Kategorie: Kritiken

Kritiken und Rezensionen zu Konzerten von Ars Musica

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Feine Stimmen für festliche Stimmung

Weihnachten kann kommen. Der Männerchor Ars Musica hat am vierten Advent mit seinem Adventskonzert in der Kreuzkirche auf die Festtage eingestimmt. Das hat Tradition in Suhl. Schon seit 27 Jahren.

Besucher, die die Plätze selbst auf den Emporen ganz oben in der Suhler Kreuzkirche füllen, ein Programm, das aus dem großen Repertoire an Weihnachtsliedern schöpft, Orgelklänge die Kreiskantor Philipp Christ besorgt und freilich – der Männerchor Ars Musica. Das ist das Menü, das in der Kreuzkirche am Sonntag zum 27. Mal angerichtet wurde. Und das einmal mehr für feinsten Genuss im Publikum sorgt.

Die über 30 Herren, die einst die Grundlage für ihre feinen Stimmen im Suhler Knabenchor legten, haben mit ihrem Gesang unter Leitung von Maik Gruchenberg eine durch und durch festliche Stimmung in das Kirchenschiff gezaubert. Erst mit Weihnachtsliedern aus aller Welt und schließlich mit Liedern, die hierzulande einfach zum Weihnachtsfest dazugehören. Mit „Maria durch den Dornwald ging“ beispielsweise. Mit „Tausend Sterne sind ein Dom“. Mit „Sind die Lichter angezündet“. Und auch das von Maik Gruchenberg herrlich bearbeitete Lied „O Tannenbaum“, das kürzlich seinen 200. Geburtstag feierte und aus der Feder von Ernst Anschütz, dem berühmten Sohn des Ortsteil Goldlauter-Heidersbach stammt, durfte freilich nicht fehlen. Dazwischen die Klänge der Eilert-Köhler-Orgel, an der Philipp Christ unter anderem die wunderschöne Partita über den Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ spielte.

(c) frankfoto.de

Ein rundum gelungenes Programm, das mit dem Gesang „O du fröhliche“, der aus den hunderten Kehlen der Konzertbesucher erklang, seinen Abschluss fand. Einen Abschluss, der selbstredend nicht das Ende dieses Konzertes war. Denn ohne Zugabe ließ das Publikum, das sich mit stehenden Ovationen für den kulturellen Festschmaus bedankte, den Männerchor nicht gehen. Eigentlich hätte hier „Leise rieselt der Schnee“ erklingen sollen. Aber das Lied wurde gegen „Mitten in der Winternacht“ getauscht. Aus gutem Grund. Schließlich saß im Publikum Matthias Bretschneider, auf dessen Konto über hundert Bearbeitungen und Kompositionen vorwiegend für Chöre gehen. Darunter eben auch jene für das in den Niederlanden verbreitete Lied „Mitten in der Winternacht“. Bretschneider war selbst viele Jahre lang Sänger, unter anderem im Dresdner Kreuzchor sowie als Bariton im Meininger Theater, und leitete etliche Chöre. Und so entschied sich Maik Gruchenberg gemeinsam mit dem Chor, ihm zu Ehren eine seiner Bearbeitung zu Gehör zu bringen. Mit Erfolg, wie der Beifall bewies.

„Dieser Männerchor hat einen wunderschön homogenen Klang. Das ist ganz große Klasse“, lobt Matthias Bretschneider, der Ars Musica am letzten Adventssonntag dieses Jahres zum ersten Mal live erlebt hatte.

Mit dem sehr feinfühlig interpretierten Lied „Stille Nacht“ entließ Ars Musica sein Publikum schlussendlich in die Weihnachtszeit. Das Konzert der Männer, deren Chor Ars Musica in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, wäre allerdings nicht komplett, würden die Männer nicht Spenden sammeln. Auch das hat Tradition. Diesmal kommen die Scheine und Münzen, die sich zu einem Betrag von etwa 2000 Euro häuften, zu einem Teil der Erneuerung der Heizungsanlage in der Kreuzkirche zu Gute. Und den anderen Teil spart Ars Musica für die für Juli anstehende Konzertreise durch England.

Schließlich war dann doch noch „Leise rieselt der Schnee“ zu hören – von Konzertbesuchern, die aus der Kirche hinaustraten in das schöne Schneegestöber, das der Stadt und dem vierten Advent einen zusätzlichen Zauber gab.

Autorin: Heike Hüchtemann/ insuedthueringen.de Fotos: frankfoto.de

Musikalische Botschafter in Berlin

Berlin ist in den vergangenen Tagen ein gutes Pflaster für den Thüringer Männerchor Ars Musica gewesen. Hier gab es gleich drei Konzerte der einstigen Knabenchor-Sänger.

Im Französischen Dom am Berliner Gendarmenmarkt ein Konzert geben zu können, das ist schon eine große Nummer. Auch für den Thüringer Männerchor Ars Musica. Den Sängern, die im Suhler Knabenchor groß geworden sind und seit vielen Jahren in Ars Musica weiter singen, ist die Ehre zuteil geworden, das Adventskonzert für die Vertretung des Freistaates Thüringen in Berlin auszurichten. Der Chor hatte ein sehr großes Publikum, das nicht nur aus Vertretern der Politik bestand, aber eben auch. In vorderster Reihe der geschäftsführende Ministerpräsident Thüringens, Bodo Ramelow, der viele gute Worte für den Männerchor und für Suhl fand.

Und der erzählt, wie einst – 1988 – der Suhler Knabenchor erstmals ein Konzer in einer Kirche gab, was ihm daraufhin verboten wurde. Um so wertvoller ist für viele der Sänger bei Ars Musica, die damals als Knaben bei diesen Wirren dabei waren, nun wieder in einer Kirche zu singen. Und zwar im Französischen Dom. „Hier zu singen, das war für uns alle sehr erhebend. Da lag richtig Spannung in der Luft“, sagt Thorsten Weiß von Ars Musica.

