Am vierten Advent 2018 kamen so 5300 Euro zusammen, die für die Sanierung einer Schule in einem kleinen armenischen Dorf gespendet werden. So versteht es Ars Musica immer wieder dem Weihnachtsfest ein helles Licht aus wunderbarem Gesang und Mitmenschlichkeit aufzusetzen. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Sänger nach Armenien reisen und ein Konzert geben.

Für das Südthüringer Chorfestival studieren die Männer “Wer hat dich du schöner Wald” von Felix Mendelssohn Bartholdy ein sowie “Veronika, der Lenz ist da” ein. Letzteres gilt als einer der bekanntesten Schlager im Repertoire der Comedian Harmonists.

Ars Musica ist nicht nur zum 2 Südthüringer Chorfestival am 11. Mai, ab 17 Uhr im CCS zu erleben, sondern auch danach – am 16. Juni um 16 Uhr in Themar in der Bartholomäuskirche.

Fest-Einstimmung vom Feinsten

So wie es die Suhler kennen und lieben setzt in diesem Jahr der Männerchor Ars Musica wieder den glänzenden Schlusspunkt hinter die Reihe der Adventskonzerte. Und das mit bewegendem Hintergrund.

Von Heike Hüchtemann
Suhl – Nein, die Suhler haben die Sänger des Thüringer Männerchores nicht vergessen. Auch wenn der im vergangenen Jahr aussetzen musste und es kein Adventskonzert in die Kreuzkirche gab, so wie in den 24 Jahren zuvor. Ihr langjähriger Leiter Hubert Voigt ging in den Ruhestand und ein neuer Leiter war noch nicht verfügbar. Jetzt ist er da: Maik Gruchenberg. Und was er mit den Sängern in das Gotteshaus zaubert, das einmal mehr über 1000 Suhler und deren Gäste füllen, ist eine Einstimmung auf das Weihnachtsfest nach Maß. Das meint nicht nur das anspruchsvolle Programm, die stimmlichen Qualitäten der Sänger und das brillante Orgelspiel von Philipp Christ. Es sind auch die Momente, die das Herz wärmen.

Foto: frankphoto.de
Bewegende Erinnerung
Da ist diese Erinnerung an das Konzert des Knabenchores vor 30 Jahren, als viele der heutigen Ars Musica-Sänger noch kleine Jungs waren. Armenien wurde von einem Erdbeben erschüttert und zu großen Teilen zerstört. Knabenchor-Leiter Hubert Voigt wollte mit Pfarrer Hans Michael helfen, Spenden sammeln – mit einem Konzert in der Kirche. Sie hatten es trotz vieler Widerstände und des Verbotes, in der Kirche aufzutreten, geschafft. 12 000 Mark sind damals zusammengekommen. In Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis, werden nun wieder für Armenien Spenden gesammelt. Für eine Schule in einen armenischen Dorf. Der Botschafter Armeniens in Deutschland, Seine Exzellenz Ashot Smbatyan, hat es sich nicht nehmen lassen, genau dieses Konzert zu besuchen, mit dem seinem Heimatland erneut geholfen werden soll. „In jenem Dezember 1988 standen uns viele in der Welt hilfreich zur Seite, aber die Hilfe, die vor 30 Jahren von dem Suhler Konzert zu uns kam, hat mich besonders bewegt“, sagt der Botschafter. Bis heute seien nicht alle Wunden geheilt und es berühre ihn
sehr, dass erneut von Suhl aus Armenien Hilfe angeboten wird. Und das auf eine ganz wunderbare Weise. Denn Ars Musica hat in sein Programm ein armenisches Weihnachtslied aufgenommen, dessen Interpretation Ashot Smbatyan in höchsten Tönen lobt. Selbst die Sprache sei sehr authentisch rübergekommen. „Ich habe in meiner ganzen Amtszeit noch nicht erlebt, dass ein Chor ein Weihnachtslied aus meiner Heimat gesungen hat“, sagter sichtlich ergriffen. Zu diesem Stück gesellen sich alte Lieder wie „Tochter Zion, freue dich“ von Georg Friedrich Händel, das der Chor in einer Bearbeitung von Wolfram Buchenberg (geboten 1962) singt. Zu hören ist auch „Hoch tut euch auf“ von Christoph Willibald Gluck. Ebenso eine Melodie aus Frankreich, die den Titel „Veni Emmanuel“ trägt. „Schöner Stern, da bist du wieder, weckst in uns die alten Lieder“ – diese und noch mehr schöne Zeilen von Ludwig Winand (geboren 1940) tragen die Männer über ihre Stimmen durch das Kirchenschiff, bevor Philipp Christ an der Eilert-Köhler-Orgel das Concerto G-Dur von Johann Sebastian Bach spielt.
5000 Euro für die Schule In stimmigem Kontrast dazu lässt Ars Musica „Hallelujah“ von Leonard Cohen in einem Arrangement von Maik Gruchenberg erklingen und „Whisper! Whisper“ von Jay Althouse, um dann von der Moderne wieder zu alten Liedern wie „Maria durch ein Dornwald ging“ zu schwenken. Dieser faszinierende Mix bekommt durch das Concerto in B von Georg Friedrich Händel – gespielt von Philipp Christ an der Orgel – eine weitere wohlklingende Zutat. Und die erinnert an ein verpasstes (oder verspätetes) kleines Jubiläum. Denn 2017 – in dem Jahr also, in dem Ars Musica kein Adventskonzert gab – ist es genau zehn Jahre her gewesen, dass erstmals in alter neuer Schönheit die Eilert-Köhler-Orgel nach ihrer Restaurierung den feierlichen Rahmen für ein Konzert des
Männerchores bot. Für deren Wiederherstellung hatten sich auch die Sänger in früheren Auftritten eingesetzt und Teile der Konzerterlöse gespendet. So wie in diesem Jahr für die Schule in Armenien. Bei dem Konzert am Sonntagnachmittag sind sage und schreibe 4862 Euro zusammengekommen. Die Sänger haben auf 5000 Euro aufgerundet. „Ein großartiges Ergebnis“, sagt Torsten Weiß, der ankündigt, dass der Chor die Spende selbst in das kleine Dorf in Armenien bringen wird. Und wer weiß, vielleicht geben die Männer dort auch ein Konzert. Möglicherweise in der Schule?

