Kategorie: 2009

Kritiken aus dem Jahr 2009

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2009, Kritiken

Gesang wärmte die Herzen

Weihnachtskonzert: Mehr als 800 Zuhörer lauschten in der Kreuzkirche Ars Musica

Suhl – Der hohen Kunst der Musik frönte der Thüringer Männerchor am Sonntagnachmittag bei seinem traditionellen Weihnachtskonzert im wahrsten Sinne des Wortes. In einer brechend vollen Kreuzkirche, in der selbst von der dritten Empore geneigte Augenpaare in den Altarbereich herabblickten, stiegen weihnachtliche Gesänge in höchster Vollendung in den Himmel. Etwa 800 Zuhörer hatten sich an dem klirrend kalten Tag eingefunden, um den alterwürdigen Weisen zu lauschen. Zusätzliche Stühle wurden in den Mittelgang gestellt.

Orgelklänge zur Einstimmung
Unter der Leitung von Hubert Voigt zeigten die gut 30 Sänger von Ars Musica einmal mehr, dass sie zu Recht vor vier Jahren beim internationalen Chorwettbewerb in Wernigerode das Goldene Diplom für „Anspruchsvollen Männerchorgesang“ in der Semi-Profi-Kategorie erhalten hatten. Zum vierten Mal in diesem Jahr präsentierte der Chor, dessen Mitglieder aus der ganzen Bundesrepublik, der Schweiz und Portugal anreisen, sein Weihnachtsprogramm.
Am ersten Adventswochenende hatte er Konzerte in der Erfurter Martinikirche und in der Klosterkirche Rohr, am Vortag in der Kirche von Rieth/Rhön gegeben. Eröffnet und abgerundet wurden seine herrlichen Darbietungen mit vier Stücken von KMD Elisabeth Schubert an der Orgel, die noch einmal kurz vor ihrem Eintritt in den (Un-)Ruhestand Ende des Monates einige Kostproben ihres herausragenden Könnens gab. Gleich zu Anfang griff sie zu Dietrich Buxtehudes „Präludium, Fuge und Ciacona CDur“ feierlich in die Tasten. Später erfreute sie die Zuhörer mit zwei sparsam registrierten, liedhaft getragenen Choralbearbeitungen desselben Komponisten und einer „Pastorale“ von Domenico Zipoli – einem italienischen Hirtenlied, bei dem der Glöckchenklang der Tiere nicht fehlen durfte. Superintendent Martin Herzfeld begrüßte herzlich Akteure und Gäste und dankte Reiner Recknagel, „dass es möglich ist, trotz der Eiseskälte draußen in dieser Kirche länger als fünf Minuten auszuhalten.“ Er freute sich über das Zusammenkommen der Menschen „alle Jahre wieder“ und verwies auf den Aspekt des Mutmachens, der mit den Texten einhergehe. Der Chor führte sich mit zwei gegensätzlichen Weisen ein, der „Winterklage“ von Anton Schöndlinger und dem spanischen Weihnachtslied „O Messias“, welches die Ankunft des Königs beschwört. Auch im Folgenden arbeiteten die Sänger die Unterschiede zwischen den einzelnen Chorsätzen eindrucksvoll heraus. Insbesondere beim dreiteiligen Marien-Block zeigten sie ihre Finesse, dem Marienlob jeweils eigenständige Profile zu verleihen. Gänsehautverdächtig war ihre Intonation von „Maria durch ein“ Dornwald ging“, einem Volkslied aus dem Eichsfeld. „Ave Maria zart“ von Johann Georg Braun und „Wunderschön Prächtige“, eine spätbarocke Weise aus dem Kloster Einsiedeln, folgten in schmelzender Lieblichkeit. Ein kräftiger Ruf von Andreas Hammerschmidt „Öffnet die Tore weit“ belebte das Terrain des ersten (Advents-)Teils, dem ein prächtig kolorierter Händel mit „Tochter Zion, freue dich“ aus dessen beliebtesten Oratorium „Judas Maccabaeus“ in nichts nachstand.

Was wäre ein Weihnachtskonzert ohne die Möglichkeit, als Zuhörer selbst mitzusingen? Dieser Neigung trugen Kanons Rechnung. Der zweite (Weihnachts-)Teil eröffnete mit Friedrich Silchers „Alle Jahre wieder“, und schwang sich über den makellosen Wohlklang verschiedener Weihnachtslieder, die Eichendorff- und Storm-Texte zur Grundlage hatten, über Stücke aus Schlesien und Polen zu einem exzellenten Finale auf: Beethovens „Hymne an die Nacht“.

Spende für Förderzentrum
Ein Chormitglied verwies auf den wohltätigen Zweck, der mit dem hinreißenden Konzert Hand in Hand ging: Ein Euro pro Eintrittskarte geht an das Suhler Förderzentrum in der Aue, die Kollekte soll der Innenausstattung der Kreuzkirche zugute kommen. Mit einer eindrucksvoll verklingenden alpenländischen Weihnachtsweise wurde dem Wunsch nach einer Zugabe stattgegeben. Noch ein vereintes „Stille Nacht, heilige Nacht“, dann trat das erfüllte Publikum hinaus in das wilde Schneegestöber.