Sehr beeindruckend war auch, dass dieser große Raum voller Publikum war. „Das war eine riesige Atmosphäre.“ Zu der hat möglicherweise auch beigetragen, dass es durch die große Kuppel des Doms mitunter Echo-Effekte gab und die Töne besondere Wege geflogen sind. Aber das hat der Qualität des Konzertes, bei dem Chorleiter Maik Gruchenberg auch die Orgel spielte, keinen Abbruch getan.

Im Gegenteil. Es gab viel Beifall und reichlich Lob beim anschließenden Empfang mit Sekt und Häppchen. Für die Sänger war das ein tolles Erlebnis. Das auch vor dem Hintergrund, dass es nicht selbstverständlich ist, in einer Stadt, in der Ars Musica längst nicht den Klang hat wie in Suhl, vor vollem Haus aufzutreten.

Kraftakt mitten in der Woche

Dabei war dieses Konzert für die Sänger keine einfach zu machende Sache. Denn mitten in der Woche zusammenzukommen, das grenzt für die Männer schon an ein Ding der Unmöglichkeit. Denn längst sind all jene, die einst in Suhl aufgewachsen sind, in alle Winde verstreut. Und trotzdem schaffen sie es, sich einmal im Monat zu einem Probenwochenende in der Heimat zu treffen, um zu proben und das Niveau ihrer Konzerte hochzuhalten. Der Sänger mit der weitesten Anreise kommt übrigens aus Barcelona.

Ars Musica hat es geschafft, 26 von sonst etwa 35 Sängern nach Berlin zu holen, und so ein festliches und stimmungsvolles Programm auf die Bühne zu bringen. Hier gab es für das Publikum Lieder wie „Maria durch ein’ Dornwald ging“, „Tausend Sterne sind ein Dom“ und natürlich auch – passend zum 200. Geburtstag des Liedes – mit „O Tannenbaum“ einen ausgemachten Weihnachtsklassiker. Daneben haben die Sänger solche Stücke wie „Sanctus“, „Ave Maria“ und einige Weihnachtslieder aus anderen Ländern zu Gehör gebracht.

Berlin war in diesen Tagen aber auch aus zwei anderen Gründen für Ars Musica ein gutes Pflaster. Am Samstag hatte der Chor einen viel beachteten Auftritt in der Paul-Gerhard-Kirche Schöneberg, bei dem wieder Spenden für das Schulprojekt in Armenien gesammelt wurden. Und am Sonntag gab es nach der Begleitung eines katholischen Gottesdienstes in der Kirche St. Ludwig in Wilmersdorf ein weiteres Konzert.

Und die Suhler können sich darauf freuen, dass Ars Musica auch in diesem Jahr am 4. Advent wieder ein Weihnachtskonzert gibt.

Glänzende Stimmen und Stimmung

Kurz vor Heiligabend hat der Männerchor Ars Musica zum Weihnachtskonzert eingeladen und etwa 1000 Menschen erlebten ein wundervolles Konzert und beteiligten sich an einer Spendenaktion für Armenien.

Es ist ein besinnliches und eher nachdenkliches Konzert, das die mehr als 30 Sänger des Thüringer Männerchores am Samstag vor Heiligabend auf die Bühne bringen. Es ist ein Konzert, das zu der Zeit passt, in der längst nicht in jedem Land in Frieden Weihnachten gefeiert werden kann. Es ist ein Konzert, das einstimmt auf die Weihnachtsfeiertage. Und das mit Klassikern aus dem Repertoire von Ars Musica wie beispielsweise „Tausend Sterne sind ein Dom“, mit dem Südtiroler Andachtsjodler „Im Wald“ oder mit „Leise rieselt der Schnee“, die das Publikum liebt und immer wieder hören will, genauso überzeugt wie mit neuen Liedern. Aus dem skandinavischen Raum, beispielsweise aus Schweden erklangen „När det lider mot jul“ (Es ist Weihnachtszeit) und „Jul, jul, strålande jul“ (Weihnachten, strahlendes Fest). Diese Lieder sangen die Männer sowohl auf Deutsch als auch auf Schwedisch.

Einer der Höhepunkte war zweifellos die Neueinstudierung der A-cappella-Motette von dem zeitgenössischen Komponisten Morten Lauridsen (USA) „O Magnum Mysterium“ (O großes Geheimnis), das so viel Gefühl vermittelt und so viel Ruhe, dass es schwer war, sich mit dem Applaus zurückzuhalten, den die Sänger gern gebündelt nach dem ersten Teil und zum Finale haben wollten, um die Stimmung nicht zu unterbrechen. Eine Stimmung, die ihren Weg scheinbar mühelos zu den etwa 1000 Zuhörern findet, die das Gotteshaus bis auf die letzte Empore füllten. Sie erlebten ein Konzert, das mit gut geschulten Stimmen erneut für Staunen sorgte. Und für Gänsehautmomente.

Der Chor, der sich einmal im Monat zu Proben in Suhl, also in der Heimatstadt der Sänger trifft, die alle einst im Knabenchor groß geworden sind, hat unter Leitung von Maik Gruchenberg Unglaubliches geleistet – mit viel Konzentration, mit Können und Gefühl. Der Gesang und das Spiel an der Eilert-Köhler-Orgel, das Kreiskantor Philipp Christ mit Werken von Dietrich Buxtehunde sowie mit der Choralkantate „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Johann Sebastian Bach sowie von Samuel Scheidt (aus dem Görlitzer Tabulatorenbuch 1650) besorgte, ergab eine ganz besondere Mixtur an Stimmung, die feiner nicht hätte sein können für das Weihnachtsfest. Doch nicht nur Gesang und Musik wärmten Herzen und Gemüt, sondern auch der Fakt, dass die Männer auch in diesem Jahr ein besonderes Projekt unterstützen.