Mehr als 1000 Menschen sind in die Kreuzkirche gekommen, um nach einjähriger Pause wieder ein Adventskonzert mit Ars Musica zu erleben. Und das stand diesmal im Zeichen der Hilfe für eine Schule in Armenien.
Besser hätte die Einstimmung auf das Weihnachtsfest wirklich kaum gelingen können. Schöner Gesang und feine Musik, die es nicht nur zum Vergnügen des Publikums gibt, sondern auch mit Gedanken an Menschen, die Hilfe brauchen. Gut gestimmt und mit gewärmten Herzen, entlässt Ars Musica sein Publikum in die Weihnachtstage. Allerdings nicht ohne, mit den Zuhörern gemeinsam „Seht, die gute Zeit ist nah“ zu singen und nach Klassikern wie „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „Es ist ein Ros entsprungen“ Zugaben beispielsweise mit „Stille Nacht“ zu geben. So freut sich Suhl nicht nur auf das Fest, sondern auch darauf, dass nun alle Jahre wieder Ars Musica dem vierten Advent ein helles Licht aus wunderbarem Gesang und Mitmenschlichkeit aufsetzt.

Generalprobe für Konzert, mit dem auch 30 Jahre zurückgedacht wird

Der Thüringer Männerchor Ars Musica hatte am 1. Adventsonntag zwar nur ein kleines Publikum in der Dreieinigkeitskirche in Stützerbach, aber eine große Aufgabe. Dies war die Generalprobe für das Weihnachtskonzert.

Stützerbach/Suhl – Lukas Annemüller war begeistert, als der Thüringer Männerchor Ars Musica aus Suhl in der Stützerbacher Kirchgemeinde nachfragte, ob er dort am ersten Adventsonntag ein Konzert geben dürfe.
Dass es nur ein kleines Publikum wurde, lag am kurzfristig gesetzten Termin. Eigentlich wollten die Sänger, die allesamt dem Suhler Knabenchor entwachsen sind, in der Kirche in Frauenwald singen. Da dort aber an diesem Tag die Frauenwalder Weihnacht gefeiert wurde, mussten sie ausweichen. „Wir haben geschaut, was in der Nähe liegt“, sagt Maik Gruchenberg, der den Chor leitet. Im Abstand von vier Wochen treffen sich die Sänger an den Wochenenden zu Proben. Aus ganz Deutschland und dem Ausland kommen sie dafür in ihren Heimatort Suhl. Zum Schluss der Probephase wurde eine Möglichkeit gesucht, das gerade erarbeitete Programm vor Publikum vorzustellen. Somit war der Auftritt die Generalprobe für das Konzert, das am vierten Advent in der Suhler Kreuzkirche stattfindet.