[message_box type=”note” icon=”yes” close=”Hide”]Erschienen im Freien Wort 22.12.2009
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2009, Kritiken

Ehemalige Chorknaben sangen

Rieth – Adventskonzert: Ars Musica begeisterte über 100 Zuhörer in der Riether Kirche

Dass der Winter am vierten Adventswochenende gleich so unbarmherzig zuschlug, das bedurfte einiger Gewöhnung. Dennoch fanden etwa 100 Leute den Weg zum Riether Kirchberg, um das Konzert des Thüringer Männerchor “Ars Musica” aus Suhl miterleben zu können. Glüchwein sorgte zudem schon vor dem Konzert für innerliche Wärme, das von der Bläsergruppe Rieth eröffnet und mit dem gemischten Chor aus Rieth fortgesetzt wurde. Die Sänger von “Ars Musica” waren in Rieth nicht ganz unbekannt, denn schon zweimal waren sie in den vergangenen 15 Jahren zu Gast, allerdings immer nur mit einem Teil des Chores. So war es ihr größter Wunsch, einmal in voller Besetzung in Rieth auftreten zu können.

Das ist nicht ganz einfach, da die einstigen Mitglieder des Knabenchores der Suhler Philharmonie mittlerweile in ganz Deutschland “verstreut” sind. Am vergangenen Samstag nun gelang es ihnen, in kompletter Besetzung mit ihrem Leiter Hubert Voigt ein sehr anspruchsvolles Konzert dazubieten, das von den Zuhörern begeistert aufgenommen wurde. Mit Kompositionen von Georg Friedrich Händel, Friedrich Silcher, Josef von Eichendorff oder Willi Trapp bewiesen sie ihre hohe gesangliche Qualität. Mit Liedern aus Spanien, Polen, Schlesien oder dem Volkslied aus dem Eichsfeld “Maria durch ein Dornwald ging” setzten sie ihr Programm fort. Wieder einmal zahlte sich die von Voigt akribisch betriebene Einzelstimmbildung bei seinen einstigen Chorschülern bis heute aus. Als besonders eindrucksvoll und echtes Gesangserlebnis erwies sich die vorgetragene “Hymne an die Nacht” von Beethoven. Trotz der niedrigen Termperaturen belohnen die Sänger den großen Beifall mit einer Zugabe.

Gegründet wurde der Männerchor 1994 von ehemaligen Sängern des Suhler Knabenchores. Seine Wurzeln reichen bis ins Jahr 1972, als Hubert Voigt den Knabenchor gründete. Einmal dem Gesang verschrieben, lag die Fortsetzung in einem Männerchor nahe. Die Schwierigkeiten des Chores, der sich der Pflege anspruchsvoller Chorliteratur verschrieben hat, bestehe darin alle einmal fürProben zusammen zu bekommen. Einmal im Monat aber schaffen sie es in der Regel und geben im Laufe des Jahres sechs bis sieben Konzerte. Hinzu kommen in diesem Jahr vier Weihnachtskonzerte. Dazu gehörten am 4. Advent das Konzert in Rieth und ein weiteres in ihrer alten Heimat Suhl.

[message_box type=”note” icon=”yes” close=”Hide”]Erschienen im Freien Wort 21.12.2009
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2009, Kritiken

Aus zwei mach eins mit dem richtigen Ton

Frauenchor „Ars Vocalis“ aus Wangen probt mit Suhler Männerchor „Ars Musica“ für Konzert

Suhl/Wangen – Der Regen tropft die Burgmauern hinunter – plop, plop. Drinnen klopf Hubert Voigt den Takt – tock, tock. Der Nebel steigt um das alte Gemäuer auf, drinnen erfüllen Stimmen hell den Raum. Auf der Johanniterburg in Kühndorf hallt der Chorgesang von „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“ wieder.

Die Chöre arbeiten unter der Leitung von Hubert Voigt an einem gemeinsamen Projekt – ein Gedenkkonzert anlässlich des 200. Geburtstages von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auch ein eigenes Jubiläum haben sie zu feiern. Vor zehn Jahren begann die Zusammenarbeit zwischen Suhl und Wangen im Allgäu. 1999 gaben die Chöre erste gemeinsame Konzerte in Hildburghausen und Breitungen. 2004 und 2007 folgten weitere Auftritte in den Heimatregionen.