5000 Euro für Armenien

Es geht um jene Menschen aus Armenien, die alles verloren haben und aus Bergkarabach fliehen mussten. Für sie dauerhaft ein Bett zur Verfügung stellen zu können, dazu soll die Spende, die mit dem Konzert eingespielt und von den Besuchern zusammengetragen wurde, dienen. Die Kollekte nach dem Konzert hat 2440 Euro gebracht. „Nach unseren beiden Konzerten in Erfurt und Suhl werden wir über 5000 Euro nach Armenien spenden. Damit können rund 50 neue Betten mit Matratzen für einen Neuanfang der geflüchteten Armenier zur Verfügung gestellt werden“, sagt Thorsten Weiß, Vorsitzender des Vereins Ars Musica. Der Botschafter der Republik Armenien, Viktor Yengibaryan, hatte zu dem Konzert ein Grußwort geschickt, in dem er Ars Musica für die Unterstützung dankt und betont, dass trotz der humanitären Katastrophe in Berg-Karabach Armenien weiterhin entschlossen sei, eine neue Ära des Friedens im Südkaukasus einzuleiten.

Mit der Zugabe „Stille Nacht“ und dem stimmungsvollen Rausschmeißer „We wish you a merry Christmas“ entließ Ars Musica sein Publikum in den verregneten Abend. Und in das Weihnachtsfest.

Text: Heike Hüchtemann/ Photos: frankfoto.de

Nun kann die Weihnachtszeit kommen

Wann beginnt sie eigentlich, die Weihnachtszeit? Viele Suhler haben darauf eine einhellige Antwort: mit dem traditionellen Chorkonzert des Thüringer Männerchores Ars Musica zum Advent. Nun kann sie also kommen.

700 Konzertbesucher mit weiten Herzen in die Weihnachtszeit zu entlassen, ist den Sängern von Ars Musica während ihres aktuellen Chorkonzertes zum Advent brillant gelungen. Zu ihrer traditionell am vierten Advent stattfindenden musikalischen Einladung dazu, haben sie erneut in der Kreuzkirche begeistert. Wenn auch erstmals wesentlich zeitiger als sonst üblich, um der Bedeutung von König Fußball Rechnung zu tragen. Deshalb wurde das Konzert kurzerhand nach vorn verlegt, damit sowohl kulturelle, als auch sportliche Freuden zum WM-Finale nicht kollidierten.

Festliche Stimmung, geheimnisvolle Momente, zu Herzen gehende Klänge, all das vermochten die Sänger mit ihrem Programm auch bei Tageslicht zu bewirken und bewiesen damit einmal mehr die Kraft, die von Musik und die Magie, die von der Stimme ausgeht. Sich ganz darauf zu konzentrieren, gelang gleich ab im zum von Kreiskantor Philipp Christ an der Orgel eingeleiteten ersten Teil des Konzertes, in dem überwiegend internationale Stücke interpretiert wurden. Deren Inhalte blieben den meisten Zuhörern wohl sicherlich verborgen. Etwa beim kraftvoll vorgetragenen „Veni Emmanuel“ (Frankreich), mit dem die Freude auf Jesu Geburt verkündet wird oder beim Wiegenlied „A la nanita nana“ (Spanien). Daraus machten Sebastian Byzdra und Alexander Nutsch als Solisten in der Kanzel einen besonderen Hörgenuss, der sich in bewegende Augenblicke steigerte. Wieder war es Sebastian Byzdra, der als Solist in der von Maik Gruchenberg bearbeiteten Huldigung „Kyrie für Männerchor und Solo Tenor“ den Atem der Zuhörer kurz ins Stocken geraten ließ.

Überraschende Interpretationen

Ob die weihnachtliche Weise aus Katalonien „Mitten in der Winternacht“, das schwedische Weihnachtslied „Jul, jul, stralande, jul“, dem später das flott-fröhliche „Ding Dong! Merily in high.“ folgte, der Glockenklang zur Feier der Geburt des Heilands oder „Whisper! Whisper!“, ein Weihnachts-Spiritual aus den USA, die Stückauswahl für das Chorkonzert zum Advent von Ars Musica sparte mit Überraschungen keineswegs. Das galt besonders auch für die Interpretationen bekannter Weihnachtslieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“ , „O Heiland reiß die Himmel auf“ oder „O Tannenbaum“, die ein äußerst angenehm moderner Hauch umgab.

Maik Gruchenberg, künstlerischer Leiter des Thüringer Männerchores, bewies erneut feines Gespür dafür, seine Sänger weihnachtliche Stimmung verbreiten zu lassen und lud auch zum jüngsten Konzert alle Besucher zum gemeinsamen Singen von „O du Fröhliche“ ein. Mit „Stille Nacht“ verabschiedete der Chor in die erwartungsvolle Zeit, nicht ohne jedoch vorab zu verraten, für welchen Zweck die Kollekte in diesem Jahr Verwendung finden soll. Angedacht ist, das Holzpodest in der Kreuzkirche zu erneuern, das noch aus tiefster DDR-Zeit stammt, einst im Eigenbau errichtet worden ist und keinem Standard entspricht. Noch hat Küster Torsten Röpke keinen Preis, wohl aber möchte er, dass es dem der Hauptkirche entspricht, das Mitte der 1990er Jahre angeschafft worden ist. Zudem soll das neue Podest künftig auch für den Außenbereich nutzbar sein. Für ein solches aus Aluminium und Multiplexplatten bereitet er gerade das Aufmaß vor und rechnet zum Beginn des kommenden Jahres mit einem Angebot. Insgesamt 1700 Euro haben die Konzertbesucher am vergangenen Sonntag dazu bereits beigetragen. Wer weiß, vielleicht erleben sie den Männerchor zum nächsten Adventskonzert schon auf neuen Podest-Elementen.

Text: Dörthe Lemme / Foto: frankphoto.de

Schöner die Stimmen nie klingen

Vor 50 Jahren haben 53 Knaben unter Leitung von Hubert Voigt zum ersten Mal geprobt. Jetzt steht der nur noch 17-köpfige Knabenchor mit Männern auf der Bühne, die ihre Karriere in dem Klangkörper hinter sich und noch immer Freude am Singen haben.