Der Thüringer Männerchor Ars Musica gab in der Dreieinigkeitskirche in Stützerbach ein Konzert. Foto: Marina Hube


„Wir haben relativ viele neue Stücke“, sagt der Chorleiter. Das Publikum war begeistert und nicht nur Lukas Annemüller, der zwischen den Gesangpartien weihnachtliche Orgelmusik spielte, bekam ein Kribbeln auf der Haut, bei diesen klaren Stimmen, die die anspruchsvolle Chormusik perfekt interpretierten.Natürlich forderten sie auch das Publikum auf, ein Lied mitzusingen. Und so füllte sich der Kirchenraum der Dreieinigkeitskirche mit dem gemeinsamen Gesang vom „Stern über Bethlehem“.
Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass Ars Musica zum vierten Advent in Suhl zu hören ist. Nach der Verabschiedung von Hubert Voigt musste das Weihnachtskonzert im vergangenen Jahr ausfallen. Nun findet es wieder statt – am Sonntag, 23. Dezember, 15 Uhr, in der Kreuzkirche. Und das unter der neuen Leitung von Maik Gruchenberg. Der ehemalige Suhler ist heute als Sänger des Opernchores in Halle und als Leiter der Halleschen Kantorei bekannt. Erklingen wird traditionelle und moderne Advents- und Weihnachtsmusik, unter anderen von Georg Friedrich Händel, Michael Praetorius und Leonard Cohen. An der Orgel wird Kantor Philipp Christ zu erleben sein.
Aber nicht nur weihnachtlich geprägt wird dieses Konzert sein. Es wird auch an ein Ereignis von vor 30 Jahren erinnern. Am 7. Dezember 1988 gab es ein verheerendes Erdbeben in der damaligen Sowjetrepublik Armenien, in dessen Folge über 25 000 Tote zu beklagen waren. Millionen Menschen waren von Obdachlosigkeit betroffen – mitten im eisigen Winter des Kaukasus. Hubert Voigt und der damalige Pfarrer Michael riefen zu einem Benefizkonzert in die Suhler Hauptkirche auf, welches dann nur zehn Tage später stattfand.
Über 1000 Suhler folgten dem Aufruf und gemeinsam konnten 12 000 Mark zugunsten der armenischen Erdbebenopfer gespendet werden. Dieses Konzert, kurzfristig organisiert und durchgeführt von einem staatlichen Ensemble in einer Kirche mit einem solchen Besucherandrang, war unter den damaligen politischen Verhältnissen etwas Außergewöhnliches, und es ergaben sich daraus auch disziplinarische Konsequenzen für die Initiatoren. 30 Jahre später möchte der Thüringer Männerchor Ars Musica mit vielen ehemaligen Sängern des Suhler Knabenchores an dieses Ereignis erinnern und mit einem Teil der Konzerterlöse die Arbeit der Mittelschule von Litschk in der armenischen Region Gegharkunik unterstützen. Das Dorf Litschk hat etwa 3000 Einwohner und befindet sich in einer abseits gelegenen Region mit schwacher Infrastruktur und hoher Arbeitslosigkeit. Die Schule hat sich Deutsch als erste Fremdsprache gewählt.

Abschiedskonzert voller Wohlklang und Dankbarkeit

Mit einem großartigen Weihnachtskonzert haben die Sänger von Ars Musica ein stimmliches Glanzlicht in den weihnachtlichen Konzert-Reigen gesetzt. Und: Sie haben sich verabschiedet von der Suhler Bühne.

Von Heike Hüchtemann
Suhl – Eine schöne Tradition, dass die Sänger in der Stadt, in der sie groß geworden sind, am vierten Advent ein Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche geben. Seit mehr als 20 Jahren können sich die Suhler und ihre Gäste auf die Männer verlassen und deren Einstimmung auf das Fest. So auch in diesem Jahr. Mit Advents und Weihnachtsliedern unter anderem aus Spanien, Franken, Portugal und Polen, mit einem russischen Wiegenlied oder auch dem Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ bewies Chorleiter Hubert Voigt einmal mehr sein Gespür für eine stimmige Dramaturgie. So ging es auf eine wunderbar gestimmte Reise durch die Welt und durch die Zeit. Auch in den Genuss des „Ave Maria“ von Manuel Rabelo (Portugal), das vor zwei Jahren seine Deutschlandpremiere in Suhl erlebte, kam das Publikum zu diesem wunderbaren Konzert. Das wirkte dank der Sopranistin Ines Becher („Erlöse und vom Übel“ von Peter Cornelius) und der aus Ungarn stammenden Organistin Andrea Malzahn so fabelhaft arrangiert, dass sich viele Konzertbesucher einig darin waren, einen der bisher schönsten Ars Musica-Auftritte erlebt zu haben.
Auch wenn diese Konzerte längst Selbstläufer sind, die hohen stimmlichen Qualitäten sind es nicht. An ihnen wird immer wieder intensiv gearbeitet – einmal im Monat an einem Probenwochenende. Eingedenk der Tatsache, dass die wenigsten der 40 Sänger noch in Suhl leben und manche sogar aus Bern oder Lissabon anreisen, wird klar, wie groß die Liebe zum Gesang und zu der über etliche Jahrzehnte gewachsenen Gemeinschaft sein muss.