Probe 03.2009 mit Ars VocalisZwei Chöre aus einer Hand

„Die Qualität der Chöre ist gleich, weil sie aus einer Hand geschaffen wurden“, sagt Michael Ehricht und meint damit die Arbeit von Hubert Voigt. Er baute in Suhl den Knabenchor auf. Aus ihm ist mittlerweile der Männerchor geworden. Als Voigt 1993 nach Wangen im Allgäu ging, setzte er seine Chorarbeit fort. Er leitete einen Mädchenchor, der zum Jugendkammerchor und schließlich zum Frauenchor wuchs. Er führte „seine“ Chöre zusammen. „Mit Männer- und Frauenstimmen und verschiedenen Chorstrukturen ist die Abwechslung größer und das ist auch für den Zuhörer angenehmer. Auch das Angebot an Chorliteratur ist für gemischte Chöre größer und man kann die Klangkultur ausschöpfen“, sagt Voigt zu der gemeinsamen Arbeit von „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“. Die Mitglieder beider Gesangsgruppen sind längst den Kinderschuhen entwachsen und über ganz Deutschland verstreut, studieren und arbeiten. Doch für die Proben im eigenen oder gemischten Chor kommen sie immer wieder zusammen.

„Im Chor zu singen, ist schön, weil es so homogen klingt. Mit den Männern zusammen wird der Klang kompletter und die hellen Stimmen von uns werden ausgeglichen“, sagt Ines Becher.

Das Holz knistert im Kamin. Taschen liegen auf dem Boden, daneben die Ordner mit den Notenblättern. „Alt, Sopran“, gibt Voigt das Zeichen zum Einsatz für die Frauen, lässt eine Hand durch die Luft fliegen und schlägt mit der anderen die Töne am Klavier an. Gesungenes „Ma, ma, ma“ tönt durch den Raum. „Die gemeinsamen Proben sind eine große Bereicherung, man kann sechs-, sieben- oder achtstimmig singen, das ist ein ganz anderes Feeling“, sagt Anja Städele. Gemeinsam singen macht Spaß und ist eine Abwechslung.

Leise singen die Frauen. „Stopp, stopp“, unterbricht Voigt, „meine Schuld, ich habe mich so berauscht an dem wunderbaren Klang“, sagt er, als er sich verspielt, und lacht. Doch schon gleich darauf kehrt der ernste Gesichtsausdruck zurück und er klopft den Takt.

„Jetzt lassen wir die Herren auch mal ein Stück singen“, sagt Voigt und gibt für den anderen Teil des gemischten Chors auf Zeit den Einsatz. Die klaren, hellen Stimmen der Frauen tönen aus den vorderen Reihen, die dunklen, tiefen Stimmen der Männer sind aus den hinteren Reihen zu hören. „Wenn wir auf der Bühne sind, die Männer hinter uns stehen und mit den tiefen Stimmen einsetzen, kriege ich immer eine Gänsehaut. Das ist so ein Surround Sound“, sagt Anna-Sophia Hänsler. Sie war schon bei der ersten Begegnung der beiden Chöre 1999 dabei.

Immer wieder stellen sie sich der Herauforderung, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Das Gemeinschaftsgefühl schweißt die Chormitglieder und auch die beiden Chöre zusammen. Neben der ganztägigen Probe, gibt es an den Abenden die Möglichkeit, die Freizeit miteinander zu verbringen. „Es macht Spaß, weil ein Gemeinschaftsgefühl herrscht. Es ist wie in einem Sportverein, nur das Anspruchsvoll-Künstlerische hebt uns eben von einem normalen Sportverein ab“, sagt Marco Wagner.

„Der wandernde Musikant“ sollen sie nach den Einzelstimmproben singen. „Die Zusammenarbeit ist bereichernd. Ich finde es schade, dass solche Projekte nicht öfter stattfinden. Mittlerweile kennt man sich besser und man hat sich eingespielt“, sagt Christoph Zabel. Auch bei dem Lied „Der erste Frühlingstag“ fliegen die Hände von Voigt durch die Luft und er lächelt, wenn seine Chöre gemeinsam singen.

Gefühl für die eigene Stimme

A-cappella-Gesang hat Voigt schon während seiner Studienzeit in Weimar begeistert. Damals hatte er die Idee, Kindern und Jugendlichen das Gefühl für die eigene Stimme zu geben und an eine anspruchsvolle A-cappella-Gruppe heranzuführen. Dass ihm das mit dem Suhler Knabenchor, den er ins Leben rief, und später mit „Ars Musica“ und „Ars Vocalis“ im „Doppelpack“ gelungen ist und diese beiden auch miteinander harmonieren, davon können sich Konzertbesucher am 27. und 28. Juni überzeugen. Dann treten die Chöre gemeinsam auf und geben das Mendelssohn-Gedenkkonzert in Suhl und Schleusingen. Wenn die hellen und tiefen Stimmen gemeinsam erklingen, sollen dann nicht nur die Sängerinnen und Sänger eine Gänsehaut bekommen.

[message_box type=”note” icon=”yes” close=”Hide”]Erschienen im Freien Wort 07.03.2009
Autor: Linda Hellmann
Foto: frankfoto.de
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