Schöner die Stimmen nie klingen … Nie schöner als in diesem Zusammenspiel von gestandenen Männern, Kindern und Jugendlichen, die nicht nur die Freude am gemeinsamen Gesang vereint, sondern der Suhler Knabenchor. Der feiert am Samstag seinen 50. Geburtstag. Und wie! Sie alle bringen auf die Bühne der bis unters Dach voll besetzten Hauptkirche, was wohl kaum eine andere Stadt aufzuweisen hat – einen etwa 50 Stimmen starken Männerchor aus Ars Musica und anderen ehemaligen Sängerknaben, der den Knabenchor in seine Mitte nimmt. Schöner hätte das Symbol dafür, dass die Mitgliedschaft im Knabenchor nicht irgendwas ist, sondern etwas für das ganze Leben, nicht inszeniert werden können. Das Konzert verbindet die Freude von heute mit den Erinnerungen von gestern. Und es zeigt, welche Gemeinschaft aus dem Knabenchor heraus gewachsen ist.

Spannender Musik-Bogen

Aus dem Knabenchor, für den jetzt Max Rowek Aufbauarbeit leistet und vor allem Nachwuchsarbeit. Der Auftritt der Knaben überrascht. Mit Können. Anspruch. Mit Hingabe. Bei dem Magnificat quarti toni mit Cellosoloeinlagesätzen zum Beispiel, das einen musikalischen Bogen über einen Zeitraum von etwa 475 Jahren spannt. Maik Gruchenberg, der Leiter des Männerchors Ars Musica, stimmt Antiphone an, die an schlichte Psalmengesänge erinnern, der Knabenchor löst ihn ab und Karima Albrecht am Cello hat ihren Einsatz. Sie lässt Improvisationen hören, selten gehörte Töne, die mitunter sphärisch klingen, kaum noch einem Cello zuzuordnen sind und sie liefert einen modernen Kontrast zu der sehr alten Musik. Für den einen mag das spannend sein, für den anderen Geschmackssache. Interessant aber ist das allemal. Freilich singt der Knabenchor auch traditionelle, wunderbar arrangierte Weihnachtslieder wie „Sind die Lichter angezündet“ oder „Leise rieselt der Schnee“. Und die jungen Sänger ernten Beifall über Beifall für ihren Auftritt, mit dem sie sich und ihren Chorleiter Max Rowek für all die Probenarbeit belohnen.

Kreiskantor Philipp Christ spielt die wunderbare Fuga Sopra il Magnificat auf der Orgel und dann gehört die Bühne dem Männerchor Ars Musica. Den Männern also, die vor Jahrzehnten im Suhler Knabenchor groß geworden sind und das Singen nicht sein lassen konnten. Zum 20. Geburtstag des Knabenchores, haben sie sich auf Bitten von Hubert Voigt noch einmal zusammengefunden und waren erstaunt, dass ihre Stimmen noch immer eine gute Qualität haben. So beschlossen sie, als Männerchor Ars Musica weiter zu singen. Das machen sie nun schon seit 30 Jahren, begeistern bei Konzerten, füllen Kirchen und Hallen, gehen auf Konzertreisen ins Ausland und setzen immer wieder soziale Projekte um. Nun singen sie unter anderem „O Heiland reiß die Himmel auf“ und den Klassiker „O Tannenbaum“. Und das mit herrlich modernen Zitaten, ohne den klassischen Bezug zu verlieren.

Emotionen mit Botschaft

Schließlich steht sich Ars Musica etwa 20 anderen ehemaligen Sängerknaben gegenüber, die eigens für das Geburtstagskonzert geprobt haben und in ihre Heimatstadt gereist sind. Maik Gruchenberg leitet beide Chöre und führt sie zusammen. Nein, auch diese Ehemaligen haben nichts verlernt, auch wenn mancher Stimme vielleicht ein bisschen Training fehlt. Zusammen bringen sie Lieder wie „Süßer die Glocken nicht klingen“ und „Tochter Zion, freue dich!“ zu den Ohren des Publikums, das begeistert ist.

Zu toppen ist das nur noch durch den vorletzten Programmpunkt. Durch den gemeinsamen Gesang von Ars Musica, Ehemaligen und dem Knabenchor, die „Drei Könige wandern aus Morgenland“ interpretieren. Dabei halten sich die Männerstimmen so dezent im Hintergrund, dass die Stimmen der mutigen Knaben regelrecht leuchten können. Was für künstlerische, was für emotionale Momente! So manchem im Publikum stehen die Tränen in den Augen. Es ist ein Genuss. Es ist eine Botschaft. Der Knabenchor ist im Herzen der Suhler zu Hause.

Text: Heike Hüchtemann/ Fotos: frankphoto.de

2022, Kritiken

4000 Kilometer entfernt „schaut doch Hoffnung um die Ecke“

Langewiesen – Selbst das frühlingshafte und zeitgleiche Nachhole-Weihnachtsoratorium im benachbarten Ilmenau zehrte kaum an der erwarteten Gästezahl dieses unvergleichlichen Chorkonzert-Erlebnisses in Langewiesens Liebfrauenkirche. So ergreifend zu Herzen gehend und bewundernswert wie das noch junge Armenienhilfe-Projekt des samt Kirchgemeinde einladenden Ehepaares Michael und Gabriele Damm, Pfarrer i.R. aus Holzhausen, erklang zum Auftakt der armenische Sakralgesang „Amen Hayr Surb“ von Makar Yekmalyan (1856 – 1905).

Der Männerchor Ars Musica, dessen Mitglieder monatlich aus halb Deutschland und dem EU-Ausland zu Proben in Suhl zusammen kommen, in der Langewiesener Liebfrauenkirche. Foto: Klaus-Ulrich Hubert

Über 25.000 Erdbeben-Tote
Stimmen und Stimmung so mächtig und eindrucksvoll wie das rund 4000 Kilometer entfernt gelegene Land am Kaukasus Südhang und am Fuße des Heiligen Berges der Armenier, dem Ararat… auf türkischem Staatsgebiet.