Synonym für Anspruch
Um so schmerzlicher für die Sänger wie für das Publikum: Hubert Voigt verkündete, dass dies das letzte Weihnachtskonzert von Ars Musica unter seiner Leitung sein werde. Hubert Voigt, der 1972 den Suhler Knabenchor aus der Taufe hob, aus dem 1994 der Männerchor Ars Musica entwuchs, ist 73 Jahre alt. Es sei für ihn, der die Kräfte schwinden spüre, an der Zeit, kürzer zu treten. „Ich verabschiede mich im nächsten Jahr von dem Chor und ich bin froh, dass wir solch ein ausgezeichnetes Konzert zum Abschied in Suhl geben konnten“, sagt Hubert Voigt. Für viele im Publikum kam diese Ansage überraschend. Joachim Schwennicke, einer der treuesten Ars Musica-Fans sagte, was viele dachten: Danke, dass Ars Musica über all die Jahre Suhl so schöne Konzerte erleben ließ.
Ars Musica – das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Wenn man so will, ist das ein Synonym für hohe Ansprüche und eine Gemeinschaft von Sängern, die schon seit Jahrzehnten gemeinsam ihrer Leidenschaft im Chor frönen. Viele von ihnen kennt Hubert Voigt seit sie sechs oder sieben Jahre alt sind und damit seit dem Tag, als er den Knabenchor an den Start schickte, auf dass er mit einer neuen Klangfarbe einen neuen Akzent in das Kultur-Gefüge der Stadt bringen möge.
Das war ihm nur bis Anfang der 1990er-Jahre vergönnt. Seine Stelle wurde mit der Auflösung der Philharmonie vakant. Das damalige Kultusministerium wollte eine Brücke über das Gymnasium bauen, an dem die Dirigentenstelle hätte angedockt werden können, doch über diese Brücke wollte die Stadt Suhl damals nicht gehen. Damit war es an Hubert Voigt, zu gehen. „Mit den mir zugestandenen 12-Wochen-Stunden für den Chor konnte ich nicht viel anfangen – ich wollte ja keinen Pionierchor leiten.“
Der Vater des Suhler Knabenchores ging in das Allgäu nach Wangen an die Musikschule als Gesangslehrer und Chordirigent. Er ging nicht gern, aber er brauchte für sich und seine Familie eine Perspektive. Ein bisschen hadert er noch immer mit der Situation, die ihn um die Weiterentwicklung des Knabenchores und somit um ein Stück seines Lebenswerkes brachte.
Als der Knabenchor seinen 20. Geburtstag feierte, fanden sich Sänger von 18 bis 27 Jahren zusammen, die ihre Stimmbildung genau hier bekommen hatten. Dieser Chor begeisterte die Zuhörer mit einer außergewöhnlich frischen Klangfarbe. „Daraus entstand die Idee, die erstaunlich gut erhaltene Qualität weiter zu pflegen“, sagt Thorsten Weiß, der Vorsitzende des Vereins Ars Musica. Über eine doch eher ungewöhnliche Probenpraxis und bislang über 100 Konzerte hat sich Ars Musica einen Ruf ersungen, der alles andere als selbstverständlich ist. Stimmen voller Glanz, der frei wirkende Fluss der Tempi, schier schwebende, glasklare Töne, lupenreine Intonation – diese Worte finden Kritiker der Konzerte von Ars Musica nur zu gern. Dazu gesellt sich die Folgerung, dass der Chor internationale Güte habe und ganz nah dran sei an der Qualität von Berufssängern.

Das Ende bleibt offen
Diese Stimmen sollen nun in Suhl nicht mehr zu hören sein? Das lässt sich nur schwerlich glauben. Es werde noch einige Proben geben und auch noch eine Konzertreise nach Siebenbürgen, sagt Thorsten Weiß. Was dann mit Ars Musica wird, sei heute schwer zu beantworten. „Wir wollen erst einmal mit der Konzertreise einen ordentlichen Abschluss schaffen. Was dann kommt, müssen wir entscheiden – unter der Prämisse, dass Hubert Voigt, der uns so lange ausgebildet, begleitet und zusammengehalten hat , nicht mehr unser Leiter sein wird.“ Möglich, dass es als eine Art Projektchor weitergeht. „Möglich ist aber auch, dass wir sagen: Okay, es war eine gute Zeit. Und die ist jetzt vorbei. Auf keinen Fall aber wollen wir aber ein langsames Sterben des Chores, wenn möglicherweise Schlüsselstimmen wegbrechen. Wir haben immer höchste Ansprüche an das Niveau des Chores gehabt und davon werden wir nicht abweichen“, so Thorsten Weiß.
Mit dem Wissen, dass Ars Musica vielleicht nie mehr in Suhl zu hören sein wird, hallt das Weihnachtskonzert in einer ganz besonderen Stimmung aus Wohlklang und Dankbarkeit nach.

