Berichte

Gruchenberg: „Das ist etwas, das zu einem kommt, wenn’s sein soll“

Den Prince of Denmark’s March zum Auftakt an der Orgel zu geben – ein geschickter Zug des Maik Gruchenberg. Passend für das Konzert des Männerchores Ars Musica, auf das das Publikum geradezu gewartet zu haben scheint.

Von Heike Hüchtemann
Suhl – Festlich und voller Freude nimmt das Konzert von Ars Musica Fahrt auf. Maik Gruchenberg spielt den Prince of Denmark’s March von Jeremiah Clarke (1674 – 1707) an der Wagner-Orgel in der Hauptkirche. An der Orgel also, an der er, der in Suhl aufwuchs, seine ersten Musizier-Versuche unter Anleitung von Elisabeth Schubert unternommen hat. Jetzt ist er (Bariton) Mitglied im Opernchor Halle, tritt solistisch auf, gibt Orgelkonzerte und leitet die Hallesche Kantorei. Und seit Anfang dieses Jahres auch den Männerchor Ars Musica. Zum Glück. Das hat sicher mancher im großen Publikum am Sonntag gedacht. Denn nachdem Hubert Voigt, der den Suhler Knabenchor aus der Taufe hob und dann auch die Männer unter seine Fittiche nahm die Leitung von Ars Musica abgeben musste, hing der Chor, dessen Sänger allesamt dem Suhler Knabenchor entwachsen sind, in der Luft.Das schon selbstverständliche Weihnachtskonzert fiel aus. Aber die Sänger sind sich und ihrer Gemeinschaft auch über die Durststrecke hinaus treu geblieben. Und sie wurden dafür mit einem neuen Leiter belohnt. Mit Maik Gruchenberg.

Der Männerchor Ars Musica gab am Sonntag ein begeisterndes Konzert in der sehr gut besuchten Suhler Hauptkirche. Foto: M. Bauroth

Musikalischer Scherz
Auch das Publikum ist treu. Und zwar „ihren“ Sängern, die ihm dafür einen Zwischenapplaus spendieren. Eine schöne Geste, die sich stimmig einfügt in das Programm, das einiges an Bekanntem im überarbeiteten Gewand bereithält und auch Neues. „Hebe deine Augen auf“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 -1847) beispielsweise. Oder „Trösterin Musik“ aus der Feder von Anton Bruckner (1824 – 1896), mit dem die Männer auf feinste Weise zum beinahe atemlosen Zuhören zwingen. Für Entspannung sorgt Gruchenberg mit einem musikalischen Scherz von Gottfried Fischer (1924 – 2009) an der Orgel, an der er sechs Variationen von „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ à la Wolfgang Amadeus Mozart spielt.
Und wieder nehmen die Männer Aufstellung und lassen solch bekannte Weisen wie „Der Lindenbaum“ von Franz Schubert oder „Das Heimattal“ von Fritz Stein mit ihren brillanten Stimmen erklingen, bevor sie die „Brüderschaft“ von Simon Breu vortragen. Das Lied also, das viele vielleicht unter dem Titel „Im Krug zum grünen Kranze“ kennen. Den haben die Sänger zum Besten gegeben, als sie während eines Probenwochenendes
in Halle in ein Gasthaus einzogen, das genau diesen Namen trägt. Und was machen die Männer? Sie singen los. Zur Freude des Wirtes, der anderen Gäste und zu ihrer eigenen. So sind sie eben. Sie leben ihr Hobby, ihre Gemeinschaft und pflegen beides mit gebotener Behutsamkeit und mit Engagement, das spürbar wird. Auch beim Singen des norwegischen Tanzes „Halling“ von Edvard Grieg, dessen Text aus solchen Wortern besteht wie
Schrumm und Heisa dudel deia. Wie herrlich ein quasi Nicht-Text klingen kann, das lässt Ars Musica hören.
Und das in einer ebensolchen stimmlichen Qualität wie „Kyrie“ „De Profundis“ und „Sanctus“ des zeitgenössischen polnischen Komponisten Piotr Janczak. Dazwischen setzt Gruchenberg Orgelstücke von Grieg und Boöllmann, mit denen er die Seele berührt. Was Wunder, dass das Publikum begeistert ist, Zugabe um Zugabe fordert, die Ars Musica gerne gibt unter anderem mit „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“ und „Veronika, der Lenz ist da“.

Schwer vorstellbar, dass der Nachklang dieses wunderbaren Konzertes kurz nach dessen Ende im grölenden Getaumel von Fußball-Deutschland untergehen soll. Es gibt nichts zu grölen, sodass dem Nachklang eine
Chance fürs Überleben bleibt …Ars Musica ist wieder da. Das und den guten Faden, den die Sänger mit ihrem neuen Leiter spinnen, honoriert das Publikum mit tosenden Applaus. Maik Gruchenberg, der ob der Anstrengungen beim Dirigieren, Musizieren und Treppensteigen zwischen Chorraum und der Orgel hoch über ihm ins Schwitzen kommt, ist dankbar für diesen Erfolg. „Mir ist heute bewusst geworden, dass man sich für eine Chorleiterstelle für ein Ensemble wie Ars Musica eigentlich gar nicht bewerben kann. So etwas wie die Gemeinschaft dieser tollen Männer kommt zu einem, wenn es sein soll“, sagt er. Es soll sein – ganz offensichtlich.