Dass der 1994 aus ehemaligen Sängern des Knabenchores der Suhler Philharmonie gegründete Klangkörper unter Leitung von Maik Gruchenberg (seit 2010 künstlerischer Leiter der Halleschen Kantorei) 35-köpfig unter viel herzlichem Begrüßungs-Beifall Samstagabend in die Liebfrauenkirche einzog, hatte vor allem auch diesen Grund: Die Musiker kennen nicht erst seit ihrer großen Konzertreise durch Armenien im August des Vorjahres das Ehepaar Damm aus dem Ilm-Kreis-Norden als schier unverdrossene Verbündete im humanistischen Hilfe-Anliegen für viele armenische Einzelschicksale.

„Heimat des Schmerzes“
Seien es die überlebenden Opfer des 1988-er Erdbebens in Spitak mit weit über 25 000 Toten, deren Nachkommen immer noch in provisorischen Containerdörfern hausen. Oder eben die des Kaukasus-Krieges von 2020! Oder, weil Armenien oft auch als „Heimat des Schmerzes“ gilt. Der reicht weit zurück in Verfolgung, Vertreibung und bis in Zeiten des Völkermordes durch das Osmanische Reich an den Armeniern im Jahr 1915.

„Zuletzt hinterließ der Krieg um die Region Bergkarabach ab 2020 Verwüstung, Armut und Leid, das wir hinter all den anderen Schlagzeilen hierzulande weder ermessen können, noch irgendwie vor Augen haben. Also schlicht vergessen. Weil sie so weit weg scheinen…“, so Gabriele Damm bei Vorbereitung des großen Solidaritätskonzertes im kleinen Langewiesen gemeinsam mit Choraktivist Thorsten Weiß.

Sogar bei Radio Erivan
Der Suhler Vereinsvorsitzende und Gründer von „Ars Musica“ mit seinen Mannen sei in Sachen ehrenamtlicher Hilfe für Menschen in Not und vielerlei andere soziale Projekte das Beste, was ihnenin Sachen Armenienhilfe passieren konnte, sagt Michael Damm. Schulterklopfend auch für Thorsten Weiß‘ Vorjahrestitel „Thüringer des Monats“ beim MDR.

Denn mögen die weltweiten Konzertreisen des Chores wie u.a. nach China, Japan, Chile, Portugal, Rumänien, Portugal, Tschechien und ins partnerstädtische Kaluga (Russland) noch so eindrucks- und erlebnisreich gewesen sein: Ihre zehn Konzerte vom Sommer 2021 zwischen dem Tonstudio des berühmten Senders Eriwan, den Klöstern wie u.a. Sewanawank über dem Sewansee, im Musikkonservatorium Gyumri oder in Spitak, der Stadt des Bebenepizentrums und Massensterbens von 1988 – sie gehörten zu ihren spürbar Herzens-nachhaltigsten.

Sieg gegen Bayern
Dass der Spruch „Nur Tore zählen!“ letztlich auch nicht nur die gemeinsame Arbeit für armenische Hilfsprojekte kennzeichnet, stand im Vorjahr bei einem fröhlichen Mannschaftsbild des Chores in Eriwan-City Pate: Am Denkmal der Elf des FC Ararat mischten sich die Sänger unter die lebensgroßen bronzenen Fußballer, die 1975 den FC Bayern bezwangen…

Nun aber, als das über ein Dutzend Werke der Welt-Chormusik umfassende Konzert letztlich mit einem humorvoll um-komponierten Medley frei nach Schuberts „Launischer Forelle“ und einer Zugabe endete, wollten es die Akteure des unvergesslichen Abends kaum glauben. Gabi Damm, während die Sänger im Gemeindesaal-Garten mit Bier und Bratwurst ihre „Gage“ einstrichen: „Zusätzlich zu den gespendeten Eintrittsgeldern von 740 Euro kamen nach Konzertende noch weitere 970 Euro an Spenden zusammen!“

„Alles wird wieder gut“?
Gabriele Damm deutete bei ihrem herzlichen Dankeschön an den Chor und dessen Publikum lediglich an, welches Schicksal auf der Flucht vor Phosphor- und Streubomben die von ihm konkret betreute Familie eines Kriegs-toten Soldaten erleidet. Und wie man ihr zu halbwegs menschenwürdigen Wohn- und Lebensverhältnissen verhilft.

Friedrich Silchers (1789 – 1860) Chorwerk „Frisch gesungen“ enthält die Refrain-Zeile „…und alles wird wieder gut“. Das wird es für die Menschen in Armeniens und in anderen Armuts- und (Nach-)Kriegsregionen wohl nicht so bald. Doch Damms rührige Projekthelferin vor Ort, Stella, formulierte gerade dieser Tage bei Verabschiedung der Helfer aus dem Ilm-Kreis: „Wir leben in einem sehr armen Land. Aber um manche Ecke schaut eben manchmal doch etwas Hoffnung.“

An solch einer Ecke lag am Samstag auch Langewiesens Liebfrauenkirche.

von Klaus-Ulrich Hubert

Kleines klingendes Weihnachtswunder

Es gibt sie doch noch, die kleinen Wunder. Ars Musica hat am vierten Advent ein Weihnachtskonzert gegeben. So ist es Tradition. Genauso wie es Tradition ist, dass die Männer wieder für ein Hilfsprojekt Spenden sammeln.

Suhl – Ein Konzert mit dem Männerchor Ars Musica zu erleben, ist immer eine Freude. Für die Sänger. Und für das Publikum. Am Sonntag ist diese Freude noch etwas größer als sonst, auch wenn das Publikum kleiner sein musste. Und sie ist ein bisschen besonders. Das zeigt auch der Applaus zu Beginn des selten gewordenen Kulturerlebnisses. Der gilt Maik Gruchenberg, dem künstlerischen Leiter des Chores, und den Sängern.

Foto: frankphoto.de

Den gab es auch dafür, dass sie dieses Konzert überhaupt ermöglicht haben mit allem, was sein musste. Zertifikate kontrollieren, Kontaktdaten einsammeln, Plätze so zuweisen, dass das Publikum mit genügend Abstand sitzen kann, das Tragen der Maske anmahnen … Ohne all das hätte dieses Konzert, das lange auf Messers Schneide stand, nicht stattfinden können. Die Zuhörer – statt der sonst üblichen 1000 Menschen, durften diesmal nur etwa 360 dabei sein – arrangieren sich damit. Die Sänger, die alles Kinder der Stadt Suhl und längst zu gestandenen Männern gereift sind, auch.