Herbei, o ihr Musikliebhaber und lauschet dem lieblichen Klang

Einen musikalischen Höhepunkt im bunten Weihnachtskonzert-Reigen setzten die Sänger von Ars Musica am Sonntag in der Kreuzkirche. Die glasklaren Stimmen rissen Hunderte Zuhörer hin.

Suhl – Wenn sich die Konzerte kurz vor dem Weihnachtsfest häufen, ist es schwierig, genau das zu finden, dass den Zuhörer zur Ruhe kommen lässt und besinnlich stimmt. Die Herren von Ars Musica trafen am Sonntagnachmittag bei ihrem Auftritt in der Kreuzkirche genau den richtigen Ton. Mit einer Mischung aus anspruchsvollen christlichen Stücken, Adventsliedern aus
Deutschland und der Welt, Volksweisen und bekannten Weihnachtsliedern gewannen sie das Interesse der Zuhörer, die zahlreich erschienen waren, alle Kirchenbänke sowie die drei Emporen bis
auf den letzten Platz füllten.
„Freut euch“, forderte Superintendent Martin Herzfeld in seinen Begrüßungsworten auf. Denn „Freut euch“ schrieb auch der Apostel Paulus für den vierten Adventssonntag,an dem es gelte, Altes neu zu entdecken. Die Adventszeit sei nicht nur mit Stress verbunden, es sei eine Zeit, „zur Freude zu kommen“ –und genau das wünschte der Superintendent den Zuhörern. Kantor Philipp Christ eröffnete an der Eilert-Köhler-Orgel das Adventskonzert. Es erklang Johann Sebastian Bachs „Pièce d’Orgue“.
Mit „Heilig ist der Herr Zebaoth“, eifrigen Kirchgängern als Lied zum Abendmahl geläufig, stimmten dann die ehemaligen Knabenchorsänger von Ars Musica das erste Stück an. Weitere getragene Melodien wie „Öffnet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt oder Ludwig Winands „Adventsstern“ schlossen sich an. Das Publikum lauschte hingerissen und vermied den das Konzert auseinanderreißenden Applaus zwischen den einzelnen Stücken – obwohl die Sänger nach jedem Lied eben solchen verdient hätten.

Akribische Probenarbeit

Einmal im Monat kommen die etwa 40 Sänger von Ars Musica zu einer Probe im Heinrichser Gemeindehaus zusammen. Leiter Hubert Voigt arbeitet dann ein Wochenende lang akribisch an den Feinheiten der anspruchsvollen Männerchorliteratur, lässt wiederholen und gibt als studierter Dirigent Hinweise. Vom wohlklingenden Ergebnis konnten sich die Zuhörer am Sonntag überzeugen. Jede Textzeile, jede Silbe hallte in glasklarer Qualität durch das Kirchenschiff. Wogener
Applaus brandete auf, als die letzten Zeilen von Colin Mawbys „Jubilate“ verklungen waren.

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Foto: frankfoto.de

Hunderte sangen im Kanon

Im zweiten Teil waren nach dem Orgelstück „Chaconne B-Dur“ von Johann Bernhard Bach die Stimmen des Publikums gefragt. In den Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ stimmten Hunderte ein. Außerdem hatten Ars Musica weitere bekannte Weihnachtslieder vorbereitet, die sie geschickt arrangiert darbrachten. „Süßer die Glocken nie klingen“, „Kommet ihr Hirten“ und natürlich „Adeste fideles“ – in den heimischen Stuben eher als „Herbei, o ihr Gläubigen“ gesungen – ließen manchen, wenn nicht mitsingen so doch zumindest rhythmisch mitwippen.

Erschienen im Freien Wort 22.12.2015
Autor: ot

Ars Musica in Würzburgs Marienkapelle

Ars Musica in Würzburgs Marienkapelle Reisewetter war am Sonntag nicht, dennoch machte sich eine Gruppe von Suhlern mit der Urania auf die Fahrt nach Würzburg. Dort gab der Männerchor Ars Musica aus Verbundenheit mit der Partnerstadt am Main ein Adventskonzert.

Von Lilian Klement
Suhl/Würzburg – Der Thüringer Männerchor Ars Musica, gegründet 1994, ging aus dem Suhler Knabenchor hervor. Und dieser hatte im Wendeherbst 1989 und in den darauffolgenden Monaten eine besondere Beziehung zur Partnerstadt Würzburg aufgebaut.

