2005, Kritiken

Der Männerchor „Ars Musica“ in der Stadtkirche Giengen

Einen eindrucksvollen Gesangsabend bot am Samstagabend der thüringische Männerchor „Ars Musica“ in der Stadtkirche Giengen. Mit zupackender Frische und subtiler Klanggestaltung ging es ans Werk. Das Programm bot in der ersten Hälfte Stücke aus dem sakralen Bereich, während im zweiten Teil Bekanntes aus „weltlichem“ Musikgut geboten wurde.

Festlich begann es mit „Lobt den Herrn der Welt“ nach dem „Trumpet Voluntary“ von Henry Purcell. Warm und satt die Bässe, klar und rein die Tenöre, sauber abgestimmt und zurückhaltend in der Dynamik präsentierte sich ein geschulter Klangkörper, dessen Stärke ohne Zweifel die einfühlsame Gestaltung der Stücke war. Dirigent Hubert Voigt arbeitete behutsam und mit sparsamen Gesten, wohl wissen um das Können seiner Sänger.

Bei Michael Haydns „Hymne an Gott“ gab es kleine Unregelmäßigkeiten in den mittleren Lagen, was aber den Gesamteindruck nicht beeinträchtigte. Mit romantischem Schmelz, zart und pointiert erklang die „Motette“ von Hans Georg Nägeli. Zwei russische Stücke mit machtvollen Passagen zauberten die Suhler Künstler in den Raum, ohne allzu viel Bombastik mit „russischer Seele“ aufkommen zu lassen. Mit klar konturierter Gestaltung des vielstimmigen „Ave Maria“ von Rolf Lukowsky zeigten die Choristen ein weiteres Beispiel ihres Könnens, ebenso wie in den komplexen Figuren des „Cantate“ von Richard Strauss. Flott und beschwingt ging es mit Anton Bruckners „Sternschnuppen“ weiter. Sauber und klar kamen die Kadenzen, und wie in Franz Schuberts verklärt-beseeltem „Nächtliches Ständchen“ zeigten die sympathischen Thüringer wieder ihre Stärke in den dynamischen Abstufungen.

Der Chorhit „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ nach der Melodie von Felix Mendelssohn Bartholdy beeindruckte durch kunstvolle Ausgestaltung, ebenso wie „Der Mai ist gekommen“. Lautmalerisch und taktsicher kam Hugo Distlers „Jägerlied“. der Schulchor-Schreck“ Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee“ zeigte hier den filigranen Charme eines erlesenen Kunstwerks.

Ein Chorkonzert in unseren Breiten wäre unvollkommen ohne „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Kein Feuer, keine Kohle“. Auch hier nicht die Spur tremolierender Spießigkeit. Als echte Leckerbissen gab es zwei chinesische Weisen, die sich inhaltlich kaum von deutschem Befinden unterschieden. Mondlicht, das sich im Teich spiegelt, verzauberte etwa im „Liebeslied vom Kangding“, in Originalsprache gesungen. „Jasmin“ hatte wiederum fast mediterrane Harmonien aufzuweisen. Auch ohne des Chinesischen mächtig zu sein, konnte man sich an den gekonnt gestalteten Klangbildern erfreuen. Silchers „Das Lieben bringt groß Freud“ erklang als gelungener Abschluss eines hervorragenden Konzertes und als Hommage ans Schwäbische.

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Erschienen in der Heidenheimer Zeitung/ Lokalausgabe Giengen vom 10.05.2005
Autor: Hans-Peter Leitenberger
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