Philipp Christ spielt an der Orgel Bachs „Meine Seele erhebt den Herrn“ und der Chor stimmt ein geistliches Lied aus Armenien an. „Amen Hayr Surb“ zitiert einen Gebetsruf der armenischen Liturgie. Die Stimmen der Sänger vereinen sich zu einem Erlebnis. Ein Erlebnis, das das ganze Konzert lang anhält und festliche Stimmung verbreitet. Dies sowohl mit internationalen Advents- und Weihnachtsliedern wie beispielsweise „Als die Welt verloren“ (Polen), „Joy to the World (England) oder „Go tell it on the Mountain“ (USA) als auch mit weihnachtlichen Werken aus Deutschland. Zu denen leitet Philipp Christ an der Orgel mit wunderbaren Choralvariationen zu „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (Bert Matter) über. Die Männer, die einst im Suhler Knabenchor groß geworden sind, singen „Maria durch den Dornwald ging“ auf so wunderbare Weise, dass es eine Gänsehaut gibt, die nicht der Kühle in dem großen Gotteshaus zuzuschreiben ist. Maik Gruchenberg zieht den imaginären Hut vor dem Chor. Und sein Daumen geht für kleine Momente als Zeichen der Anerkennung auch hoch, als der Chor „Still o Himmel“, „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ oder „Tausend Sterne sind ein Dom“ interpretiert – mit Klasse, Herzblut und viel Gefühl.

Selbstredend lässt das Publikum die Sänger nicht ohne Zugaben von der Bühne treten. Für die letzte Zutat, für die kaum etwas besser passt als der Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums – „Stille Nacht, heilige Nacht“ – bittet der Chordirektor, auf Beifall zu verzichten.

So wird das Publikum mit Freude im Herzen und festlich gestimmt, nach draußen entlassen. Nach draußen, in diese Welt, die gerade jetzt viele kleine und gerne auch große Wunder gebrauchen könnte. Und der die Zuhörer während des Konzertes und für die Zeit des Nachklangs für eine kleine Weile entrücken konnten. Wäre draußen vor der Kirchentür noch leise Schnee vom Himmel gerieselt wie es die Sänger mit ihrem letzten Programm-Lied herbeisingen, hätte der Abend ein weiteres kleines Wunder erfahren.

Für ein Wunder anderer Art werden die Männer demnächst mithilfe der Konzertbesucher, die sich spendenfreudig zeigen, sorgen. Nach etlichen Projekten, die sie in Armenien bereits angeschoben umgesetzt haben, wollen sie nun die Sanierung einer Schule in Krashen finanzieren helfen. Krashen liegt in dem Gebiet, in dem 1988 das Epizentrum des verheerenden Erdbebens lag. Dieses Unglück war damals, als die Männer noch im Knabenchor gesungen hatten, Auslöser für eine aufsehenerregende Spendenaktion. Seitdem haben die Suhler Sänger nicht nur den Gesang und ihre Freundschaft, sondern auch Armenien in ihrem Herzen.

von Heike Hüchtemann

Das Phänomen Ars Musica

Der Thüringer Männerchor Ars Musica ist ein Phänomen. Er vereinigt Sänger, die im Suhler Knabenchor ihre Gesangskarriere begonnen haben und heute noch eine eingeschworene Gemeinschaft sind.

von Heike Hüchtemann
Ars Musica steht für Qualität. Und für Beständigkeit. Die Wurzeln des Chores reichen bis in das Jahr 1972 zurück. Bis in das Jahr also, in dem Hubert Voigt den Suhler Knabenchor gegründet hat. Als Knaben haben viele der Männer ihre Gesangskarriere begonnen, die heute noch ihrer Leidenschaft frönen. Und ihre Gemeinschaft pflegen, in der viele Freundschaften gewachsen sind. Einmal im Monat gibt es ein Probenwochenende in Suhl, was insofern bemerkenswert ist, als dass die wenigsten der Sänger noch in Suhl leben. Manche reisen sogar aus Bern und Lissabon an, andere aus den verschiedensten Ecken Deutschlands. Das unterstreicht die Liebe zum Gesang und die Ernsthaftigkeit, mit der die etwa 30 Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ihr wunderbares Hobby betreiben.

Die Weihnachtskonzerte von Ars Musica am vierten Advent in der Suhler Kreuzkirche haben seit 20 Jahren Tradition. Ebenso wie das soziale Engagement der Sänger, die jährlich einen Teil des Erlöses sowie gesammelte Spenden einem sozialen Zweck zukommen lassen. Archivfoto: frankphoto.de

Der Chor, der seit 2018 unter der künstlerischen Leitung von Maik Gruchenberg steht, hat sich der Pflege des traditionellen Männerchorgesangs ebenso verschrieben der Darbietung zeitgenössischer Werke aus der anspruchsvollen Chorliteratur. Höhepunkte der Chorgeschichte von Ars Musica waren Konzertreisen nach China, Südafrika, Chile, Japan, Portugal, Rumänien sowie die Teilnahme an internationalen Chorwettbewerben in Kaluga (Russland), Prag und Wernigerode, wo Ars Musica in der Kategorie „Anspruchsvoller Männerchorgesang“ das Goldene Diplom erhielt.

Stimmen voller Glanz, der frei wirkende Fluss der Tempi, schier schwebende, glasklare Töne, lupenreine Intonation – diese Worte finden Kritiker der Konzerte von Ars Musica nur zu gern.

Schöne Tradition ist, dass die Sänger in der Stadt Suhl, in der sie groß geworden sind, immer am vierten Advent ein Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche geben. Seit mehr als 20 Jahren können sich die Suhler und ihre Gäste darauf verlassen. Und sie wissen diese Konzerte sehr zu schätzen. Meist füllen mehr als 1000 Besucher das Gotteshaus. Tradition ist auch, dass ein Teil des Erlöses aus diesen Konzerten, sowie die unter den Besuchern gesammelten Spenden, einem sozialen Projekt zugute kommen. Am vierten Advent 2018 kamen so 5300 Euro zusammen, die für die Sanierung einer Schule in einem kleinen armenischen Dorf gespendet werden. So versteht es Ars Musica immer wieder dem Weihnachtsfest ein helles Licht aus wunderbarem Gesang und Mitmenschlichkeit aufzusetzen. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Sänger nach Armenien reisen und ein Konzert geben.