Bereits unmittelbar nach der Maueröffnung gaben die Jungs, damals noch über hundert an der Zahl, unter Leitung von Hubert Voigt am 16.Dezember 1989 ihr erstes Konzert, dem weitere folgten. Die Neugier der Würzburger vor 26 Jahren war groß, die Emotionen auf beiden Seiten nicht minder, und die Marienkapelle in der Vorweihnachtszeit, an jenem 16. Dezember, total überfüllt. Den Jungs, heute erwachsen, blieben unvergessliche
Erlebnisse an diese Zeit.Später gaben die gleichen Sänger, nun schon im Thüringer Männerchor Ars Musica, noch einmal ein Konzert in der Partnerstadt. Daran erinnerten sich die Chormitglieder, und anlässlich des 25. Jahrestages der Wiedervereinigung und der Verbindungen zwischen Suhl und Würzburg organisierten sie erneut einen Auftritt, genau am gleichen Ort, in der Marienkapelle.
Am Sonntag fand dieses Gastspiel statt. Den Chormitgliedern war dieses unheimlich wichtig. Sie hatten sich bestens vorbereitet, präsentierten ihr neues Adventskonzert, und sie reisten eigens dafür aus ganz Deutschland an, denn in Suhl sind sie längst nicht mehr zu Hause. Einige von ihnen nahmen sogar die Fahrt von Portugal oder der Schweiz auf sich, einfach, um dabei zu sein. Und sie suchten zuvor den Kontakt zur Suhler Urania, die eine organisierte Reise mit der Bahn für die interessierten Suhler auf die Beine stellte. Brunhilde Schumacher war überrascht, immerhin fuhren 45 Leute mit. Die Freundschaftsgesellschaft Suhl-Würzburg war ebenfalls mit einbezogen worden. Auch die Stadtverwaltung schickte eine Abordnung, Bürgermeister Klaus Lamprecht und Stadtsprecher Holger Uske.
Von Würzburger Seite kam Oberbürgermeister Christian Schuchardt in die Marienkapelle. Er lobte in einer kurzen Ansprache die Partnerschaft beider Städte, sie trage intensiv dazu bei, die Menschen einander näher zu bringen. Ähnliche Sätze von Klaus Lamprecht. Dann die besinnliche, zu Herzen gehende Musik.

Historische Tonaufnahme
Dass unmittelbar vor dem Konzert in der Marienkapelle Einiges organisatorisch nicht so gelaufen war, wie es sich Ars Musica vorgestellt hatte, hat den Chor ernüchtert. So war beispielsweise die Kapelle eiseskalt, der Organist Martin Gál, der den Auftritt mit gestaltete, musste erst einmal jemanden suchen, der das Licht anknipste, und Plakate für das Konzert hatten die Sänger auch nicht gesehen, obwohl die Ars Musica doch hatte drucken lassen. Immerhin war die Kapelle bei diesem Gratis-Konzert voll. Gemeinsam sang man sogar „O Tannenbaum“, jene bekannte Weise, zu der Ernst Anschütz aus Goldlauter im 19. Jahrhundert den Text geschrieben hatte.

Einhellige Meinung der Zuhörer: Ein schönes Erlebnis zum ersten Advent. Würzburgs Oberbürgermeister bedankte sich bei den Sängern mit einem Bocksbeutel und einer historischen Aufnahme, die der Bayerische Rundfunk vor 25 Jahren bei einem der ersten Konzerte des damaligen Knabenchores mitgeschnitten hatte. Angesichts dieses Tondokumentes kam nicht nur Freude auf, da verspürte auch so mancher der damals beteiligten Sänger noch einmal jene Emotionalität, wie sie sie lange in ihrem Herzen getragen hatten.
Die mitgereisten Suhler, nutzten vor dem Konzert das Angebot von Bernd Höland vom Freundeskreis – er hatte die Gäste vom Bahnhof abgeholt – mit der Straßenbahn einen ausgedehnten Bummel durch die unterfränkische Stadt zu unternehmen, fast neunzig Minuten dauerte diese interessante Rundreise. Und schließlich, am Markt, wo die Marienkapelle steht, steht auch der stattliche Weihnachtsbaum, den die Würzburger diesmal aus Suhl erhielten.

Bereits 1988, noch in tiefster DDR, soll ein solcher Baum von Suhl nach Würzburg gereist sein. Der damalige Oberbürgermeiste Kunze hatte das organisiert …

Halleluja, die Suhler singen mit Ars Musica im Kanon

Mehr als 1000 Besucher erfreuten sich am Sonntagnachmittag in der Kreuzkirche am traditionellen Chorkonzert zum Advent von Ars Musica. Einen Teil des Erlöses erhält diesmal der Suhler Knabenchor.