Für das Südthüringer Chorfestival studieren die Männer „Wer hat dich du schöner Wald“ von Felix Mendelssohn Bartholdy ein sowie „Veronika, der Lenz ist da“ ein. Letzteres gilt als einer der bekanntesten Schlager im Repertoire der Comedian Harmonists.

Ars Musica ist nicht nur zum 2 Südthüringer Chorfestival am 11. Mai, ab 17 Uhr im CCS zu erleben, sondern auch danach – am 16. Juni um 16 Uhr in Themar in der Bartholomäuskirche.

Fest-Einstimmung vom Feinsten

So wie es die Suhler kennen und lieben setzt in diesem Jahr der Männerchor Ars Musica wieder den glänzenden Schlusspunkt hinter die Reihe der Adventskonzerte. Und das mit bewegendem Hintergrund.

Von Heike Hüchtemann
Suhl – Nein, die Suhler haben die Sänger des Thüringer Männerchores nicht vergessen. Auch wenn der im vergangenen Jahr aussetzen musste und es kein Adventskonzert in die Kreuzkirche gab, so wie in den 24 Jahren zuvor. Ihr langjähriger Leiter Hubert Voigt ging in den Ruhestand und ein neuer Leiter war noch nicht verfügbar. Jetzt ist er da: Maik Gruchenberg. Und was er mit den Sängern in das Gotteshaus zaubert, das einmal mehr über 1000 Suhler und deren Gäste füllen, ist eine Einstimmung auf das Weihnachtsfest nach Maß. Das meint nicht nur das anspruchsvolle Programm, die stimmlichen Qualitäten der Sänger und das brillante Orgelspiel von Philipp Christ. Es sind auch die Momente, die das Herz wärmen.

Foto: frankphoto.de
Bewegende Erinnerung
Da ist diese Erinnerung an das Konzert des Knabenchores vor 30 Jahren, als viele der heutigen Ars Musica-Sänger noch kleine Jungs waren. Armenien wurde von einem Erdbeben erschüttert und zu großen Teilen zerstört. Knabenchor-Leiter Hubert Voigt wollte mit Pfarrer Hans Michael helfen, Spenden sammeln – mit einem Konzert in der Kirche. Sie hatten es trotz vieler Widerstände und des Verbotes, in der Kirche aufzutreten, geschafft. 12 000 Mark sind damals zusammengekommen. In Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis, werden nun wieder für Armenien Spenden gesammelt. Für eine Schule in einen armenischen Dorf. Der Botschafter Armeniens in Deutschland, Seine Exzellenz Ashot Smbatyan, hat es sich nicht nehmen lassen, genau dieses Konzert zu besuchen, mit dem seinem Heimatland erneut geholfen werden soll. „In jenem Dezember 1988 standen uns viele in der Welt hilfreich zur Seite, aber die Hilfe, die vor 30 Jahren von dem Suhler Konzert zu uns kam, hat mich besonders bewegt“, sagt der Botschafter. Bis heute seien nicht alle Wunden geheilt und es berühre ihn
sehr, dass erneut von Suhl aus Armenien Hilfe angeboten wird. Und das auf eine ganz wunderbare Weise. Denn Ars Musica hat in sein Programm ein armenisches Weihnachtslied aufgenommen, dessen Interpretation Ashot Smbatyan in höchsten Tönen lobt. Selbst die Sprache sei sehr authentisch rübergekommen. „Ich habe in meiner ganzen Amtszeit noch nicht erlebt, dass ein Chor ein Weihnachtslied aus meiner Heimat gesungen hat“, sagter sichtlich ergriffen. Zu diesem Stück gesellen sich alte Lieder wie „Tochter Zion, freue dich“ von Georg Friedrich Händel, das der Chor in einer Bearbeitung von Wolfram Buchenberg (geboten 1962) singt. Zu hören ist auch „Hoch tut euch auf“ von Christoph Willibald Gluck. Ebenso eine Melodie aus Frankreich, die den Titel „Veni Emmanuel“ trägt. „Schöner Stern, da bist du wieder, weckst in uns die alten Lieder“ – diese und noch mehr schöne Zeilen von Ludwig Winand (geboren 1940) tragen die Männer über ihre Stimmen durch das Kirchenschiff, bevor Philipp Christ an der Eilert-Köhler-Orgel das Concerto G-Dur von Johann Sebastian Bach spielt.
5000 Euro für die Schule In stimmigem Kontrast dazu lässt Ars Musica „Hallelujah“ von Leonard Cohen in einem Arrangement von Maik Gruchenberg erklingen und „Whisper! Whisper“ von Jay Althouse, um dann von der Moderne wieder zu alten Liedern wie „Maria durch ein Dornwald ging“ zu schwenken. Dieser faszinierende Mix bekommt durch das Concerto in B von Georg Friedrich Händel – gespielt von Philipp Christ an der Orgel – eine weitere wohlklingende Zutat. Und die erinnert an ein verpasstes (oder verspätetes) kleines Jubiläum. Denn 2017 – in dem Jahr also, in dem Ars Musica kein Adventskonzert gab – ist es genau zehn Jahre her gewesen, dass erstmals in alter neuer Schönheit die Eilert-Köhler-Orgel nach ihrer Restaurierung den feierlichen Rahmen für ein Konzert des
Männerchores bot. Für deren Wiederherstellung hatten sich auch die Sänger in früheren Auftritten eingesetzt und Teile der Konzerterlöse gespendet. So wie in diesem Jahr für die Schule in Armenien. Bei dem Konzert am Sonntagnachmittag sind sage und schreibe 4862 Euro zusammengekommen. Die Sänger haben auf 5000 Euro aufgerundet. „Ein großartiges Ergebnis“, sagt Torsten Weiß, der ankündigt, dass der Chor die Spende selbst in das kleine Dorf in Armenien bringen wird. Und wer weiß, vielleicht geben die Männer dort auch ein Konzert. Möglicherweise in der Schule?

Mehr als 1000 Menschen sind in die Kreuzkirche gekommen, um nach einjähriger Pause wieder ein Adventskonzert mit Ars Musica zu erleben. Und das stand diesmal im Zeichen der Hilfe für eine Schule in Armenien.
Besser hätte die Einstimmung auf das Weihnachtsfest wirklich kaum gelingen können. Schöner Gesang und feine Musik, die es nicht nur zum Vergnügen des Publikums gibt, sondern auch mit Gedanken an Menschen, die Hilfe brauchen. Gut gestimmt und mit gewärmten Herzen, entlässt Ars Musica sein Publikum in die Weihnachtstage. Allerdings nicht ohne, mit den Zuhörern gemeinsam „Seht, die gute Zeit ist nah“ zu singen und nach Klassikern wie „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „Es ist ein Ros entsprungen“ Zugaben beispielsweise mit „Stille Nacht“ zu geben. So freut sich Suhl nicht nur auf das Fest, sondern auch darauf, dass nun alle Jahre wieder Ars Musica dem vierten Advent ein helles Licht aus wunderbarem Gesang und Mitmenschlichkeit aufsetzt.

Generalprobe für Konzert, mit dem auch 30 Jahre zurückgedacht wird

Der Thüringer Männerchor Ars Musica hatte am 1. Adventsonntag zwar nur ein kleines Publikum in der Dreieinigkeitskirche in Stützerbach, aber eine große Aufgabe. Dies war die Generalprobe für das Weihnachtskonzert.

Stützerbach/Suhl – Lukas Annemüller war begeistert, als der Thüringer Männerchor Ars Musica aus Suhl in der Stützerbacher Kirchgemeinde nachfragte, ob er dort am ersten Adventsonntag ein Konzert geben dürfe.
Dass es nur ein kleines Publikum wurde, lag am kurzfristig gesetzten Termin. Eigentlich wollten die Sänger, die allesamt dem Suhler Knabenchor entwachsen sind, in der Kirche in Frauenwald singen. Da dort aber an diesem Tag die Frauenwalder Weihnacht gefeiert wurde, mussten sie ausweichen. „Wir haben geschaut, was in der Nähe liegt“, sagt Maik Gruchenberg, der den Chor leitet. Im Abstand von vier Wochen treffen sich die Sänger an den Wochenenden zu Proben. Aus ganz Deutschland und dem Ausland kommen sie dafür in ihren Heimatort Suhl. Zum Schluss der Probephase wurde eine Möglichkeit gesucht, das gerade erarbeitete Programm vor Publikum vorzustellen. Somit war der Auftritt die Generalprobe für das Konzert, das am vierten Advent in der Suhler Kreuzkirche stattfindet.

Der Thüringer Männerchor Ars Musica gab in der Dreieinigkeitskirche in Stützerbach ein Konzert. Foto: Marina Hube


„Wir haben relativ viele neue Stücke“, sagt der Chorleiter. Das Publikum war begeistert und nicht nur Lukas Annemüller, der zwischen den Gesangpartien weihnachtliche Orgelmusik spielte, bekam ein Kribbeln auf der Haut, bei diesen klaren Stimmen, die die anspruchsvolle Chormusik perfekt interpretierten.Natürlich forderten sie auch das Publikum auf, ein Lied mitzusingen. Und so füllte sich der Kirchenraum der Dreieinigkeitskirche mit dem gemeinsamen Gesang vom „Stern über Bethlehem“.
Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass Ars Musica zum vierten Advent in Suhl zu hören ist. Nach der Verabschiedung von Hubert Voigt musste das Weihnachtskonzert im vergangenen Jahr ausfallen. Nun findet es wieder statt – am Sonntag, 23. Dezember, 15 Uhr, in der Kreuzkirche. Und das unter der neuen Leitung von Maik Gruchenberg. Der ehemalige Suhler ist heute als Sänger des Opernchores in Halle und als Leiter der Halleschen Kantorei bekannt. Erklingen wird traditionelle und moderne Advents- und Weihnachtsmusik, unter anderen von Georg Friedrich Händel, Michael Praetorius und Leonard Cohen. An der Orgel wird Kantor Philipp Christ zu erleben sein.
Aber nicht nur weihnachtlich geprägt wird dieses Konzert sein. Es wird auch an ein Ereignis von vor 30 Jahren erinnern. Am 7. Dezember 1988 gab es ein verheerendes Erdbeben in der damaligen Sowjetrepublik Armenien, in dessen Folge über 25 000 Tote zu beklagen waren. Millionen Menschen waren von Obdachlosigkeit betroffen – mitten im eisigen Winter des Kaukasus. Hubert Voigt und der damalige Pfarrer Michael riefen zu einem Benefizkonzert in die Suhler Hauptkirche auf, welches dann nur zehn Tage später stattfand.
Über 1000 Suhler folgten dem Aufruf und gemeinsam konnten 12 000 Mark zugunsten der armenischen Erdbebenopfer gespendet werden. Dieses Konzert, kurzfristig organisiert und durchgeführt von einem staatlichen Ensemble in einer Kirche mit einem solchen Besucherandrang, war unter den damaligen politischen Verhältnissen etwas Außergewöhnliches, und es ergaben sich daraus auch disziplinarische Konsequenzen für die Initiatoren. 30 Jahre später möchte der Thüringer Männerchor Ars Musica mit vielen ehemaligen Sängern des Suhler Knabenchores an dieses Ereignis erinnern und mit einem Teil der Konzerterlöse die Arbeit der Mittelschule von Litschk in der armenischen Region Gegharkunik unterstützen. Das Dorf Litschk hat etwa 3000 Einwohner und befindet sich in einer abseits gelegenen Region mit schwacher Infrastruktur und hoher Arbeitslosigkeit. Die Schule hat sich Deutsch als erste Fremdsprache gewählt.