Suhl – Nun kann Weihnachten kommen. Denn immer, wenn zum vierten Advent der Thüringer Männerchor Ars Musica in der Kreuzkirche auftritt, sind es nur noch wenige Stunden zum Fest. Und es ist auch stets das letzte Konzert im bunten Reigen der überaus zahlreichen vorweihnachtlichen in Suhl.

An diesem Wochenende konnte man gleich zwei wunderbare musikalische Glanzlichter erleben – Trombone Unit Hannover am Samstag in der propper vollen Hauptkirche, und einen Tag später Ars Musica. Über tausend Besucher füllten hier das Kirchenschiff bis unters Dach. Von derart viel Resonanz hat auch der Suhler Knabenchor etwas, aus dem Ars Musica hervorging, denn ein Teil der Einnahmen kommt diesmal ihm zugute.

Das Konzert ist eigentlich seit zwanzig Jahren ein Selbstläufer. Für viele Suhler ein „Muss“, wie anderenorts das Erlebnis des Bachschen Weihnachtsoratoriums. Die Zuhörer wissen um die stimmliche Qualität von Ars Musica, an der immer wieder intensiv gearbeitet wird, selbst wenn es ein Freizeitvergnügen bleibt. Obgleich eines mit einem hohen Anspruch aller Beteiligten. Das macht alle Konzerte bis auf den heutigen Tag so hörenswert.

Vor der bereits weihnachtlich geschmückten Kulisse des Kirchenraumes war der Nachmittag so recht dazu angetan, sich des nahenden Festes noch einmal bewusst zu werden und vielleicht ein bisschen innezuhalten. Superintendent Martin Herzfeld begrüßte die große Besucherschar und erinnerte in Bezug auf die eingangserklungene Orgelmusik – Bachs „Meine Seele erhebt den Herrn“, den Lobgesang der Maria –, dass die Liebe das Stärkste in der Welt ist, die alles überwinden kann. Etwas, das im Grunde an die Herzen der Menschen appelliert, sich dessen immer wieder bewusst zu werden. Was auch den Umgang miteinander meint. Egal welche Religion, welche Hautfarbe. Gerade in Deutschland vor Weihnachten aktueller denn je.

Wie jedes Jahr hat Chorleiter Hubert Voigt ein Programm zusammengestellt, das dem musikalischen Weihnachts-Mainstream einen kleineren Platz einräumt. Ars Musica präsentiert erneut eine musikalisch anspruchsvolle Reise durch die Zeit und durch die Welt. Mit manchem, was früher hier schon erklang und ins Repertoire des Chores gehört, und einigen neuen Titeln. Voigt macht sich immer wieder die Mühe, weniger Bekanntes aufzuspüren. Den ersten Teil prägen eher stille, getragene Weisen, wie beispielsweise Anton Schoendlingers (1919-1983) „Winterklage“ oder Ludwig Winands (1940-2008) „Adventsstern“.

Wenn Ars Musica zum traditionellen Konzert am 4. Advent einlädt, bleibt kein Platz leer in der Suhler Kreuzkirche
Foto: frankfoto.de

Deutschlandpremiere

Damit kann man geschickt einen Bogen schlagen zu historischem Liedgut. „O komm, o komm Emanuel“, ein altes Adventslied, oder „Wunderschön, prächtig“, eine Weise aus dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz, um 1773. Das schlichte „Maria durch ein’ Dornwald ging“ ist schon eher vertraut, auch die Volksweise „Es ist für uns eine Zeit angekommen“, zu dem es verschiedene Textvarianten gibt. Voigt entschied sich für jene mit einem christlichen Bezug. Bevor es in eine kleine Pause geht, schließt Händels berühmter Gesang „Tochter Zion“ diesen ersten Teil ab.

Danach und nach einem heiteren Orgelwerk des Franzosen Louis-Claude Daquin (1694-1772), gespielt von Kantor Philipp Christ, folgte der obligatorische Kanon zum Mitsingen. Bestehend aus nur zwei Worten: Halleluja und Amen. Erstaunlich, wie gut das jedes Jahr funktioniert, halb Suhl nämlich ziert sich nicht und singt aus voller Kehle. Und was herauskommt, lässt sich auch noch hören, bis zum letzten Ton. Wofür sich alle gegenseitig beklatschen. Es folgt nun die Hälfte der bekannten Weisen, „Süßer die Glocken nie klingen“, das russische „Bajuschkij“, „Hark The Herald Angels sing“ oder das Spiritual „Go tell on the mountain“, wofür Torsten Kullick als Solist für seinen hohen, glockenklaren Gesang einen Sonderapplaus erhält.

Eine Deutschlandpremiere erleben die Suhler gleich noch mit, das „Ave Maria“ des portugiesischen Komponisten Manuel Rebelo. Ars Musica hatte es beim Lissabon-Aufenthalt Anfang Dezember gemeinsam mit dem Chor von Rebelo, den „Emotion Voices“, aus der Taufe gehoben. Kein Ende ohne „Stille Nacht, heilige Nacht“. Der berühmte „Andachtsjodler“ setzt dann als Zugabe für den begeisterten Applaus den letzten Ton. Und während die Massen beseelt aus der Kirche in den erleuchteten Steinweg strömen, beginnen gar die Glocken zu läuten …

Erschienen im Freien Wort 22.12.2014
Autor: Lilian Klement
Foto: frankfoto.de

Adventslieder schon mal in Lissabon gesungen

Der vierte Advent in Suhl ist immer mit einem feinen Konzert von Ars Musica in der Kreuzkirche verbunden. So auch diesmal. Das Programm erklang bereits in Lissabon.

Von Lilian Klement
Suhl – Für viele Suhler Musikfreunde gehört zum vierten Advent traditionell der Besuch des Weihnachtskonzertes vom Thüringer Männerchor Ars Musica. Das Programm in der Kreuzkirche setzt alljährlich einen emotionalen musikalischen Schlusspunkt kurz vor Heiligabend, entsprechend ist die Atmosphäre im Gotteshaus immer eine besondere.
Das wird auch am 21. Dezember nicht anders sein, wenn Hubert Voigt und seine Sänger einstimmen
aufs Fest. Die Programmzusammenstellung ist eine bewährte – weihnachtliche Weisen aus den verschiedensten Ländern und ein Auftakt an der Orgel mit Bach, gespielt von Kantor Philipp Christ. So wird manches Vertraute und gern Gehörte dabei sein, wie unter anderem „Bajuschkij“ – ein Wiegenlied aus Russland –-, „Süßer die Glocken nie klingen“ oder das festliche „Hark! The Herald Angels Sing“, ein Weihnachtslied aus England in einer Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, oder die schlichte Volksweise „Es ist für uns eine Zeit angekommen“.
Auch „Adeste Fideles“ trällern viele Menschen in Deutschland munter, zumindest die Melodie. Was manche indes nicht wissen, diese schöne Lied kommt aus Portugal. Und genau dort war am ersten Dezemberwochenende ein Großteil der Mitglieder von Ars Musica, in der Hauptstadt Lissabon und in der Umgebung und hat dabei auch schon einmal dieses Weihnachtsprogramm vorgestellt.

Bei Uraufführung dabei
Es war die Idee des Chorsängers Peter Rindfleisch. Der wohnt in der Nähe von Lissabon kommt dennoch regelmäßig einmal im Monat per Flieger nach Deutschland, um an den Proben in Suhl teilnehmen zu können. Er ermunterte seine Mitsänger dazu, doch auch einmal zu einer Probe nach Lissabon zu reisen. Ja, warum denn nicht? Dass der Männerchor diese Gelegenheit auch zu Auftritten nutzen würde, versteht sich bei dieser, dem Gesang gerschworenen Truppe fast von selbst. Also organisierte Peter Rindfleisch drei Konzerte um den zweiten Advent
herum. Eines davon fand in der evangelischen deutschen Kirchgemeinde von Lissabon statt, dort wirkte Ars Musica an einem Gottesdienst mit. Die Gemeinde hatte auch den Probenraum für die Sänger aus Deutschland zur Verfügung gestellt.
Zwei weitere Auftritte wurden gemeinsam mit dem portugiesischen Chor „Emotion Voices“ gestaltet, einer davon im weltbekannten Hieronymus-Kloster und ein anderes in der Kirche von Estoril. Die Zusammenarbeit mit „Emotion Voices“ habe großen Spaß gemacht, erzählt Alexander Vierling von Ars Musica. Es sei ein gemischter Chor, der erst seit einem Jahr bestehe, lauter junge Leute und ein sehr ambitionierter Dirigent und Sänger namens Manuel
Rebelo, der auch komponiere. So habe man beispielsweise gemeinsam mit „Emotion Voices“ eine Uraufführung
von Rebelo gesungen. Da alle Ars-Musica-Mitglieder erstmals in Portugal waren, nutzten sie natürlich die Gelegenheit, um sich ein wenig umzuschauen, die Sehenswürdigkeiten von Lissabon beispielsweise und in der Atlantik-Stadt Estoril. Und wenn sie dann am Sonntag „Adeste Fideles“ anstimmen, mag in dem einen oder anderen Chorsänger garantiert noch einmal das Portugal-Erlebnis anklingen.